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Borchardt, Ludwig
Die aegyptische Pflanzensäule: ein Kapitel zur Geschichte des Pflanzenornaments — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.43137#0054
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42

an der Grenze der Spätzeit stehenden Taharka-
Säulen im ersten Hofe des grossen Amons-
tempels zu Karnak !) sich wieder mehr an die
richtigen Formen des Papyrus anlehnen. Es
fehlt diesen Säulen zwar die Schwellung, auch
laufen die Doldenstrahlen wieder in Lilien und
Papyrus aus, aber die Umrisslinie, sowie der
feine obere Rand des Kapitells und namentlich
die recht gut gezeichneten Kopf- und Fuss-
blätter geben dem Ganzen dennoch ein fast
naturalistisch zu nennendes Gepräge, das sie
weit über die plumpen Gebilde der Rames-
sidenzeit erhebt.
Selbstverständlich tritt auch bei unseren
offenen Papyrus-
säulen in der Spät-
zeit die allen Säu-
lengattungen
eigene Herunter-
schiebung desHals-
bandes ein, wie
beispielsweise eine
noch unfertige
Säule (Abb. 67) aus
Giseh zeigt.
Ebenso selbst-
verständlich ist es,
dass unsere offene Papyrusdolde in der Ptole-
mäer- und Kaiserzeit häufig wieder auftritt
und zwar hier zum ersten Male sicher als
Bündelsäule (Abb. 68 u. 69). Daneben treten
allerdings auch noch Einzelsäulen mit offenem
Doldenkapitell auf. Unter letzteren ist beson-
ders ein Beispiel erwähnenswerth, das von dem
sonst in der Ptolemäischen Epoche üblichen
Typus der Säulen abweicht: eine Säule aus
Kom-Ombo3), die die Eierunterschiebung des
Elalsbandes nicht hat. Bemerkenswerth ist
ausserdem hier und auch bei anderen Bei-

Abbildung 67*


ML. 9 * * WC«*.
Offene Papyrussäule
aus Giseh, Grab 81. Sp. Zt.; nach
L. D. I, 27.

J) S. Berl. Museum Ph. 84.
2) S. Berl. Museum Ph. 142 u. 143.


Papyrus-Bündelsäule mit offenem Doldenkapitell
aus Philae. Sp. Zt. Ptolemäisch; nach eigener Aufnahme.
 
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