Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0205
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zweites Kapitel. Das Ciborium jgg

verbinden, und aus der auf ihnen sitzenden Kuppel, deren Innenseite meist
mehr oder weniger reich mit Malereien geschmückt ist. Die Säulen sind von
den Ecken des Altares 50 cm oder mehr entfernt, so daß sie denselben rings
frei umgeben. Die heute in den koptischen Kirchen noch befindlichen Altar-
ciborien sind nach den Angaben, die über sie vorliegen, wohl alle Erbstücke
aus der Vergangenheit, wenn auch keines allzu weit in das Mittelalter zurück-
reichen dürfte.

ff. SEGNUNG DER ALTARÜBERDACHUNG
Eine Segnung erhalten Baldachin und Ciborium, wo sie etwa neu
angebracht werden, heute nicht mehr. In den mittelalterlichen Pontifikalien
findet sich dagegen sehr häufig eine benedictio eiborii sive umbraculi altaris,
und zwar nicht bloß in den Pontifikalien der älteren Zeit, sondern auch
noch in manchen des 14. und 15. Jahrhunderts.

In der Regel besteht sie aus einem Iirvitatorium Oremus, fratres dilectissimi,
Deum rectorem ac gubernatorem omnium saeculorum usw. und einem langen Weihe-
gebet: Omnipotens sempiterne Deus, qui fideli famulo tuo Moysi usw. Sie kommt
aber auch in einer verkürzten sowie in einer erweiterten Form vor. In jener, von
der sich ein Beispiel im Pontifikale von Bergamo* findet, besteht sie bloß aus dem
Weihegebet. In dieser, die uns z. B. im Pontifikale des Magdalenenkollegs zu Oxford'
begegnet, ist zwischen das Invitatorium und Segensgebet eine Salbung der vier
Säulen, die Oraüon Oremusj dilectissimi fratres, indulgentiam Dei usw. und eine In-
zensierung des Ciboriums eingeschaltet. Während der Bischof auf die Säulen mit
Chrisam ein Kreuz macht, spricht er: Sanctificetur hoc umbraculum per istam
unetionem et nostram benedictionem in nomine Domini; die Inszenierung begleitet
er mit der Antiphon: Domine, ad te dirigatur oratio mea sicut incensum. Die Oration
Oremus, dilectissimi fratres, indulgentiam Dei usw. diente sonst zur Segnung des
eiborii itinerarii, eines iMiniaturciboriums, unter das man auf Reisen bei der Messe in
Zelten oder im Freien zum Schutz den Kelch und die Patene stellte (Tafel 159)3. Dar-
stellungen der Segnung des umbraculum altaris sind in den Pontifikalien äußerst
selten. Tafel 151 gibt eine Miniatur wieder, welche die Benediktionsformel eines
Pontifikales der Colombina zu Sevilla begleitet. Es handelt sich bei ihr um die Seg-
nung eines mit polygonaler Kuppel abschließenden Ciborums. Eine andere Abbildung
auf Tafel 151 ist den Miniaturen des Pontifikales von Bergamo entnommen. Sie zeigt
die Segnung eines an der Wand abgestützten, nach vorne frei über den Altar hinaus-
ragenden, an den Rändern mit Fransen besetzten Baldachins.

ZWEITES KAPITEL

DAS CIBORIUM

I. NAMEN DES ALTARCIBORrUMS
Das Wort ciborium begegnet uns als Name des tempiettoförmigen
Altarüberbaues, den wir heute mit ihm zu bezeichnen pflegen, zuerst in der

1 Vat. lat. 1145. Brüssel (14. Jahrh.) ist der Ordo, der hier

• —, ■.,,., ,-. , ___,__ , , nur aus (nvffatörHirrj und Seeenscelet besteht,

> Ed Wilson (London 10 0) 133; vgl auch einer ^j begleilet8 Welche die Seg-
don Ordo der Bened.cLo eiborii ha Marlene nu]|g ^ M(ms|:.ilJ]; ,£rstelu Es scucitlt da.
A c- !»> ". Z!M- nach, daß man die Formel damals auch wohl
■ Im Pontifikale 9216 der K. Bibliothek zu zu diesem Zwecke benutzte.
 
Annotationen