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G

Von den stifftern des gotzhusee Ow.

[4. 5. 6.)

landes Turgöw, und als man sagt, uff dem. schloss Sandegk, ain hochedier man, ain land- 1

VOgt der krön Frankl'icll, mit namen Sintias, gesessen. Derselbig Sintiras haut usser der inbrünstigen

liebe gots und besonderm | insprechen gottes und andacht sin vatterland und haimet ain zitt
| verlaussen, ain bilgrischafft zu hailigen lütten und Stetten antretten. Als er nun vii

hailiger stett und gewichte clöster mit sinem demüttigen und verdienlichen gepett erkunet, ist er komen an 5
ain gegny und ort, da er den hailigen cllOrbischoff sanet Priminium in dem castell Melcis, in Frankrich ge-
legen, erfunden haut, da er sinen bisch offiiehen tüm und sitz mit vättei'licheil Sorgen on alles lasterhielte.
Sintlas ward gar erlich von dem bisclioff empfangen; und als alle notturfftigkait des libs gestilt, besorget und versehen
was, haben die zweil göttlich man die nacht gantz mit hailigen underreden verzert. Als nun die stund, das
göttlich ampt zu üben nahet, kam der hailig bischoff uff das ort, da er gewon was, das gotzwort zu verkünden, 10
ward mit römischer und francosischer zungen sin 1er und straff zimlich und fruchtparlichen sagen und offnen. Er
kond baid zungen wol reden, des sich alle, die da waren und hl horten, verwundrotten, nit ingedenk, das
die ersten der kristenlichen kilchen lerer, in ain hus ingonde, ainer zungen gelert und begaubet, und wider usgonde
in ander man verwandlot, aller Völker zungen klar und verstentlich wissten zu reden, etc.

Do nun das göttlich ampt ordenlich Primi ni US, und SilltlaS den imbis frölich in gott dem herren 15
volbracht, von dem tisch uffgestanden und das gratias gesprochen hetten, hielten der benempt Sintlas und ander
sine mitbilgrin ain haimliches gespräch, ainer nach dem andern wainen und ser sünfftzen, sich aines söllichen vatter
berobt und manglen, der dann dem cristenlichen volk in irer vatterland, göttlicher lerer lliailgleil den somen
des gotzwort könd und mächt mittailen, fiengen an sant Priminium ernstlichen und demüttenclichen bitten, ob es
muglich wer, ettwas zitt by inen zu wonen, damit und das volk, | vätterlichen hirten berobt, nit widerumb in die 20
haidischen sitten, irrsal und Ullglobeil dienstper wurden, und sagten, das das gemaill Volk durch onbe-
sorgsamy der lerer an dem cristenlichen globen, ettliclie lawe, ettliche in den alten irrsal in vil stucken wider verkert
werend. Sant Priminius antwurt inn, nit gepürlich sin, aines andern bischoff bistümb one verwilligung des babsts

1 und als m. sagt fehlt P. — 15 D-. Da nun Pirminius d. g. a. volbracht und Sintlas sanipt andere seine mitpilgere den ymbis
genommen, auch gott d. h. dank d. gesagt . . . etc. — das Folgende gekürst und etwas verändert. — 20 D: müglich w., das er den weg
der pylgerschafft mit inen in das theutschland neme, damit d. v. — 21 ungehorsamy S. — 23 D: antwurt im gar gütlich, nit. — D : des
babsts anzenemen; dafür der folg. Satz erweitert.

so zeigt diese in auffallender Weise gerade die eigentümliche Manier des Öhem. Für die erste Hälfte
seiner Chronik benutzt er dreierlei Hülfsmittel durcheinander: einmal den Hermann und den Abts-
katalog, dann die Urkunden des Klosters und endlich allerlei andere Quellen, wie sie sich für den durch
Hermann und die Urkunden hergestellten Zusammenhang verwendbar zeigten. Ohne Rücksicht auf die
hierdurch entstehenden Widersprüche arbeitete er alles mit blindem Fleiß ineinander, mit Vorliebe aus
seinen Erinnerungen an mündliche und schriftliche Erzählungen kleine Züge einfügend. [Vergl. hierzu die
Einleitung.] — Die ältere Vita Pirminii [M. SS. XVx] ist zu Grunde gelegt; doch scheint die jüngere [Brower,
sidera ill. virorum] fortwährend daneben verglichen zu sein; von manchen Stellen der jüngeren Fassung
versprach sich Öhem offenbar eine ungleich bessere Wirkung. Mitten in der Vita finden sich der
Bericht des Herrn, contr., die angebliche Urkunde Karl Martells und zwei Notizen aus einem alten
Bücherverzeichnis, worauf zurückzukommen. — Zur sachlichen Kritik vergl. Exkurs I der Urkunden-
fälschungen 102 ff. — Pirminius (Vita); die gleichzeitige Form wäre Perminius, vergl. Holder-Egger,
MG. XV1, 21,4. — 1 als man sagt — mündliche Quelle. — Sandegg, später Reichenauer Schloß am
Untersee. 2 krön Fr., ebenso wie die weiteren Zusätze nur Folgerungen Öhems aus den ihm vor-
liegenden Erzählungen; vergl. die Urkunde Karl Martells u. die daran geknüpften Erörterungen Öhems. —
Sintlas aus dem alten Namen der Insel und des Klosters: Sintleozesauua entnommen [Urk.-Fälsch.
102]. — 6 chorbischoff (Herrn, contr.) vergl. Urk.-Fälsch. 104, Note 1. — in Frankr. aus temp.
Theodorici reg. Francorum geschlossen. Melcis, nicht sicher gedeutet, etwa Metz oder Meaux; schwerlich
Melz (St. Gallen) oder Medelsheim (Rheinpfalz) — vergl. Holder-Egger, MG. XV, 21.
 
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