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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0157

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146

Brust.

vertebralen Enden beschreiben, vorn auf dem Brustkorb nebeneinander liegen,
so überträgt sich hier die Kreisbewegung auf die Rippenknorpel wie die Drehung
eines Rades auf eine Pleuelstange. Man vergleiche dazu das Modell Abb. 92
und die dazu gehörige Erklärung. Der Vereinigungspunkt der Pleuelstangen
(Brustbein) wird von E nach J gelangen. Man nennt dies in der Technik
eine ,,Geradeführung''. Das Brustbein wird bei jeder Rippendrehung nach
oben und nach vorn getrieben. Die Beziehung zu unseren Atmungsbewe-
gungen liegt auf der Hand; das Nähere wird später im Zusammenhang dar-
gestellt werden.

hütenUlein ^' ^PPe (Abb. 95, 119) hat eine viel stärkere Kantenkrümmung

zeiner Rip- als alle übrigen, aber keine Flächenkrümmung und keine Drehung um die
und letzte eigene Längsachse. Ihr Hals steht rein lateral, nicht schräg nach hinten.
Rippe) Tuberculum costae und Angulus fallen zusammen. Die ganze Rippe liegt mit
ihrer Fläche fast genau in einer schiefen Ebene, die am ersten Brustwirbel be-
ginnt und bei der Leiche vorn in der Höhe der Zwischenwirbelscheibe zwi-
schen 3. und 4. Brustwirbel das Brustbein erreicht (Abb. 90). Die vorderen
Enden der beiden ersten Rippen heben und senken sich, indem sie Kreisbogen
beschreiben, die senkrecht stehen und deren Zentrum im Rippenköpfchen
liegt. Die Bewegung ist eine wesentlich andere als bei den frontal stehenden
Kreisbogen, welche die übrigen Rippen beschreiben (Abb. 92).

Die letzte Rippe hat eine Flächenkrümmung, fast keine Kantenkrümmung
und keine Torsion.

Manche Rippenknorpel besitzen Querverbindungen, die in sich eine
Gelenkspalte tragen: Articulatio interchondralis (Abb. 95). Fast regel-
mäßig ist das zwischen der 6. und 7. Rippe, seltener zwischen 5. und 6. oder
7. und 8. Rippe zu finden. Die längsten Rippenknorpel erfahren dadurch eine
Verstrebung und das Herz einen besonderen Schutz.

Es gibt Abnormitäten, bei welchen einzelne Rippen partiell gespalten oder
benachbarte Rippen zu einer vereinigt sind (Abb. 76). Bei der Rippenzählung am
Lebenden ist an solche Fälle zu denken.

Die erste Rippe kann sehr kurz und ihr Knorpel besonders steif sein. Es kann
in solchen Fällen die operative Entfernung des Knorpels nötig werden, um Be-
schwerden der Atmung zu beseitigen. Die 1. Rippe kann ganz fehlen; auch Total-
defekt anderer Rippen ist beobachtet.

3. Das feinere Relief und die innere Struktur der Rippen.

Das Relief der Rippe ist außer durch Beziehungen zum Brustkäfig
selbst (Gelenk- und Bandhöcker, Gelenkflächen) durch die Weichteile be-
herrscht, welche die Zwischenräume zwischen den Rippen einnehmen, also
zum Brustkorb selbst gehören, außerdem durch Muskeln, welche zur oberen
Extremität oder zum Hals zu rechnen sind, aber sich mit dem einen Ende
an den Rippen befestigen. Die spezielle Anordnung der in Betracht kommenden
Befestigungsstellen ist bei den einzelnen Muskeln nachzusehen.

Ich verweise vorläufig auf die Abb. 91, 93, 115, 116, auf welchen die Muskeln
resp. Muskelansatzstellen bezeichnet sind.

Der Hals der Rippe ist am oberen und unteren Rand zugeschärft, Cr ist a
colli superior et inferior, der Körper wesentlich am unteren Rand bis
zur Axillarlinie hin. Von da ab hat die Rippe abgerundete Kanten. Der in
eine napfförmige Vertiefung des Knochens eingepflanzte Knorpel (Fossa.
Abb. 91) ist plumper als der Knochen. Die genannten Zuschärfungen der
Knochenränder sind bedingt durch Auskehlungen an der Außenfläche oben
und an der Innenfläche unten: Sulcus costae superior et inferior; von
ihnen existiert am Körper nur die letztere. Die Interkostalgefäße und der Inter-
 
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