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Braun, Joseph
Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst — Stuttgart: Metzler, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.52614#0110
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Dominikus — Donatianus

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87. Dominikus.


Dresden, Kupferftichkabinett, Holzfchnitt, E. 15. Jh.
dem Retabel der Rofenkranzbruderfchaft von
etwa 1510 in St. Andreas zu Köln (Inv. Rheinpr.
VI, 1, 4, Taf. IX) fowie bei einer Altarfigur
von 1652 in der St. Paulskirche zu Aachen (Ebd.
X, 2, 185). Auf einem Wandteppich Bafeler
Herkunft von etwa 1475, der fich heute im
Hiftorifchen Mufeum zu Bafel befindet, ift der
Heilige abgebildet in Dominikanertracht mit
Buch in der Rechten, Lilie in der Linken
und Stern über der Stirn (Kurth, Taf. 86).
Keine Darftellung des Heiligen ift eine als D.
gedeutete, aus dem frühen 15. Jh. datierende
Statue eines heiligen Dominikaners mit einem
Stern auf der Bruft in der Paulinerkirche zu
Leipzig (Inv. Sachfen XVII, Taf. XVIII). Sie
gibt vielmehr den lehrenden hl. Thomas wie-
der, dellen Attribut ein Stern auf der Bruft ift.
Das Kreuz in der Hand der Figur ift fpätere,
unzutreffende Zutat. Auch der Stern als Attri-
but des hl. D. entflammt der Legende, die uns
zu erzählen weiß, daß er der Matrone, die ihn
aus der Taufe gehoben hatte, in feiner Kind-
heit mit einem überaus glänzenden Stern auf
der Stirn erfchien, der über den ganzen Erd-
kreis Licht verbreitete (Gräffe 466).
Nie begegnet uns der Rofenkranz als
Attribut des hl. D., wie man das erwarten
könnte, fehlt es doch felbft auf dem Retabel
der Rofenkranzbruderfchaft in St. Andreas zu
Köln.

Donatianus (14. Oktober).
Gegen Ende des 4. Jh. als Bifchof von Reims
geftorben. 863 wurden feine Reliquien nach

Brügge übertragen, das nun zum Mittelpunkt
der Verehrung des Heiligen wurde. Nach fei-
ner Legende, der zufolge er der Sohn eines
vom römifchen Senat zur Unterdrückung eines
Aufftandes mit einem Heer nach Gallien ge-
fchickten Römers war, wurde er in feiner Ju-
gend von einem Diener auf einem Spaziergang
von einer Brücke in einen Fluß gefloßen, aber
lebend wieder gefunden; als man nämlich auf
Geheiß des Papftes Dionyfius, der fich zufällig
an Ort und Stelle aufhielt, ein Rad mit fünf
brennenden Kerzen auf das Waffer fetzte,
wurde es bis zu der Stelle getrieben, wo der
Jüngling am Boden des Flußes lag.
Acta /. Donatiani ep. Rhemen. (AA. SS. 14. Okt.,
VI, 498). — Riquardi, Excerpta (M. G. SS. XV, 2,
854),
Abgebildet ift der Heilige als Bifchof in Pon-
tifikalkleidung, in der einen Hand als generel-
les Attribut den Bifchofsftab, der ihn als
Bifchof kenntlich macht, in der andern als
individuelles ein an die oben mitgeteilte Be-
gebenheit erinnerndes Rad,dem fünf bren-
nende Kerzen aufgefteckt find. So zeigt
ihn ein Tafelgemälde des Jan van Eyck in der
Akademie zu Brügge (Künftle II, 186. Hier


88. Dominikus.
Wimpfen, Dominikanerkirche, Figur vom ehern. Hochaltar, um 1480.
 
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