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Borchardt, Ludwig; Deutsche Orient-Gesellschaft [Hrsg.]
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Abusir: 1902 - 1904 (Band 1): Das Grabdenkmal des Königs Ne-User-Re' — Leipzig, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.36919#0109
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Abschnitt III, A: Totentempel — III, B: Pyramidenhof — Eckbauten.

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Pflasterplatten nur in den engen Gängen (d, y—g) zu bemerken; im freien Hof ergeben sich
längere, gerade Fugen nur zufällig. Die Verlegung geschah gegen die Pyramide zu, denn
hier hat man, um die letzte schwächere Plattenreihe gegen die bereits unter der Pyramiden-
bekleidung liegende starke legen zu können, die Anschlußfläche bei den dünneren Platten
nach unten schräg fortschlagen müssen. Mit vertikal durchgehender Fugenfläche, welche
die Platten in der Hofmitte sonst allseitig zeigen,
hätte man diese letzte Plattenreihe wohl schwer
an ihre Stelle setzen können.
Die freigelegte Hoffläche wurde natürlich
gründlichst nach Standspuren von Geräten oder
ähnlichem abgesucht. Außer einigen Steinflicken
oder den Löchern, aus denen sie ausgefallen waren
(b, 12 und d, io), sowie einigen in später Zeit
eingetieften Standlöchern für Krüge (b, 12 und
d, 10) wurde aber nichts bemerkt.
Die Wasserabführung vom Hof und in-
direkt von der Pyramide erfolgte in dem frei-
gelegten Teil durch eine unter der Nordmauer
hinwegführende Rinne (b, 12, iß), und ebenso
durch Abflüsse am Fuße der beiden Rampen, welche die Hofausgänge des Tempels mit dem
0,50 m höher gelegenen Hofpflaster verbinden. An der langen Rampe (d, 8, g) ist der Ab-
lauf noch nachweisbar, jedoch konnten wir ihn, ohne zu
zerstören, nicht verfolgen. Er hei wohl wie der nächstgelegene
(d, e, 8) sehr schnell ab und endete irgendwo tief im Sande.
An der kurzen Rampe (c, 4) haben wir keinen Abfluß ge-
funden, er muß aber vorhanden gewesen sein, sonst wäre bei
jedem Regen das Wasser in Strömen in den Tempel geflossen.
Eckbauten. Die Abmessungen der Grundflächen der beiden Eckbauten, die wir oben
mit den Pylonen der späteren Tempel verglichen haben, stehen bis auf ein Maß fest. An den
Seiten sind Stücke der geböschten Bekleidung (c, d, ß; d, iß) oder Standspuren derselben
(d, ß; c, 11, 14) erhalten. Die Böschung hat 82°, d. h. 1 Handbreite Rücksprung auf 1 Elle
Steigung. Nur die Südfront des südlichen Eckbaus ist noch zweifelhaft, wird aber hoffentlich
bei der Ausgrabung des Totentempels des Nefer-er-ke'-re noch ermittelt werden. Die Kon-
struktion stellte sich im Kernmauerwerk als aus außen besser, innen ganz lose, mit wenig Mörtel ge-
packtes Massiv heraus. Der südliche Eckbau, der im Kernmauerwerk mit durchgehender Fuge
an den Kern der südlichen Tempelmauer angesetzt ist, besteht aus zwei im Grundriß
quadratischen Klötzen, deren Zwischenraum (c, d, 2) sichtlich später erst gefüllt worden ist; der
nördliche besteht aus einer analogen Konstruktion (d, 1 ß), hat aber noch eine später angefügte
Verlängerung nach Norden (d, 14). Auf diese Eigentümlichkeiten kommen wir noch in dem
Abschnitt „Bauausführung" zurück.
Der architektonische Aufbau beider Eckbauten dürfte dem der späteren Pylone wirklich
geglichen haben. Die einzige, wenigstens als Standspur erhaltene Ecke (c, 14)1 zeigt abei
keinen Ansatz für einen Rundstab, wie wir ihn an den Ecken von Pylonen voraussetzen müßten.
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Abb. 78: Profil des oberen Ab-
schlusses der Hofmauer.
 
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