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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0322

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Allgemeines über die Armmuskeln.

311

cessus styloides ulnae. Dorsal ist eine Sehnenrinne in das distale Ende der
Ulna eingegraben (M. ext. carpi nlnaris).

Man fühlt nnd sieht den G-riffelfortsatz und bei grobknochigen Menschen das lnspektion
Capitulum ulnae als stark vorspringende Kugel auf der Dorsalfläche des Unterarms Pa|lJS«
(Abb. 132). Letztere ist eine der besten Orientierungspunkte an der Handwurzel, 'beim01
Da die Ulna nicht so weit herabreicht wie der Radius, steht die Spitze des Processus Lebenden
styloides ulnae etwa 1/2 cm weiter proximalwärts als beim Griffelfortsatz der Speiche
(Abb. 187). Nur der Radius trägt die Handwurzel unmittelbar; die Ulna ist von
ihr durch eine Knorpelscheibe getrennt (siehe Handgelenk) und steht deshalb um
den genannten Betrag, den man durch die Haut an ihrem Griffelfortsatz ablesen
kann, gegen den Radius zurück.

Das Capitulum ulnae ist in Pronationsstellung des Unterarms sehr gut als
mehr oder minder prominierende Kugel zu sehen und zu fühlen (Abb. 179, 208b). Da
wir, wenn wir die Dorsalseite des eigenen Unterarmes betrachten, diesen in Pronations-
stellung dem Auge zuwenden, so ist uns das Kapitulum vom eigenen Körper am besten
bekannt. Der Processus styloides ist gar nicht so leicht zu sehen. Er tritt zwar in
reiner Supinationsstellung an die Stelle, wo im vorigen Fall das Kapitulum lag
(Abb. 208a); aber wir können ihn am eigenen Körper bequem nur im Spiegel
sehen. An einem anderen Menschen muß man streng darauf achten, daß wirklich
der Arm in Supination steht, wenn nach dem Fortsatz gesucht wird (gewöhnlich
streckt der andere dem Untersucher den Arm in Pronationsstellung hin; man stelle
sich hinter den Rücken des Modelles, wenn dieses den Arm in Normalstellung hängen
läßt, oder lasse den Arm im Ellenbogen beugen und betrachte von vorn die jetzt dem
Beschauer in Supination zugewendete Rückfläche des Unterarmes, Abb. 183. Am
eigenen Körper kann man in letzterer Stellung den Proc. styl, ohne Spiegel sehen,
wenn man von oben über die Hand hinweg die Rückseite der Handwurzel betrachtet).
In Supinationsstellung des Unterarmes ist der Processus styloides immer leicht zu
fühlen als scharfer Knochenkainm (sehr verschieden von der kugeligen Form des
Kapitulum). Er ist gegen den 4. Finger der Hand gerichtet (Abb. 132). In einem spä-
teren Kapitel wird auf das merkwürdige Phänomen des alternierenden Auftretens
von Kapitulum und Processus stvloides im Oberflächenrelief zurückzukommen sein
(S. 413).

Verbindet man beim Lebenden den Griffelfortsatz der Ulna mit dem Ole-
kranon durch eine gerade Linie, so markiert man damit die Dorsalkante der Elle,
die immer gut tastbar ist (Abb. 132). Es ist zu empfehlen, sich an die genannte
Hilfslinie zu halten, weil bei Pronationsstellung des Armes das Auge leicht irregeführt
wird; folgt der Blick in dieser Stellung der geraden Verlängerang des distalen Ellen-
endes nach oben (Abb. 183), so trifft er den Epicondylus lateralis humeri. verfehlt
also die wahre Richtung der Ulna, die aber immer durch das Olekranon klar gekenn-
zeichnet ist.

Die Ulna liegt der ganzen Länge nach oberflächlicher als der Radius; daher
die Verwendung ihrer Dorsalkante als Waffe beim Ringkampf (Dschin-Dschitsu).
Erhebt man zur Abwehr den Arm über den Kopf, so liegt die Ulna zu oberst und
pariert Schläge, die gegen den Kopf geführt werden. Die Elle bricht wegen ihrer
oberflächlichen Lage auch viel eher durch direkt einwirkende Gewalten als die
Speiche. Diese ist gegen solche Einflüsse geschützter, kann dafür aber leichter
indirekt, durch Gewalteinwirkungen von der Hand her (beim Fall auf die vorge-
streckte Hand) zerbrochen werden.

Die Diaphysenverknöcherung der Ulna setzt einige Tage später ein als beim ossifi-
Radius. Der distale Epiphysenkern erscheint im 5.—8. Lebensjahr, d. h. mindestens kation der
ein Jahr später als er spätestens im Radius auftritt. Verschmelzung mit dem
Schaft wie beim Radius. Das proximale Ende verknöchert größtenteils von der
Diaphyse aus. Erst im 10.—12. Lebensjahr bildet sich ein separater Knochenkern
im Olekranon. Deshalb ist letzteres bei kleinen Kindern sehr schwer zu fühlen.
Verwachsung mit dem Schaft im 17. Jahr. Es kommen akzessorische Kerne im
Processus styloides und in der Spitze des Olekranon vor.

5. Die Armmuskeln und langen Handmuskeln als aktive Bewegungsfaktoren.

a) Übersicht über die genetische Gruppierung (Tabelle) und über
die Bewegungsrichtungen von Arm und Hand (Nomenklatur).

An der oberen freien Gliedmaße, insbesondere am Oberarm ist die Lage uncf xrfzseps
der Muskulatur von klassischer Einfachheit. Es gibt nur autochthone Glied-als Beispiel
maßenmuskeln, keine Vermischung mit Rumpf- oder Kopfmuskeln wie bei der einfachen
 
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