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Borchardt, Ludwig; Deutsche Orient-Gesellschaft [Hrsg.]
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Abusir: 1902 - 1904 (Band 1): Das Grabdenkmal des Königs Ne-User-Re' — Leipzig, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.36919#0055
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Abschnitt III, A: Torbau im Tale

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Aufgang.
Hauptstellen untersucht, am oberen und unteren Anschluß, sowie in der Mitte, etwas östlich
vom Knick.
Sein Fundament erreichten wir nur oben am Anschluß an den Totentempel (Abb. 26 und
k, 4, 5). Er bestand dort, so weit wir es ohne Zerstörung* feststellen konnten, d. h. in der
Außenfläche, aus zwei weißen Kalksteinschichten, die stufenförmig abgetreppt waren. (S. Blatt 6,
unten.) Auf die obere dieser beiden Stufen setzte die äußere geböschte Bekleidung aus
weißem Kalkstein auf.
Den Kern des Aufweges konnten wir am besten an der mittleren Untersuchungsstelle
zergliedern (s. Blatt 7, unten). Es besteht aus zwei, in einem Abstande von 3,80 m = 7,3
äg. Ellen neben einander herlaufenden Futtermauern aus gelbem Kalkstein. Die einander
zugekehrten Seiten derselben sind vertikal, die äußeren dagegen, wie es theoretisch bei ein-
fachen Futtermauern richtig ist, geböscht, und zwar im Mastabawinkel von 75,50 = 1,75 Hand-
breiten Rücksprung auf 1 Elle Stei-
gung. Die Böschung ist, da man sie
von außen nicht sieht, nicht glatt
durchgeführt, sondern nur durch Ab-
treppung gebildet. Der Raum zwi-
schen den beiden Futtermauern ist
mit roh gepackten Kalksteinen ohne
Bindemittel gefüllt, während die Stütz-
mauern das für Innenmauerwerk
übliche Bindematerial zeigen: Zwick-
steine, Nilschlamm mit Sand und in
den Außenfugen etwas Kalkmörtel.
Mit diesen zwei Futtermauern
und dazwischen liegender Füllung reichte man aus, solange der Aufweg niedrig blieb, sobald
er höher wurde, war es notwendig, beiderseitig davor Mäntel zu legen, um die Verkleidung
der Seiten richtig anlegen zu können. An unserem Schnitt haben wir auf der Südseite
bereits die obersten Steine eines dieser vorgelegten Innenmäntel gefunden (s. Blatt 7, unten
links). Weiter unten wird wohl beiderseitig noch ein zweiter Mantel Vorgelegen haben. Die
Konstruktion ist also mutatis mutandis dieselbe wie die der Pyramiden.
Hier wie dort war dann das Kernmauerwerk auch durch eine glatte, weiße Kalkstein-
verkleidung verdeckt (Abb. 27), die genau wie die einer Pyramide konstruiert und auch ebenso
geböscht war. Wir maßen 54,5^ Böschung. Die im Querschnitt trapezförmigen Blöcke der
Bekleidung liegen mit sehr unregelmäßiger Schichtung, die Lagerfugen springen, wie es gerade
trifft, die Stoßfugen verlaufen bald senkrecht, bald schräg, alles genau wie bei einer Pyramiden-
bekleidung \ vielleicht noch etwas unregelmäßiger. Hier kommt nämlich noch eine Quelle
der Regellosigkeit hinzu, die bei Pyramiden fehlt. Die Unterkanten der Seitenflächen des
Dammes laufen nämlich den Oberkanten nicht parallel, es gibt also in den Schichten, die
unten dem Fuße der Böschungen wenigstens annähernd parallel verlegt sind, in den oberen
Regionen ganz besonders unregelmäßigen Steinschnitt.


1) Vgl. das noch erhaltene Bekleidungsstück der zweiten Pyramide von Gise und die Bekleidung
von Dahschur.

der Knickpyramide
6*
 
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