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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0133

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Rücken.

Epistropheus' zugute kommt. Der Schädel dreht sich also nie selbst um die
senkrechte Achse, sondern er folgt nur den Raddrehungen des Atlas im
unteren Drehgelenk. Es besteht dabei die Tendenz, den Kopf nach der an-
deren Seite hintenüberzulegen, was weniger auf die schräge Stellung der Elügel-
bänder, als auf die schräge Angriffsrichtung der Drehmuskeln zurückzuführen ist.

Nach der gleichen Körperseite drehen der Rectus capitis major, Obliquüs
inferior, Longissimus und Splenius capitis, nach der entgegengesetzten Körperseite
der Obliquus superior, Semispinalis (Abb. 57, 58, 52) und besonders von den ober-
flächlich liegenden Muskeln der Kopfteil des Trapezius und der Sternokleidomastoi-
deus. Für die Bewegung nach einer Seite stehen also jeweils acht Muskeln, vier
von der gleichen und vier von der anderen Körperseite zur Verfügung, die jede
Abstufung und Xuancierung der Bewegung mit geringen oder starken Kräften er-
lauben.

Abb. 90.07, 5. Bandapparate am kaudalen Ende der Wirbelsäule.

Am Ende des Kreuzbeines und an den Steißbeinwirbeln existieren nur
reduzierte Bänder, welche aber durch die Rückbildung der Wirbelbogen andere
Situationen zur Oberfläche gewinnen und deshalb besonders benamit werden.
Für die passive Beweglichkeit des Steißbeines haben sie eine gewisse Bedeutung
(siehe Becken).

Ligamentum s acrococcygeu m anterius heißt die Fortsetzung des Lig.
longit. anterius der Wirbelkörper auf das Steißbein. Es hat die gleiche Lage wie die
entsprechenden Bänder der Wirbelsäule. Das hintere Längsband rückt dagegen
durch den Fortfall der Wirbelbogen an die Oberfläche und tritt in Berührung mit
den Resten der übrigen Bandapparate. Man nennt die Äquivalente des Lig. longit.
post. am Steißbein: Ligamentum sacrococcygeum posterius profundum.
Beste der Ligg. articularia der Wirbel sind besonders zwischen Sakrum und 1. Steiß-
wirbel, oft auch zwischen 1. und 2. Steißwirbel vorhanden. Das hierher gehörige,
zwischen Cornu sacrale und Cornu coccygeum ausgespannte Band heißt Liga-
mentum sacrococcygeum articulare (Abb. 97, 233). Von den Ligg. flava der
Wirbelbogen sind Reste übrig, die oberflächlich auf dem Lig. sacrococc. post. prof.
liegen und deshalb Ligamentum sacrococcygeum posterius superficiale
heißen. DasLig. sacrococc. laterale ist eine kräftige Band Verbindung zwischen der
Pars lateralis des Kreuzbeins und der Seitenfläche des 1. Steißwirbels. Seine Fort-
setzung ist das Lig. coccygeum laterale zwischen den Seitenteilen der beiden ersten
Steiß wir bei. Die beiden zuletzt genannten Bänder entsprechen Resten von Wirbel-
rippenverbindungen. Es kommt auch nicht selten, wenn sie verknöchern, ein
5. Kreuzbeinloch zustande, welches der vordere Ast des 5. Sakralnervs passiert.

6. Varietäten der Wirbelsäule.

Nachdem in den vorhergehenden Abschnitten alle Wirbel in ihren natür-
lichen Beziehungen beschrieben worden sind, sollen hier die Abweichungen von
der Norm angeführt werden, soweit sie nicht krankhaft, sondern durch bloße
, Variation des Anlagemateriales entstanden sind. Bei der Wirbelsäule sind
Variationen nicht nur an sehr verschiedenen Stellen lokalisiert und an manchen
dieser Stellen besonders häufig, sondern sie haben zum Teil auch große prak-
tische Bedeutung. Theoretisch sind die Beziehungen zu den Verhältnissen der
Norm darzulegen. Die Zahl der Wirbel kann im ganzen vermehrt oder ver-
mindert sein. Diese Schwankung betrifft entweder das Ende der Wirbelsäule,
an welchem statt 4 Kokzygealwirbel mehr oder weniger vorkommen (6—3).
Oder die kraniovertebrale Grenze schwankt. Es kann z. B. der Atlas in den
Schädel einbezogen sein und dadurch die Zahl der Wirbel von vornher ver-
mindert werden. Ob auch innerhalb der Reihe ein Schwanken der Zahl durch
Ein- oder Ausschaltung von Wirbeln möglich ist, ist zweifelhaft. Die meisten
Fälle, in welchen anscheinend die Zahl variiert, weil bestimmte Wirbelsäiüen-
abschnitte eine größere oder geringere Zahl von Wirbeln aufweisen (z. B.
6 Lendenwirbel statt 5), kommen auf Kosten der Nachbarabschnitte zustande
 
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