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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0093

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Rücken.

(Abb. 46. 47). Der Halswirbel ist infolgedessen an beiden Seiten durchbohrt:
Poramen transversarium; das Loch entspricht dem Foramen costotrans-
versarium der Brustwirbel. Der Querfortsatz des Halswirbels hat zwei End-
höckerchen, Tuberculum anterius et posterius, von denen das eine dem
ursprünglichen Querfortsatz, das andere der Rippe entspricht. Man nennt von
alters her das ganze Gebilde Processus transversus des Halswirbels,
obgleich nur ein Teil wirklich dem Querfortsatz entspricht.

Die Bezeichnung ,,Querfortsatz, Proc. transversus" ist also in einem
engeren und weiteren Sinne gebräuchlich. Bei den Brustwirbeln benennt
man so im engeren Sinne: „nur Wirbelfortsätze" ; bei den Hals- und Lenden-
wirbeln heißen so im weiteren Sinn: ..Wirbelfortsätze plus Rippenrudimente."
Akzessori- Die Verknöcherung der Wirbelfortsätze vollzieht sich im allgemeinen zwischen

chenkerne ^em ^- un^ ^e Vereinigung der separaten Knochenkerne mit dem Wirbel im
16.—25. Lebensjahr. Die Rippenrudimente verhalten sich bei der Ossifikation
ganz wie echte Rippen.

II. Verschiedenheiten der Wirbel im einzelnen.

Es gibt in der Regel 7 Halswirbel, Vertebrae cervicales, 12 Brust-
wirbel. V. thoracales, 5 Lendenwirbel, V. lumbales, die getrennt sind
und bleiben. Es folgen noch 5 Kreuzbeinwirbel, V. sacrales; da das Kreuz-
bein, Os sacrum. als Schlußstein in den Beckenring eingefügt ist, sind die
5 Kreuzwirbel zu einem Knochenstück verschmolzen, ebenso meist 4 (auch 3,
5 oder 6) rudimentäre Steißwirbel, V. coecygeae. Das sind insgesamt ca. 33
Wirbel. Die erste Gruppe mit konstanter Wirbelzahl nennt man auch wahre Wirbel
(V. verae, 24 Stück), die zweite mit inkonstanter Wirbelzahl falsche Wirbel
(V. s'puriae, 8—11 Stück). Wir verfolgen anschließend im Detail die Merk-
male durch die verschiedenen Gruppen, deren Bedeutung aus dem Vorher-
gehenden abzuleiten ist oder noch durch die übrigen Beziehungen zu passiven
und aktiven Bestandteilen des Bewegungsapparates aufgehellt werden wird.
Die Diagnose einer jeden Wirbelkategorie für sich wird leicht aus Abb. 45—50
erkannt werden können. Von den beiden ersten Halswirbeln, Atlas und Epi-
stropheus, sehe ich zunächst ab, weil sie ihrer Eigenart wegen eine besondere
Betrachtung erfordern (Drehwirbel für den Kopf).
Wirbelkör- Der Wirbelkörper, Corpus, nimmt im allgemeinen von oben nach unten

\bb 45^50 an Höhe, Fläche und Masse allmählich zu; beim 4.—6. Brustwirbel besteht gegenüber
den vorhergehenden Stillstand oder sogar geringe Abnahme dieser drei Eigen-
schaften. Beim Kreuz- und Steißbein begrenzen knöcherne Lineae transversae
oberflächlich und im Innern die ursprünglichen Körper; beim Steißbein ist der Zu-
sammenhang oft nur knorplig.

Ein Horizontalschnitt durch den Körper ist bei den Halswirbeln viereckig,
bei den Brustwirbeln dreieckig, bei beiden mit abgerundeten Ecken, bei den Lenden-
wirbeln bolmenförmig. Die oberen und unteren Oberflächen (nach den Zwischen-
wirbelscheiben zu) nähern sich, je größer die Körper sind, um so mehr einer planen
Fläche. Nur an den Halswirbelkörpern ist die Krümmung erkennbar, welche den
Kugelbewegungen dieser Wirbel gegeneinander entspricht. Die obere Fläche ist
hier konkav von rechts nach links, die untere von vorn nach hinten (Abb. 47 a, b).
Die beiden einander zugewendeten Flächen legen sich ineinander wie die Höhlungen
zweier Hände beim Handschlag. Die Zwischenwirbelscheibe füllt den Zwischenraum
aus (Voll- oder Füllgelenk).

Die Vorderflächen der Körper sind gegenüber den Rändern etwas eingezogen,
das Innere ist spongiös (Abb. 61). Über die Gelenkpfannen für die Rippen siehe S. 78.
Wirbelbo- An den Wirbelbogen, Arcus, unterscheiden wir die Wurzel, Radix, von dem

\bb. 45-3U eigentlichen, durch Fortsätze verstärkten Bogenstück (Seitenstücke und Schluß-
stück).

Die Wurzel wird von oben her durch einen seichten, von unten her durch einen
tieferen Einschnitt eingeengt, Incisura vertebralis sup. et inf., welche für zwei
Nachbarwirbel so zusammenpassen, daß jederseits eine Passage zwischen Wirbel-
 
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