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IX. Moderne Irdenware.


Unsere bisherige Uebersicht über die
Kunsttöpferei der Gegenwart hat an
erster Stelle die neben dem Porzellan un-
streitig wichtigste Gattung, das Steinzeug
und Steingut und im Anschlüsse daran die
Arbeiten mit metallischem Lüster, welche
teils dem Steingut, teils der Fayence zu-
zuzählen sind, beleuchtet. Bei der Wür-
digung des Neuen musste doch allent-
halben des Verhältnisses gedacht werden,
in welchem dieses zur historischen Keramik

steht. Es thut ihrer Selbständigkeit und
ihrem Werte keinen Abbruch, wenn man
selbst für die modernsten und am meisten
als neu und überraschend empfundenen
Erscheinungen die historische Grundlage
nachweisen kann. Auch auf diesem Ge-
biete hat sich als wahrer Fortschritt er-
wiesen, auf alten bewährten Kunstmitteln
bauend im neuen Geiste zu -schaffen.
Dies gilt auch von einer dritten kerami-
schen Kunstgattung, die, statt sich an
ausländische oder an ältere
geschichtliche Vorbilder anzu-
lehnen , an noch bestehende
Ueberlieferungen echter, heimi-
scher Volkskunst anknüpft und
mit modernem Farbensinn und
mit moderner Zeichnung eine
Art künstlicher Bauerntöpferei
ins Leben ruft.
Es ist schwer, diese Gat-
tung mit einem zusammen-
fassenden Namen zu bezeich-
nen; sie hat auch in der Ge-
schichte der Keramik niemals
einen solchen besessen. Auf
einfachem Ffandwerksbetriebe
beruhend und ohne technische
Weiterentwickelung, hat sie
gleichwohl alle Epochen über-
dauert und ist überall da aus-
füllend eingetreten, wo die
Kunstkeramik eine Lücke auf-
weist. Die Technik arbeitet
mit den einfachsten Mitteln
und benutzt den gemeinen

Fig. 52. Schüssel mit Fischen, das Muster im grünen Beguss
eingeschnitten. 380 mm breit. Fabrik von Gustafsberg.
Leipzig, Kunstgewerbe-Museum.
 
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