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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0800

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Musculus orbicularis oculi.

789

Bewegungen und besondeis bei den stationären Formen unlustiger oder traurig
gestimmter Menschen ausdrucksfähiger als die reine Quadratuswirkung (außer
der chaiakteristischen Nasenlippenfurche und Mundstellung: Herabziehen des
Mundwinkels und Schließen der Au gen spalte, Abb. 400 b).

Die Form des Mundes ist sehr häufig für die Physiognomie der Lust- und
UnlustgefüMe weniger, wichtig als die Stellung der Augenlider und besonders die
Form der Nase. Das Öffnen der Nasenlöcher ist sogar das hervorstechendste Merk-
mal des Ausdrucks der Freude, umgekehrt das Schließen am kennzeichnendsten
für die Trauer. Es ist bekannt, daß man in einfachen Strichzeichnungen des Gesichts
den Ausdruck des Lachens und des Weinens nur durch Veränderung des Winkels
der Nasenspitze, der Mund- und Augenspalten hervorrufen kann (,, Jean, qui pleurt,
et Jean, qui rit", Abb. 398 a und c). Das Caput angulare bedingt nun aber gerade
diejenige Stellung des Nasenflügels, welche für das Lachen charakteristisch ist. So
wird bei G-esamtwiikung des Quadratus sup. nie der Ausdruck des Weinens rein
zum Vorschein kommen. Es muß vielmehr, wie in Abb. 382, der Teil des Caput
angulare ausgeschaltet bleiben, welcher den Nasenflügel hebt. Letzterer allein
(Levator alae nasi) wird beim Lachen durch dilatierende Fasern des Nasalis unter-
stützt (S. 780). Es ist nichts Besondeies. daß Teile von Muskeln gegensätzliche
Wiikungen haben. In der rein körperlichen Sphäre ist das häufig so, z. B. beim
Trapezius, dessen Teile das Schulterblatt heben und senken u. a. m.

Innervation: Er. zygomatiei (VII) treten aus dem M. zygomaticus oder
unter ihm hinweg in die Unterfläche des Quadratus sup. Blutzufuhr: A. infra-
orbitalis (aus A. maxillaris int.), A. labii sup. und A. angularis (aus A. maxill. ext.).
Die V. faciei anterior liegt auf dem Ursprung des Caput infraorbitale. Das Caput
angulare überbrückt oft mit einer sehnigen Ursprungsarkade die Vasa angularia.

3. Die mimischen Muskeln der Lidspalte. Tabelle Xr. 20—23.

Musculus orbicularis oculi. Der Ringmuskel des Auges ist prä- M. ort>icu:
paratorisch viel leichter und sinnfälliger darzustellen als der des Mundes, weil (Tab! s.C743.
seine Fasern nicht staffelföimig an die Haut gehen, sondern nach Abziehen der SjL2{&'
Haut und des locker befestigten Bindegewebes als saubere glatte Muskelplatte 369, 370,
ähnlich dem Platysma unverletzt freigelegt weiden können (Abb. 375). Man
veimißt nur häufig eine scharfe Abgienzung des äußeren Randes der monokel-
föimigen Platte, weil Fasein von ihr abenieien. Dies sind zum Teil primitive
Züge, welche noch die uispiüngliche Beziehung zum Ohr einhalten oder an-
deuten; von dort aus ist dei Mrskel eingewandeit, und zwar in je einem Streifen
oberhalb und unterhalb der Lidspalte. Vom ersteren fehlen selten Reste (M.
auriculofrontalis), welche auf der Fascia temporalis liegen und mit dem
Oibikularis zusammenhängen oder mehr oder minder selbständig gegen ihn
geworden sind. Seltener sind so ausgedehnte Reste des unteien Zuges. Dagegen
ist ein Relikt von ihm an der Ohimuschel erhalten, M. helicis; außerdem
strahlen die unteren Randfasern des Oibikularis noch häufig in der Richtung
auf das Ohr mit freien Enden aus.

Bei sorgfältiger Präparation ist immer zu erkennen, daß auch bei Erwachsenen
die beiden primären Streifen des Orbikularis außen und innen vom Arge nur ver-
flochten, aber nicht eigentlich verschmolzen sind. Andere Züge des Muskels sind
sekundär abgeschwenkt. Diese sind weiter unten näher besprochen (siehe Depressor
supercilii).

Man unterscheidet eine Pars palpebralis auf den eigentlichen Augen- ^g"^™,?
lidern (Tarsus snperior et inferior, Abb. 393) und eine Pars orbitalis s. ecto- der Teile
orbitalis, welche ringsum über die knöchernen Ränder der Augenhöhle hinaus- ZUfauent"
ragt (Abb. 375). Die ersteie wird von dem beweglichen Lid mitgenommen,
die letzteie nicht. Es schiebt sich das Lid, besondeis das obere, wie der zurück-
scbiebbaie Teil eines Zylindeibu: eaus hinter die feststehende Pars orbitalis
(Abb. 393, linkes Auge). Die Pars oibitalis überdeckt also beim geöffneten
Auge den giößten Teil der Pais palpebralis. An der Stelle, wo die letztere
zum Voischein kommt, wird äußerlich in der Haut eine Falte erzeugt, welche
 
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