Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0530

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Musculus gracilis.

519

Menschen ist er seiner ganzen Länge nach durch die Haut zu sehen (Abb. 256). ^ 10^,
Der Ursprung liegt dicht neben dem Rand des unteren Schambeinastes (Abb. 258); 246', 254'
er besteht aus einer sehr dünnen Sehnenplatte (Abb. 95). Die Muskelfasern ' ~ob
sind rein parallel gelagert. Sie gehen oft bereits im distalen Drittel des Ober-
schenkels in die runde, ca. 15 cm lange Endsehne über (Abb. 254). Sie sind neben
dem Psoas die längsten Fleischfasern von allen Hüftmuskeln (am Oberschenkel
sind die Fasern des Sartorius viel länger). Die Endsehne inseriert am Unter-
schenkel. Darin unterscheidet sich der Graziiis von allen anderen Adduktoren
und Hüftmuskeln überhaupt (8. 483).

Auf dem Wege zur Tuberositas tibiae an der Vorderseite des Schienbeins
schlingt sich die Sehne um den Condylus medialis des Femur herum (Abb. 254).
Sie verbreitert sich nach vom und inseriert nicht nur am Knochen, sondern geht
auch in die Faszie des Unterschenkels über, Fascia cruris. Die Beziehungen der
drei Muskelsehnen, welche an der Tuberositas tibiae inserieren, zueinander (Pes
anserinus) werden bei den Oberschenkelmuskeln (Sartorius, Semitendinosus) be-
schrieben; der Graziiis ist am Knochen in einem etwas höheren Niveau als der
Semitendinosus befestigt (Abb. 246a).

Bei gestrecktem Knieist der Graziiis ein reiner Adduktor des Oberschenkels. ^ H™fe
Er hat dann die gleiche Funktion wie der Teil des Adductor magnus, welcher und Knie
am Epicondylus medialis femoris inseriert (S. 510). Ist das Knie jedoch nicht
durch andere Muskeln in Streckstellung festgehalten (Quadrizeps), so äußert
sich die Wirkung des Muskels am Kniegelenk. Er beugt den Unterschenkel
gegen den Oberschenkel und rollt den gebeugten Unterschenkel nach innen.
Diese Bewegung wird bei den Flexoren des Oberschenkels, die er darin unter-
stützt, näher analysiert werden.

Innervation: Bamus anterior des N. obtiiratorius. Der Nerv tritt in die
Unterfläche des Muskels nicht weit von der Ursprungssehne ein. Segmentale Nerven:
(L 2) L 3—4. Blutzufuhr: A. pudenda externa und A. profunda femoris aus
A. femoralis, A. obturatoria aus A. hypogastrica.

4. Der Gelenkapparat des Beckens und der Hüfte als passiver Bewegungsfaktor.

a) Allgemeines.

Zu den beschriebenen 17 Hüftmuskeln kommen noch etliche Muskeln (1vneersc|"^
des Oberschenkels hinzu, welche mit ihren Ursprüngen auf dem Becken der Bewe-
montiert sind und also ebenfalls das Hüftgelenk in Bewegimg setzen. Nur gi£hkeit8"
den Insertionen nach sind die Oberschenkelmuskeln von den Hüftmuskeln
unterschieden; die ersteren setzen sämtlich am Unterschenkel an, überspringen
also das Knie, die letzteren (mit alleiniger Ausnahme des Graziiis) inserieren
am Oberschenkel und überspringen nicht das Knie. Die Ursprimge jedoch
schieben sich ineinander (wie in Abb. 166 am Schultergürtel); daher überspringen
nicht nur die Hüftmuskeln, sondern auch bestimmte Oberschenkelmuskeln
-— zweigelenkige Muskeln — das Hüftgelenk. Die letzteren haben die größere
Wichtigkeit für das Kniegelenk. Auch begünstigen sie bestimmte Gebrauchs-
stellungen (z. B. gleichzeitiges Heben des Beines im Hüftgelenk und Beugen
im Kniegelenk beim Treppensteigen) und erinnern darin an die zwei- und mehr-
gelenkigen Muskeln des Armes (S. 409, 411). Sie werden bei der freien Ex-
tremität, zu der sie genetisch gehören, im einzelnen behandelt. Wir werden
dort sehen, daß 5 Stück von insgesamt 9 Muskelbäuchen des Oberschenkels
hierher gehören.

Die Beteiligung ist weit größer als bei den Oberarmmuskeln, bei welchen
nur zwei Muskelbäuche über das Schultergelenk hinübergreifen (langer Bizeps-
und Trizepskopf).

Es ist weiter hin zu bedenken, daß durch Verschiebungen des Massen-
schwerpunktes auch andere Muskeln, welche gar nichts mit dem Hüftgelenk im-
 
Annotationen