Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0152

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Rippen und Brustbein.

141

kranialsten der Fall, welcher zum Manubrium wird. Im 12.—25. Lebensjahr
verschmelzen die übrigen 5—7 Knochenkerne zum einheitlichen Corpus sterni
(Abb. 95), welches oft bis ins hohe Alter an Erhabenheiten die ursprüngliche
Zusammensetzung aus segmentalen Stücken erkennen läßt und immer mit
dem Manubrium knorpelig verbunden bleibt. Der kaudale Teil des Sternum
bleibt manchmal ganz knorpelig und entsprechend den paarigen Sternalleisten
geteilt (Abb. 89c, Proc. xiph.). Das ist der Teil, welcher ursprünglich von
der 8. und 9. Rippe gebildet wurde, als diese noch nicht rudimentär waren,
sondern die Mitte des Körpers erreichten. Meistens verschmelzen die beider-
seitigen Stücke zu einem einzigen schwertförmigen Skelettstück, das vom
6. Lebensjahr ab von seiner Basis aus partiell verknöchert: Processus
xiphoides (Abb. 95). Zwischen dem zweigeteilten und einheitlichen Zustand
des Schwertfortsatzes gibt es beim Erwachsenen die verschiedensten Zwischen-
formen (Gabel mit verschieden langen Zinken, Durchlochung). Kippen. Sternum
und Brustwirbel zusammen sind das Skelett des knöchernen Brustkorbes
(Osteothorax oder Thorax schlechthin, Abb. 90. 95).

Bleibt die Vereinigung der Sternalleisten zum Sternum aus, so können, wie
gelegentlich im Schwertiortsatz (Abb. 95), auch ein oder mehr Löcher im Sternum
bestehen; im extremen Fall ist das Brustbein gespalten (Fissura sterni congenita).
Im letzteren Fall liegt das Herz unmittelbar unter der Haut, seine Pulsationen
sind ohne weiteres sichtbar.

Das Wort: Brustkorb oder Thorax ist sowohl für die ganze, aus Hart- und
Weichteilen zusammengesetzte Wandung im Gebrauch, welche die Brusthöhle un-
mittelbar umschließt, wie auch für die Hartteile der Wand allein (beim Fötus:
Chondrothorax, beim Erwachsenen: Osteothorax).

Über Ossa suprasternalia und andere Reste des Episternum siehe Schulter-
gürtel (obere Extremität).

2. Die gröbere Form der Rippen und ihre Beziehung zum Brustkorb.

Der Mensch hat zwölf Rippenpaare, die zu den Brustwirbeln gehören. Zahl und
Doch stecken in den übrigen Regionen der Wirbelsäule, selbst im Kreuzbein, ^nheiten
noch Rippenrudimente in den Wirbeln selbst darin. Sie sind bei den betreffenden der Rippen
Wirbeln beschrieben, denen sie als integrierender Bestandteil einverleibt sind
(S. 81, 85). Von den zwölf Rippenpaaren, die ihre Selbständigkeit bewahren, sind
sieben am Brustbein angefügt, Costae sternales s. verae, manchmal auch
acht (rechts häufiger als links). Die übrigen, Costae abdo minales s. spuriae,
zerfallen in zwei Untergruppen. Die einen fügen sich so aneinander, daß von
je zwei Rippen die Knorpelspitze der kaudalen sich an den Unterrand des
Knorpels der kranialen anlehnt (Abb. 95). Sie bilden den Arcus costarum
(daher auch Costae conjunetae genannt). . Zu ihnen gehört meistens die 8.
bis 10. Rippe, doch kann die 8. zu den Costae sternales, die 10. zu der folgenden
Unterabteilung gehören. Diese besteht gewöhnlich aus der 11.—12. Rippe,
die frei in die Bauchwand hineinragen: Costae fluctuantes. Außer der
1. Rippe, die vom Schlüsselbein verdeckt ist, sind alle übrigen durch die Haut
tastbar und bei mageren Individuen iincl besonders bei Kindern auch sicht-
bar (Abb. 86). Man zählt sie, indem man in der Mamillarlinie (S. 9) die Finger-
kuppe von oben nach unten von Zwischenrippenraum zu Zwischenrippenraum
gleiten läßt (die erste deutlich fühlbare Rippe ist die zweite der Reihe).

Von den 12 Rippen ist die 7. am längsten, die 1. und letzte sind die kürze-
sten. Das Längenmaß der 12. ist sehr schwankend (im Mittel 1/2—51/2 cm);
sie kann ganz fehlen oder besonders bei Vorkommen einer Lendenrippe so lang
wie die 11. Rippe der Norm sein (IIV2—ISVo cm). Es kommt hier der gleiche
Verkürzungsprozeß wie an der Würbelsäule zum Ausdruck. Durch Reduktion
der letzten Rippen wird beim aufrechten Gang größere Beweglichkeit in der
 
Annotationen