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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0465

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E. Spezielle Bewegungsapparate der unteren Extremität.

I. Becken und Hüfte.

1. Vergleich des Schulter- und Beckengürtels.

Ursprung- jjje einheitliche feste Grundlage von Becken und Hüfte ist wie bei der

Ildier und

endgültiger oberen Extremität der Gliedmaßengürtel, Cingulum. Er heißt hier Becken-
gürtel und ist wie der Schultergürtel in die Rumpf wand eingelassen, ragt also
nicht frei aus der Rumpf wand heraus wie die Gliedmaße selbst mit den Skelett -
teilen in ihr. Diese allgemeinste Ähnlichkeit, welche bei niederen Tieren das
ganze Leben über dauert, wird bei den höheren durch die Art, wie die Gürtel mit
dem Rumpf in Verbindung treten, so abgeändert, daß insbesondere bei den Tieren
mit vorübergehender aufrechter Körperhaltung und beim Menschen die end-
gültigen Zustände ganz verschiedenartig geworden sind. Der Schultergürtel hat
seinen Bereich durch weitgehende Muskelverbindungen zur vorderen und
hinteren Körper wand erweitert. Der Arm ist Greif apparat geworden. Knöcherne
Verbindungen mit dem Rumpfskelett fehlen bis auf die stark bewegliche Gelenk-
haft zwischen Schlüsselbein und Brustbein; insbesondere fehlt jede Gelenk-
oder Knochenverbindung mit der Wirbelsäule. Der Beckengürtel hingegen hat
in sich seinen festen Zusammenhalt behalten, da seine beiden Hälften ventral
in der Schößfuge zusammenhängen. Symphyse; er ist eine weitere unbeweg-
liche Verbindung beider Hälften mit einem Komplex von Wirbeln, dem Kreuz-
bein, eingegangen, die selbst untereinander unbeweglich verbunden sind. So
kommt ein geschlossener Skelettring zustande, das Becken, Pelvis. Es be-
steht aus drei Bausteinen: aus den beiden Hälften des Beckengürtels, den
Hüftbeinen. Ossa coxae, und aus dem Kreuzbein. Sacrum. Das Bein
wird zum Vorwärtsschieben des Körpers und bei dauernd aufrechtem Gang
als Tragsäule benutzt (Vögel und Mensch). Die Muskelmassen, welche den
Schultergürtel gegen den Rumpf festhalten oder bewegen, fehlen. Das Becken
ist in sich unbewegt. Nur Bewegungen des Rumpfes können seine Stellung im
Räume ändern.

zwischen2 Am Becken selbst behält einzig das ursprüngliche Gelenk zwischen Becken-

Becken und gürtel und freier Gliedmaße, das Hüftgelenk, seine Beweglichkeit. Es ent-
spricht dem Schultergelenk bei der vorderen Gliedmaße. Die Muskeln für diesen
Apparat sind größtenteils auf dem Becken montiert, nur in ganz geringem Maß
auf den dem Kreuzbein benachbarten Teilen der Wirbelsäule. Sie sind infolge-
dessen auf die Bewegungen des Beines gegen das Becken oder die Bewegungen
des Beckens gegen die Wirbelsäule gerichtet; nicht auf die Bewegung der Becken-
teile gegeneinander, die unmöglich ist. Während beim Schulterapparat alles
auf Beweglichkeit des Skeletts in allen seinen Teilen eingerichtet ist, ist das
Becken auf Stabilität und nur die Hüfte auf Beweglichkeit konstruiert. Diesen
 
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