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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0169

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158

Brust.

Die Intercostales externi sind — außer im ersten Zwischenrippenraum —
metamere Muskeln. Hier ist das alte Myotom seinem charakteristischen Bestand
nach rein erhalten wie in den kurzen tiefen Muskeln des Rückens. Es bestehen auch
direkte Zusammenhänge mit letzteren. Die Intertransversarii anteriores der Hals-
gegend und die Intertransversarii laterales der Lendengegend sind Teile der Inter-
kostalmuskeln selbst, welche nur dadurch auf der Wirbelsäule Fuß gefaßt haben,
daß ihre Knochenunterlage (Bippen) dieser einverleibt worden ist. Infolgedessen
ist die Begrenzung gegen autochthone dorsale Muskeln wie die Intertransversarii
posteriores in der Halsgegend, die Intertransversarii mediales in der Lendengegend
oft undeutlich und nur an den Nerven zu erkennen. Sie werden vielfach als ein-
heitliche Muskelchen beschrieben, was sie dem ursprünglichen Zusammenhang des
Myotoms und ihrer Funktion nach auch sind.

Die Levatores costarum und in höherem G-rade die Serrati posteriores sind aus
Interkostalmuskeln (des Halses) durch Überwanderung auf den Rücken entstanden.
Als Matrix kommt wahrscheinlich nicht das System der metameren Intercostales
externi in Betracht, sondern ein Muskel, welcher bei Amphibien und Reptilien als
M. intercostalis externus superficialis bezeichnet wird (S. 153). Von ihm gibt es
beim Menschen noch Reste an der Seite des Brustkorbes (unter dem Serratus anterior
und Rhomboides). Es sind Muskeln mit der gleichen Faserrichtung wie der Ex-
ternus, die aber über eine oder mehrere Rippen hin wegziehen: Mm. externi
longi (s. supracostales). Die Ausbildung und die Faserrichtung sind individuell
sehr variabel. Fügt man alle Varietäten zusammen, so ergibt sich eine Muskel-
platte, die von der 3.—9. Rippe und nach hinten bis zu den Serrati posteriores reicht.
Sie läßt noch die Brücke für die Genese der Serrati erkennen. Über die Beziehung
dieser ganzen Gruppe zu den übrigen Schichten siehe S. 152,

3. Gemeinsame Wirkung der Zwischenrippenmuskeln und Bewegung der Rippen.

sterno- Die Bewegung des Thorax im ganzen kann erst später behandelt werden,

ostaler u •

lateraler' wenn sämtliche beteiligte Faktoren zusammengestellt sind. Als eine Vorarbeit
Typus Yiier die gemeinsame Wirkung der autochthonen Rippenmuskeln der ventralen
Brustwand auf die Rippen zu erörtern. Denn diese Muskeln haben infolge der
charakteristischen Form der Rippen gewisse Eigentümlichkeiten, die vom
Einzelmuskel aus nicht zu verstehen sind. Die Rippe krümmt sich vom verte-
bralen zum sternalen Ende hin um annähernd 180°, so daß die Easerrichtung
eines jeden schrägen Zwischenrippenmuskels weiter vorn gerade umgekehrt
gerichtet ist, wie hinten (Abb. 91. linker Interc. externus). Die Faserrichtung
zur Medianebene des Körpers ist beim Intercostalis externus am vertebralen
Rand des Zwaschenrrppenraumes die gleiche wie beim Intercostalis internus
vorn am Brustbein (Musculus intercartilagineus). Die Folge ist, daß diese
beiden Portionen die gleiche Wirkung haben. Diejenigen Teile, welche ant-
agonistisch wirken könnten, sind größtenteils rudimentär. Denn der Externus
wird vorn und der Internus hinten sehnig.

Die einzige Gegend, in welcher die entgegengesetzte Faserrichtung des
Externus und Internus wirklich zu einem Antagonismus der Wirkung führen
kann, ist die seitliche Brustwand. Hier liegen beide Systeme übereinander
und überkreuzen sich (Abb. 91). Es kommt aber ganz darauf an, in welcher
Weise sich die Rippen bewegen. Es gibt zwei Typen. In einem Falle bleiben
die Rippen einander annähernd parallel; es wird dann das Brustbein mitbewegt:
sternokostaler Typus. Im anderen Fall divergieren oder konvergieren die
Rippen miteinander, wie am deutlichsten zu sehen ist, wenn der Lebende den
Rumpf nach der Seite biegt und nun passiv auf der verkürzten Seite die Rippen
zusammengeschoben, auf der anderen gespreizt sind: lateraler Typus. Bei
Tieren ist der laterale Typus besonders bei der Flankenatmung aktiv, die deshalb
bei den unteren Rippen zur Entfaltung kommt, weil das Brustbein und che
vorderen Rippen beim Vierfüßler den Rumpf auf den Vorderbeinen zu tragen
haben und deshalb wenig beweglich sind (Tragrippen). Beim Menschen sind
alle Rippen außer der ersten nach beiden Typen aktiv beweglich. Beim sterno-
 
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