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Brust.
Die Annahme, daß die Rippe historisch ein Fortsatz des Wirbels sei, wurzelt
wesentlich in der Vorstellung, daß die Septen (Inscriptiones) der muskulösen Körper-
wand, welche an den Wirbeln Anheftung finden (Abb. 6), nur dann durch einen
Skelettstab gefestigt werden können, wenn dieser mit der Wirbelsäule in festem
Verband steht. Gerade die Anfänge des Bildungsprozesses setzen Einheit zwischen
Wirbel und .Rippe voraus. Es steht damit in gutem Einklang, daß die früheste An-
lage der Rippe in der individuellen Entwicklung vom Wirbel aus kontinuierlich
in die Bauchwand vorwächst (Abb. 88).
Außer den Rippenfortsätzen gibt es noch besondere Hämalfortsätze der
Wirbel (ventrale Bogen), welche im Schwanz die Aorta gerade so umscheiden wie
die Neuralfortsätze (dorsale Bogen oder Wirbelbogen schlechthin) das Rückenmark
umgeben. Bei den verschiedenen Tierklassen stehen die Rippen in sehr wechselnder'
Beziehung zu diesen Bogenttldungen. Beim Menschen fehlen die unteren Bogen;
die Rippen, die wahrscheinlich von ihrer Basis ausgingen, haben sich auf die Basis
der dorsalen Bogen verschoben. Bei Amphibienembryonen läßt sich ein ähnlicher
Verschiebungsprozeß noch in seinen einzelnen Phasen nachweisen. Die Verlagerung
der meisten Rippenköpfchen an die Grenze zwischen zwei Wirbeln (S. 86) ist ein
ähnlicher Vorgang.
Meistens sind die Rippen bei niederen Wirbeltieren mit zwei Zinken am Wirbel
befestigt. Bei Säugern ist in dem Höcker, mit welchem sich die Rippe an den
Querfortsatz des Wirbels anlehnt (Tuberculum costae, Abb. 91), ein Rest der zweiten
7. Halsicirbd Halsrippe Epistemum Klavikula I. Manubrium
TFT. VJJ. Proc. xiph. (Sternalleisten)
Abb. SM. Entwicklung des Sternum. a knorpeliger Thorax eines menschlichen Embryo von 13 mm Länge,
von vorn. Die beiderseitigen Rippenfortsätze enden frei, b Chondrothorax bei einem Embryo von 15 mm
Länge, c Brustbein eines Neugeborenen, Knochenkerne schraffiert i.a und b nach Charlotte Müller, Morph. .T.
1096, c nach eigenem Präparat. Aufhellung nach O. Schnitze).
Zinke erhalten. Die Befestigung des Rippenköpfchens an den Wirbelkörpern ist
aber zur Hauptsache geworden; infolgedessen ist die Rippe viel einfacher gestaltet
als im ursprünglichen Zustand. Die historische Entwicklung hat hier von größerer
Komplikation der Form zur Vereinfachung geführt, während gewöhnlich das Ent-
gegengesetzte statthat.
Außer der Hauptossifikation (Diaphyse) kommen zur Zeit der Pubertät noch
epiphysäre Nebenkerne zur Anlage (eine am Rippenköpfchen, zwei am Tuberculum
costae), die erst spät mit der Rippe verschmelzen.
Entstehung Wenn die Rippenanlagen ihre definitive Länge im Embryo ganz oder
1 beines fast ganz erreicht haben, verschmelzen die Enden der 1.—7. Brustrippe jeder -
seits miteinander zu einer Leiste: Sternalleiste (Abb. 89). Sie ist anfangs
bindegewebig (häutig) und verknorpelt später. Die Enden der 8.—10. oder nur
der 8.—9. Brustrippen lehnen sich je an die vorhergehende Rippe an (Abb. 95).
Sie treten nicht zu einer Sternalleiste zusammen. Dagegen wächst die Sternal-
leiste über die Vereinigungsstelle mit der 7. Rippe kaudalwärts hinaus (Abb. 89c.
Proc. xiph.). Die paarigen Sternalleisten vereinigen sich, sobald das Herz
von seiner Entstehungsstätte im Hals in den Thorax hinabgestiegen ist, vom
kranialen Ende anfangend (Abb. 89 b) zum unpaaren Sternum. Bei der Verknö-
cherung (6. bis letzten Fötalmonat, Abb. 89 c) treten oft noch paarige Knochen-
kerne auf. Doch korrespondieren sie nicht mehr genau mit der Zahl der be-
teiligten Rippen und sind oft von vornherein unpaar. Dies ist immer beim
Brust.
Die Annahme, daß die Rippe historisch ein Fortsatz des Wirbels sei, wurzelt
wesentlich in der Vorstellung, daß die Septen (Inscriptiones) der muskulösen Körper-
wand, welche an den Wirbeln Anheftung finden (Abb. 6), nur dann durch einen
Skelettstab gefestigt werden können, wenn dieser mit der Wirbelsäule in festem
Verband steht. Gerade die Anfänge des Bildungsprozesses setzen Einheit zwischen
Wirbel und .Rippe voraus. Es steht damit in gutem Einklang, daß die früheste An-
lage der Rippe in der individuellen Entwicklung vom Wirbel aus kontinuierlich
in die Bauchwand vorwächst (Abb. 88).
Außer den Rippenfortsätzen gibt es noch besondere Hämalfortsätze der
Wirbel (ventrale Bogen), welche im Schwanz die Aorta gerade so umscheiden wie
die Neuralfortsätze (dorsale Bogen oder Wirbelbogen schlechthin) das Rückenmark
umgeben. Bei den verschiedenen Tierklassen stehen die Rippen in sehr wechselnder'
Beziehung zu diesen Bogenttldungen. Beim Menschen fehlen die unteren Bogen;
die Rippen, die wahrscheinlich von ihrer Basis ausgingen, haben sich auf die Basis
der dorsalen Bogen verschoben. Bei Amphibienembryonen läßt sich ein ähnlicher
Verschiebungsprozeß noch in seinen einzelnen Phasen nachweisen. Die Verlagerung
der meisten Rippenköpfchen an die Grenze zwischen zwei Wirbeln (S. 86) ist ein
ähnlicher Vorgang.
Meistens sind die Rippen bei niederen Wirbeltieren mit zwei Zinken am Wirbel
befestigt. Bei Säugern ist in dem Höcker, mit welchem sich die Rippe an den
Querfortsatz des Wirbels anlehnt (Tuberculum costae, Abb. 91), ein Rest der zweiten
7. Halsicirbd Halsrippe Epistemum Klavikula I. Manubrium
TFT. VJJ. Proc. xiph. (Sternalleisten)
Abb. SM. Entwicklung des Sternum. a knorpeliger Thorax eines menschlichen Embryo von 13 mm Länge,
von vorn. Die beiderseitigen Rippenfortsätze enden frei, b Chondrothorax bei einem Embryo von 15 mm
Länge, c Brustbein eines Neugeborenen, Knochenkerne schraffiert i.a und b nach Charlotte Müller, Morph. .T.
1096, c nach eigenem Präparat. Aufhellung nach O. Schnitze).
Zinke erhalten. Die Befestigung des Rippenköpfchens an den Wirbelkörpern ist
aber zur Hauptsache geworden; infolgedessen ist die Rippe viel einfacher gestaltet
als im ursprünglichen Zustand. Die historische Entwicklung hat hier von größerer
Komplikation der Form zur Vereinfachung geführt, während gewöhnlich das Ent-
gegengesetzte statthat.
Außer der Hauptossifikation (Diaphyse) kommen zur Zeit der Pubertät noch
epiphysäre Nebenkerne zur Anlage (eine am Rippenköpfchen, zwei am Tuberculum
costae), die erst spät mit der Rippe verschmelzen.
Entstehung Wenn die Rippenanlagen ihre definitive Länge im Embryo ganz oder
1 beines fast ganz erreicht haben, verschmelzen die Enden der 1.—7. Brustrippe jeder -
seits miteinander zu einer Leiste: Sternalleiste (Abb. 89). Sie ist anfangs
bindegewebig (häutig) und verknorpelt später. Die Enden der 8.—10. oder nur
der 8.—9. Brustrippen lehnen sich je an die vorhergehende Rippe an (Abb. 95).
Sie treten nicht zu einer Sternalleiste zusammen. Dagegen wächst die Sternal-
leiste über die Vereinigungsstelle mit der 7. Rippe kaudalwärts hinaus (Abb. 89c.
Proc. xiph.). Die paarigen Sternalleisten vereinigen sich, sobald das Herz
von seiner Entstehungsstätte im Hals in den Thorax hinabgestiegen ist, vom
kranialen Ende anfangend (Abb. 89 b) zum unpaaren Sternum. Bei der Verknö-
cherung (6. bis letzten Fötalmonat, Abb. 89 c) treten oft noch paarige Knochen-
kerne auf. Doch korrespondieren sie nicht mehr genau mit der Zahl der be-
teiligten Rippen und sind oft von vornherein unpaar. Dies ist immer beim