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Borchardt, Ludwig; Croon, Louis
Die Entstehung der Pyramide an der Baugeschichte der Pyramide bei Mejdum nachgewiesen — Berlin, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.32634#0047
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scheint mit der Vorstellung zusannnenzuhängen, daß die Toten zu den ,,Stemen, die den
Untergang nicht kennen", den Circumpolarsternen, also nach N, fiiegcn. Die Vorsteliung
eines westiichen Totenreiches, die vielleicht später ist, verlangt aber eher einen Ausgang für
den Toten nach W und einen Totentempel auf der W- oder O-Seite, wobei die O-Seite wohl
wegen der besseren Zugänglichkeit vorgezogen werden nmßte.

Für den Bau der Knickpyramide wur zuerst dieser W-Ausgang vorgesehen und aus-
geführt. Erst im Laufe des Baues änderte man die Anlage dahin um, daß wieder der übliche
N-Ausgang angelegt wurde. Ob das einen unvollständigenRückfail zu den älteren Vorsteliungen
bedeutete, und auch derTotentempel auf dieN-Seite gelegt wurde, oder ob einVermittlungs-
entwurf, E 2, zur Ausführung kam, bei dem der Eingang von N und der Totentempel im 0
war, das einmal zu entscheiden, muß einer späteren Ausgrabung vorbehalten bleiben.

Beim Snefru-Bau bei Mejdum aber ist die Anlage des W-Ausganges anscheinend gar nicht
mehi' in Frage gekommen, er bekam einen N-Ausgang und einen, wenn auch noch kleinen,
O-Tempel.

Mit Rücksicht auf diese Betrachtungen muß man wohl die Knickpyramide zeitlich zwischen
Djeser und Snefru ansetzen. Will man sie dem direkten — nach dem Pap. Prisse — Vor-
gänger des Snefru, dem Könige Hu\ zuweisen, so kann das richtig sein, ist aber bisher un-
beweisbar.

Jedenfallsist in derKnickpyramideeinSuchen nach einerneuen Form vorhanden, von
der später erstens der quadratische Grundriß und zweitens die glatte Bedeckung, zum Unter-
schiede von der Aufteilung in Stufen, in die weitere Entwicklung übernommen werden.

Es ist also sehr wahrscheinlich, daß die Baumeister des Snefru bereits den länglich recht-
eckigen Mastabagrundriß, auf den erst Schepses-kafs Architekt noch einmal wieder zurück-

Abb. 8. Die Entwürfe der Stufenpyramiden und der Pyramide des Königs Snefru.

kam, für ein königliches Grabdenkmal als nicht mehr modern empfanden und den neueren
quadratischen Grundriß für den Bau bei Mejdum wählten. Sonst aber hielten sie sich vor-
läufig von den Neuerungen der Knickpyramide fern.

Ihre ersten Entwürfe (s. Abb. 8) und Ausführungen — die zwei unbenannten sowie E 1
und E 2 —- hatten noch die Stufenform, waren aber wegen der Übertragung des quadratischen
Grundrisses der Knickpyramide auf sie aus Stufenmastabas zu Stufenpyramiden geworden.
Erst ihr letzter Entwurf E 3 brachte dann die richtige Pyramidenform, die sie dann im
zweiten Grabdenkmale des Snefru bei Dahschur wiederholten, und die durch die Jahrtausende
hindurch blieb.

^ Frither Hürü gelesen.

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