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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0205

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194

Bauch.

zum PETiTschen Dreieck (S. 174). Abszesse des Musculus iliacus selbst können den
ganzen Muskel zerstören und entlang dem Nervus femoralis, der ja ebenfalls in der
Lacuna musculorum liegt (Abb. 109), die ganze Lücke ausfüllen.

Die Schenkelpforte liegt in der Lacuna vasorum medial von den Gefäßen
(Arteria et Vena femoralis, Abb. 109), zunächst dem Ligamentum lacunare
(Gimbernati, Abb. 110). Letzteres begrenzt medialwärts die Pforte mit scharfem
Rande; seine straffen Fasern sind nicht imstande auszuweichen. Deshalb
werden Eingeweide, welche sich an dem Bande vorbeidrängen (Schenkelbruch,
am häufigsten bei der Frau), gelegentlich durch die scharfe Kante eingeklemmt;
sie können erst nach operativer Zertrennung des Bandes reponiert werden,
anderenfalls werden sie brandig (eingeklemmter Bruch).

Den Zwischenraum zwischen dem Gimbeknat sehen Band und den großen
Blutgefäßen passieren Lymphgefäße, zu diesen gehört ein Lymphknoten, der oft
gerade in der Lücke liegt und zwerchsackartig oberhalb und unterhalb oder nur auf
einer Seite des Bandes vergrößert sein kann (RosENMÜLLERScher Lymphknoten).
Außerdem wird die Lücke von Bindegewebszügen der Fascia transversalis und der
an sie anschließenden Fascia iliaca ausgefüllt: Septum femorale (Cloqueti).
Räumt man die Faszie weg und entfernt den gesamten Inhalt der Lacuna vasorum,
so zeigt sich, daß sie hinten von der Fascia iliaca umscheidet wird, welche mit der
hinteren Gefäßscheide und den Bindegewebszügen auf dem Schambeinrand ver-
schmilzt (letztere heißen Lig. Cooperi, Abb. 110). Vor der Lakune liegt vorn das
Leistenband imd innen von ihm der Tractus iliopubicus. Diese beiden Schenkel
begrenzen speziell den Schenkelring. Der Anulus ist nach dem Schenkel zu in
einen Trichter fortgesetzt, dessen Spitze geschlossen und abwärts gerichtet ist.
Außen von den Gefäßen dient zur Begrenzung der Lacuna vasorum gegen die
Lacuna musculorum zu die Faszie des Musculus iliopsoas (Lig. iliopectineum,
Abb. 96), welche aber von der Schenkelpforte durch die Gefäße getrennt liegt.

Senken sich Abszesse zwischen dem Bauchfell und der Fascia iliaca nach
abwärts (präfaszial), so gelangen sie nicht in die Lacuna musculorum, sondern in die
Lacuna vasorum, liegen aber lateral von den Gefäßen, zwischen diesen und dem
Ligamentum iliopectineum (nicht medial zwischen Gefäßen und Ligamentum Gim-
bernati wie die Schenkelbrüche). Nur die letztere Stelle ist ein Punctum minoris
resistentiae für Brüche, weil die wechselnden Verhältnisse der Lymphgefäße und
-knoten weniger Widerstand leisten als die Blutgefäße.

Die Fasern der Fascia transversalis und Fascia iliaca ziehen als Processus
falciformis lacunaris medial um die Lacuna vasorum herum. Diese Fasern
sind nur deutlich, wenn sie künstlich begrenzt werden (das übrige Septum Cloqueti
muß entfernt sein). Das Ligamentum Gimbernati folgt unter ihnen.

Das Leistenband ist in sich gedreht und verschieden gespannt, je nach den
Beziehungen zu den beiden Lacunae (Abb. 107). Vor der Lacuna musculorum
ist es etwas nach vorn und unten geschwungen. Diese Vorbuchtung steht unter
dem Zug der Fascia lata, welche hier am Leistenband befestigt und aufgehängt ist.
Sie verschwindet, wenn man die Fascia lata abtrennt. Vor der Lacuna vasorum
weicht das Leistenband etwas zurück und ist weniger gespannt. Seine Form ist
im ganzen schwach S-förmig, solange alle Faszien intakt sind; das dient beim
Lebenden zur Begrenzung der hinter ihm verborgenen Lücken.

7. Hierher gehörige Halsmuskeln (Tabelle S. 151, Nr. 11—22).

Hais- a) Die Entstehung der verschiedenen Gruppen.

metameren, ° x x

werfungen Die ventrolateralen Rumpfmuskeln, welche beim Bauch und der Brust

beschrieben wurden, setzen sich ursprünglich in ununterbrochenem Zuge vom
Becken bis zum Unterkiefer fort. Beim Menschen greifen derRektus und Obliquus
externus abdominis wohl auf den Brustkorb über (thorakoabdominale Muskeln),
ohne aber — außer in seltenen Ausnahmen — die obersten Rippen und den
Schultergürtel zu erreichen. Die teilweise Zusammengehörigkeit des Musculus
transversus abdominis mit dem Musculus transversus thoracis und das gelegent-
liche Emporsteigen des letzteren bis zum oberen Rand des Brustkorbes sind Über-
bleibsel der ursprünglichen Kontinuität der Reihe
 
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