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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0098

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Tabelle der tiefen Rückenmuskeln.

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auch nicht der 6. Dorn, weil das Nackenband beim Menschen wenig und wechselnd
•entwickelt ist, was, wie wir no«h sehen werden, mit dem aufrechten Gang zu-
sammenhängt. Es kann in seltenen Fällen der 6. Dorn sogar den 7. ganz vertreten.
Die Vertebra prominens springt aus der Flucht der Halsdornen vor wie eine vor-
gebaute Haustreppe aus der Häuserflucht: an diesen Dorn stößt der Finger des
Untersuchers, welcher von oben her der Nackenrinne folgt, so daß er die obere
Kante berührt, nicht nur die Spitze.

Bei den Brustwirbeln sind die Dornfortsätze viel größer, einheitlich und stark
abwärts abgebogen (Abb. 45a), so daß die Spitze bis in das Niveau des über-
nächsten Querfortsatzes reichen kann. Daran ist bei der Zählung der Wirbel
stets zu denken! Bei Rumpfbeuge sind die Dornen immer deutlich sichtbar. Selbst
in dieser Stellung überdecken sie sich wie Dachziegel, um so mehr natürlich in jeder
anderen Stellung der Wirbelsäule (Abb. 62).

Bei den Lendenwirbeln sind die Dprnfortsätze sehr stark, beilförmig. gerade
nach hinten gerichtet (Abb. 49 a). Hier kann am ehesten ein künstlicher Zugang
.zum Wirbelkanal zwischen den Dornen und Bogen zweier Xachbarwirbel geschaffen
werden, besonders wenn in Rumpfbeugestellung die Distanzen vergrößert sind
(Lumbalpunktion für die Entnahme oder Einführung von Flüssigkeit).

An der Hinterfläche des Kreuzbeins sind die 4 (seltener 3) obersten Dornen
noch erkennbar und gemeinsam als Crista s acralis medi a bezeichnet (Abb. 50b, c).

III. Die tiefen Rückenmiiskeln als aktive ßewegungsfaktoren.

Nirgends ist es leichter, die Knochen zu einem naturähnlichen Ganzen zu
verbinden als bei der Wirbelsäule. Trotzdem wäre es falsch zu glauben, die
Tragsäule im lebendigen Körper sei durch das Ineinandergreifen ihrer WTrbel,
durch Bänder und Bandscheiben passiv in sich gestützt , wie es bei einem Knochen-
mann im Theatrum anatomicum mittels Filzscheiben und Draht üblich ist. Die
..Tragsäule'" wird vielmehr zum nicht geringen Teil selbst getragen durch das
-aktive Element des Rückens, die Muskeln. Es geht dies schon daraus hervor,
daß bei Übermüdungen anschließend an die Muskelerschlaffung Verbiegungen
und dauernde Verkrümmungen der Wirbelsäule beobachtet werden (langes Sitzen
bei Kindern). Frauen, welche andauernd die Muskeltätigkeit durch ein starres
Korsett ersetzen, können schließlich ohne dieses nicht mehr auskommen,
weil der aktive Faktor (Rückenmuskeln) geschädigt und nicht mehr imstande
ist, den passiven (Wirbelsäule) genügend zu unterstützen. Noch bedeutungs-
voller ist selbstverständlich die Muskulatur für alle Haltungen der Wirbel-
säule bei der Bewegung des Körpers. Wir betrachten deshalb, ehe wir die
Zusammenfügung der Wirbel und die Form der Wirbelsäule besprechen, die
für das Verständnis dieser Dinge unentbehrlichen Muskeln und beginnen mit
denjenigen, welche den Wirbeln am nächsten liegen (Tabelle).

Riickenmuskeln.

Ursprung = o (origo); Insertion = i (insertio).

I. Autochthone Rückenmuskeln (Erector trunci).
A. Kurze Muskeln.

1. Mm. interspinales (S. 90).

o und i: Spitze der Dornfortsätze, am Hals von den beiden Gabelzinken.
Kommen an allen Wirbeln mit Ausnahme der mittleren Brustwirbel (4.—10.)
vor, am Sacrum Rudimente.

2. M. sacrococcygeus posterior. Pvudiment (S. 9^).

3. Mm. intertransversarii (zum Teil siehe No. 15). (S. 90.)

o und i: mediale Gruppe der Lendenportion: Processus mamillares et
accessorii der Lendenwirbel.

hintere Gruppe der Halsportion: hintere Höcker der Querfortsätze der
Halswar bei.

4. M. obliquus capitis superior (S. 91).
o: Querfortsatz des Atlas.

i: Seitenteil der unteren Nackenlinie.
 
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