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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0088

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B. Spezielle BewegUDgsapparate der dorsalen Rumpf-

wand: Rücke».

I. Typus des Wirbels und seine Modifikationen.

Im Rücken liegt die Stütze des Rumpfes, die Wirbelsäule, die sich ihrer- Der 6.
seits auf dem Becken erhebt und den Kopf trägt. Neben dem Becken, dem als11 Bei^
Hinterhauptteil des Schädels, den der Wirbelsäule zunächst liegenden Enden
der Rippen und den Teilen des Schultergürtels, welche insgesamt am Aufbau
des Rückens mit beteiligt sind (Abb. 127), ist die Wirbelsäule weitaus am
charakteristischsten für ihn. Sie setzt sich zusammen aus Wirbeln, Vertebrae,
und dokumentiert dadurch die Zugehörigkeit des Menschen zu den .,Verte-
braten"; ihnen ist als uralter Besitz stets die primitive Metamerie und außer
bei den niedersten Formen der WTirbel als Repräsentant der einzelnen Meta-
meren gemeinsam (S. 26 u. f.). Aus dem historisch gegebenen Material hat
der Wirbeltierkörper in der Wirbelsäule ein Stützorgan geschaffen, welches einen
bestimmten Typus ..Wirbel'' in steter Wiederholung des ihm eigenen Aufbaues
variiert, je nach der Stelle, an welcher er zur Verwendung kommt. Bei aller
Wandelbarkeit im einzelnen, welche aus der Einwirkung der benachbarten
Körpergegend verstanden werden muß, bleibt allen Wirbeln eine gemeinsame
Grundform, an welcher zäh festgehalten wird, weil sie bewährt, ,,dauerfähig"
ist. Wir betrachten zuerst diesen Grundtypus und seine Bedingungen, um
dann die Modifikationen verstehen zu können.

Nehmen wir als Beispiel einen bestimmten Wirbel, etwa den in Abb. 45
abgebildeten 6. Brustwirbel, so stehen wir als erstes fest, daß er aus einem
Knochenstück besteht. Man unterscheidet an diesem als Hauptteile den Körper,
Corpus, und den Bogen, Arcus.

Der Körper ist ein kurzer Zylinder. Er hat eine obere (kraniale) und eine
untere (kaudale) Endfläche, ferner eine vordere (ventrale) und eine hintere
(dorsale) Seitenfläche. Die Endflächen sind mittels der Zwischenwirbel-
scheiben mit je dem nächstfolgenden (höheren und tieferen) Wirbelkörper
verbunden, die Seitenflächen liegen frei auf der äußeren und inneren Ober-
fläche der Wirbelsäule zutage. In der Aufsicht auf die Endflächen (Abb. 45, c)
ist die Vorderfläche unseres Wirbels stark konvex, die Hinterfläche leicht
konkav ausgebogen. In der Seitenansicht (a) ist die Vorderfläche leicht konkav,
die Hinterfläche nur wenig ausgehöhlt oder plan (vgl. dazu die entsprechende
Form eines Lendenwirbels, Abb. 64b). Dies rührt daher, daß die Ränder der
Endflächen etwas vorgewulstet sind und wie Gesimse über die Seitenflächen
vorspringen. Die Endflächen sind narbig höckerig. Beides bedingt für die
Zwischenwirbelscheiben eine günstige Verbindungsfläche. Die Seitenflächen
tragen viele Löcher für Gefäße, besonders für Venen. Ein unpaares Venenloch
an der Hinterfläche ist das größte (Abb. 64). Außerdem hat die Seitenfläche
jederseits oben und unten eine überknorpelte Gelenkgrube, an welche sich die
 
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