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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0492

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Tabelle der Hüft- und Gesäßmuskeln.

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seitig stärker belastet ist (bei Verkürzung eines Beines oder bei rein funktioneller
Ausschaltung des schmerzenden Gliedes infolge von Hüftgelenksentzündung): sko-
liotisches Becken (Abb. 241). Die Sym-
physe steht hier außerhalb der Medianebene,
die Beckeneingangsebene ist schräg verzerrt
und die Linea terminalis auf der linken Seite
abgeflacht, auf der rechten stärker gekrümmt.
Das gleiche, wenn auch in sehr abgeschwäch-
tem Maß, zeigt das normale Becken (Abb. 107;
das Promontorium ist nach rechts, die Sym-
physe nach links von der Medianebene ver-
schoben). Mit den Asymmetrien des Beckens
hängen seitliche Verbiegungen der normalen
Wirbelsäule gegen die Medianebene zusammen

(Abb. 83). Auch für diesen Zusammenhang Abb. 241. Skoliose des Beckens, patho-
imden wir m der menschlichen Pathologie logisch (aus strasser, Bd. III, S. 391). Die
gleichsam Naturexperimente, da sich an Verbindungslinie zwischen Promontorium und
Beckenskoliosen in gesetzmäßiger Weise Brust- Eminentia iliopectinea^ rechts viel länger
Skoliosen und umgekehrt anschließen. Wegen
der Asymmetrie des normalen Beckens stellt

sich der Kopf des Kindes bei der Geburt mit Vorliebe in die linke Diameter obliqua
(Hinterhaupt gegen die linke Schenkelpfanne gerichtet).

3. Die Hüft- und Gesäßmuskeln als aktive Bewegungsfaktoren.

a) Übersicht über die genetische Gruppierung (Tabelle) und über
die Richtung der Bewegungen in der Hüfte (Nomenklatur).

Die Gesamtmuskulatur der unteren Extremität ist aus ventralen Teilen Auto-
der Ursegmente (Myotonie) entstanden (Abb. 5). In der Entwicklung des Men- CBeinne
sehen ist das Muskelblastem der Ausfluß von anfänglich 5 Myotomen (Abb. 24?). imiskeIn
Später kommt noch Material von zwei weiteren Ursegmenten hinzu; denn die
fertige Gliedmaße beherbergt Abkömmlinge von 4 lumbalen imd 3 sakralen
Segmenten, wTie aus der Versorgung

-. , -.. ■»T -,. ™ ZellausfluB eines

durch die JNerven dieser Segmente Muskelsegmentes MuBkeibiastei
hervorgeht (L 2—L 5 und S 1—S 3).

Das Blastem in der Gliedmaßen-
knospe, aus welchem die gesamte Mus- ^--r^-^ >SV / i «tere

kulatur hervorgeht, entspricht lediglich
den autochthonen Muskeln der vor-
deren Extremität (S. 32). Die zonalen Mus-
keln (thorakale und kraniale Gruppe),
welche bei der Schulter zu so reicher
Entfaltung kommen, fehlen beim Becken
völlig. Die Verfestigung des Becken-
ringes in sich macht ähnliche Bewe-
gungsapparate unmöglich. Das Becken
ist eine knöcherne Schranke zwischen
den Teilen der einst einheitlichen Maße Abb. 242. Muskelanlagen der unteren Extremität,
der Stammuskeln geworden (Abb. 51). menschlicher Embryo der 3. Woche (aus Graf enberg,
Die autochthone Muskulatur der unteren Anat- Hefte 1904' S' 438)-

Extremität zeigt nur geringe Tendenz,

sich über den Beckengürtel hinaus vorzuschieben, trunkopetal (Abb. 9, Psoas; der-
artige Muskeln sind bei der Schulter häufig und führen selbst bis zu Anheftungen
an das Becken, Latissimus dorsi). Es kommt auch hier die Festigkeit des Becken-
ringes zum Ausdruck, welcher allen Eigenmuskeln der Gliedmaße genügenden Halt
bietet, während umgekehrt bei der vorderen Extremität die Wirbelsäule, der Schädel,
ja das Becken von den Muskeln aufgesucht werden, weil sie einen besseren Halt
als der in sich bewegliche Schulterapparat geben.

Wir können die Muskeln, welche aus dem einheitlichen Blastem der Dorsale und

ventrale

embryonalen Anlage des Beines hervorgehen, in dorsale und ventrale Hüft-
Muskeln einteilen. Wie der Bizeps und Trizeps am Oberarm unveränderte muskeIn

Braus, Lehrbuch der Anatomie. I. 31

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