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XXII

Die Geschichtsschreibung der Abtei Reichenau.

quo suis munitam esse völuerunt, nullumque alium praetor apostolicum agnoscat dominum Angine, non
omni um quidem sed praeeipuorum designatio1); sie enthält zahlreiche, sehr ungenaue Auszüge oder
Angaben von Papsturkunden, deren einstiges Vorhandensein ich bezweifle2); ein entsprechendes Ver-
zeichnis der königlichen Privilegien ist noch unzuverlässiger. Ausgezeichnet dagegen durch Fleiß
und Quellenangaben ist das Hauptwerk Lipps, die Sintlacisaugia, id est praesidum antiquitate,
nobilitato, rcligionc et sanetitnte praestantissimi et excollontissimi Augiae majoris asceterii a prima
fundatione ad nostra usque tempora rerum gestarum Synopsis; ich habe schon früher die Ver-
mutung ausgesprochen, diese Schrift sei die von P. Bonifatius Sprenger dem Lippus zugeschriebene
lateinische Bearbeitung des Ohem2); er hat für dieselbe noch die Visio Wettini, Baronius, Binius,
Trithemius, und andere Autoren herangezogen, auch sind die einzelnen Exzerpte ziemlich gut in-
einander verarbeitet. Die Zusammenstellung geht bis auf Johann Georg, Bischof von Konstanz, 16013).

Eine bedeutende Anzahl von Abschriften älterer Reichenauer Quellen besorgte Johann
Egon4) aus Altdorf bei Ravensburg, seit 1626 Prior in der Reichenau [f 1643]. Seine wichtigste
Arbeit war aber das Buch de viris ülustribus monasterii Augiae Divitis5), welches Pez veröffentlichte;
es ist eine Nachahmung des entsprechenden Werkes von Mezler für St. Gallen. Es enthält wie
die Sachen Lipps manche überraschende Angaben, deren Richtigkeit wir jedoch weder beweisen
noch wahrscheinlich, machen können; ich würde es nicht wagen, allein auf Egons Angabe hin
irgend eine Thatsache für erwiesen zu halten 6).

Eusebius Manz7), welcher schon 1652 vor dem Zorn des Bischofs von Konstanz nach
Osterreich fliehen mußte, wo er bis 1685 lebte, hat in der Reichenau nur den Panegyricus: Vivit
p>ost funera rirtus hinterlassen.

Größeres Interesse haben Franciscus Lambert und Januarius Stahel8), deren Namen
mit den großen Reichenauer Annalen des XVIII. Jahrh. verknüpft sind. Genaueres habe ich über
die Entstehung dieser Annales succineti monasterii B. Mariae Virginis et S. Marci evangelistae in
Augia majore seu Divite 0. S. P. N. JBenodicti ab anno 724 usque ad annum 1744 inclusive nicht
in Erfahrung bringen können. In der Reichenauer Hs 312 stehen Bruchstücke derselben
[724—R23, 1165—1509, Suppl. 1181—1561] von Stahels Hand; die Gießener Hs enthält die voll-
ständigen Annalen bis 1395, die Münchener9) bis 1647. Auch diese Annalen bieten uns, außer
einigen Urkundenkopien [vor allem Nr. 4} und wenigen nekrologischen Daten nichts Neues für die
ältere Geschichte des Klosters. Für die Zeit nach Ohem sind sie natürlich eine schätzenswerte
Quelle; aber diese Zeit nimmt unser Interesse nur in sehr beschränktem Maße in Anspruch10).

In unserem Jahrhundert hat ein Vertreter der schwäbischen Romantik, 0. F. H. Schönhuth,
die Schicksale des ehemaligen Klosters Reichenau mit großer Liebe aus den Quellen dargestellt11).
Leider ist seine fleißige Arbeit sehr unkritisch. Einer gegründeteren Kenntnis der lehrreichen
Geschichte des alten Klosters sollen die «Quellen und Forschungen» dienen.

1) G. L A. Karlsruhe. Hs- 313 b.

2) Urkundenfälschungen p. 23. 24.

3) Genau, wie Sprenger behauptete. — 4) Mone I (85).

-5) Vielfach in den Reichenauer Hss- [s. oben XXVI, Anm.].
6) Vergl. Ohem 5, 16. - 7) Mone I (87).

8) Mone I, 87. Haller, III, 1460.

9) Aus dem Exemplar Meichelbecks von Precht abgeschrieben.

10) Eine Chronik der Abtey Reichenau von Tschudi erwähnt Hall er III, 1457.

11) Die Arbeit von Staiger hat topographisches Interesse. Spachs Essay im Bull, de la soc. pour la cons.
des mon. d'Alsace II, VI (1868) ist feuilletonistisch.
 
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