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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0195

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184

Bauch.

subperitonaeales Fett). Eine Stelle der Faszie, an welcher sich das Zwerchfell
mit einem Teil seines Ursprungs anheftet, ist zu einem sehnigen Bogen
verstärkt (Hallerscher Bogen, siehe Zwerchfell).

Die Beziehung des Quadratus zu den Muskeln von Brust und Hals ist nicht
ganz klar gestellt. Er kann als Skalenus des Beckens bezeichnet werden, weil
seine Lage zu den Rippenrudimenten und Nerven der Lendenwirbelsäule ähnlich
ist wie bei Teilen der Skalenusgruppe am Hals. Von den Mm. subcostales der
Brust und den subvertebralen Muskeln des Halses, mit welchen er äußerlich über-
einzustimmen scheint, unterscheiden ihn die Lagebeziehungen zu den Lumbal-
nerven. Diese liegen ventral zum Quadratus und nicht dorsal wie die entsprechenden
Spinalnerven zu jenen Muskeln. Der benachbarte M. psoas hat genetisch mit dem
Quadratus nichts zu tun; er stammt von der Extremität und ist von dieser aus in
den Rumpf eingewandert (trunkopetal).

Innervation: Th 12, L 1 und 2. Der Muskel ist besonders reich an Muskel-
spindeln (S. 69). Blutzufuhr: A. subcostalis. Aa. lumbales aus Aorta, A. ilio-
lumbalis aus A. hypogastrica.

5. Gemeinsame Wirkung der Bauchwandmuskeln (Bauchpresse).

schmale j)je bisher geschilderten Bauchmuskeln setzen mit Teilen des Brustkorbes

criicip) und

breite und des Beckens die Bauchwand zusammen. Vorn und seitlich bezeichnet
Muskeln man sie als ,,weiche Bauchdecke", soweit sie nur aus Muskeln besteht. Die
Skeletteile des Brustkorbes und Beckens geben durch ihren Zusammenhang
mit der Wirbelsäule der Bauchdecke oben und unten einen Rahmen und halten
die Zu- und Austrittspforten der Bauchhöhle offen. Zwischen den beiden
Skelettrahmen, den Rippen und dem Brustbein oben und dem Becken unten, hat
die Bauchmuskulatur einen beträchtlichen Spielraum für ihre Bewegungen.
Dazu kommt noch, daß sowohl der Brustkorb an seinem unteren Rand wie das
Becken an seinem oberen Rand je einen großen Ausschnitt besitzen, in welche
die Bauchdecke eingefügt ist. Sie ist also nicht nur für die Form und den
Inhalt des Bauches an sich, sondern ganz besonders für die Haltung und
Bewegung des ganzen Körpers von Bedeutung. Da die Bauchdecke von
der Wirbelsäule entfernter liegt als die tiefen Rückenmuskeln, hat sie den Vor-
teil stärkerer Hebelwirkung, die sie mit Hilfe der Rippen und des Beckens aus-
übt. Es kommt hinzu, daß die hintere Bauchwand im Quadratus lumborum
einen autochthonen Bauchmuskel und im Psoas einen ihr beigesellten Extremi-
tätenmuskel besitzt, welche zusammen den tiefen Rückenmuskeln ganz nahe
liegen und deren Wirkungen unmittelbar ergänzen (Abb. 108).

Ich behandle hier nur die zylindrische Wandung des Bauchsackes, nicht seinen
Deckel und Boden. Zwerchfell und Beckenboden (die beiden Diaphragmata, Abb. 107
und 235) werden wohl nebenbei berücksichtigt; erst in späteren Kapiteln wird ihre
Hauptaufgabe dargestellt werden. Insbesondere sind die Atmungsbewegungen
so sehr vom Zwerchfell bedingt, daß sie — obgleich die Bauchdecke eine große Rolle
bei ihnen spielt — erst später in einem besonderen Abschnitt behandelt werden
sollen. Da aber das Zwerchfell auch an der Lendenwirbelsäule befestigt und seitlich
durch die Fascia lumbalis mit dem Quadratus und Psoas verbunden ist, so kann
es die Tätigkeit dieser Muskeln unterstützen und auf die Wirbelsäule mitwirken. Diese
Tätigkeit des Zwerchfells gehört vorgreifend mit zum Inhalt dieses Kapitels.

Wir können die Muskelkomponenten der Bauchwand in „schmale'' (oder
„gerade") und ..breite" (oder „schräge") Individuen gruppieren. Zu ersteren
gehören die Rekti vorn und die Quadrati (und Psoae) hinten, zu letzteren die
drei seitlichen Bauchmuskeln. Von ihnen sind die beiderseitigen Transversi
gurtartig um den Leibesinhalt herumgelegt und fast ausschließlich für die
speziellere Aufgabe benutzt, die Bauchhöhle zu verengern oder zu erweitern. Die
beiden schrägen Muskeln unterstützen einmal diese spezielle Aufgabe jeder-
seits, da sie gemeinsam eine dem Transversus entsprechende Resultante er-
zielen und also in der Gefolgschaft des Transversus bleiben. Andrerseits be-
 
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