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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0600

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Membrana interossea.

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annähernd, viereckig. Es steht unter der Wirkung des Biceps femoris und Soleus.
zweier wichtiger Muskeln, welche speziell für die Aufrichtung des menschlichen
Körpers Bedeutung haben. Die Größe und Form des Kapitulum ist für den
Menschen geradezu charakteristisch (Abb. 295). Die Spitze heißt Apex capituli.
die Gelenkfläcke Facies articularis capituli. Sie ist sehr verschieden groß,
je nachdem die Fibula höher oder weniger hoch an der Tibia herauf greift. Das
distale Ende der Fibula heißt Malleolus lateralis. Es trägt auf der Innenseite
die Facies articularis malleoli, welche mit den beiden Gelenkflächen der Tibia
die Hohlrolle für den Talus formt. Der Malleolus lateralis artikuliert meistens an
einer kleinen Stelle auch mit der Tibia (Abb. 292). Hinter der Gelenkfläche für den
Talus liegt auf der Innenseite des Malleolus eine Bandgrube mit rauher Oberfläche
für das Ligamentum talofibulare posterius, hinten auf der Außenseite des Malleolus
eine glatteFurche für die Sehnen des Musculus peronaeus longus und brevis (Abb.
295b). Die Crista lateralis begleitet die Sehnen zu dieser Furche, indem sie spiralig
nach hinten umbiegt.

Das Foramen nutricium liegt auf der Hinterfläche des Knochens, etwa an
der Grenze zwischen oberem und mittlerem Drittel, aber etwas tiefer als das der
Tibia. Der Kanal geht von außen oben nach unten innen und erreicht den Mark-
raum wie bei der Tibia etwa in der Mitte des Knochens. Die beiden Unterschenkel -
knochen wachsen also hauptsächlich in ihrer proximalen Hälfte (Abb. 160).

Die Ossifikation der Fibula setzt später als bei der Tibia ein. Bei der Dia- Ossifikation
physe beträgt die Differenz wenige Tage (8. Fötalwoche); der Malleolus lateralis
erhält im 2. Lebensjahr, das Kapitulum erst im 4. Lebensjahr seinen Kern, Ver-
schmelzimg im 17.—19. Lebensjahr, aber auch der Tibia folgend.

Die Membrana interossea steht schräg (Abb. 293). Sie schließt den ^g^gg".^1
Raum zwischen Schien- und Wadenbein, Spatium interosseum, mit straffen miris,
glänzenden Fasern ab; die vorderen und hinteren Muskeln des Unterschenkels 293, 295'
sind durch sie voneinander getrennt. Oben besteht eine große Lücke (Abb. 295).
unten eine kleinere als Durchlaß für Gefäße. Nerven gehen nicht durch sie
hindurch, sie müssen außen um die Knochen herum (daher existiert außen am
Capitulum fibulae ein Druckpunkt für den Nervus peronaeus, Abb. 295a). Die
Befestigimgslmien der Membran an den beiden Knochen des Unterschenkels ist
durch Cristae interosseae ausgezeichnet.

Ehe die Skelettstäbe des Unterschenkels beim menschlichen Embryo ver-
knorpeln, hängen sie als einheitliches Gewebe zusammen. Diese Gewebsplatte,
welche dorsale und ventrale Muskeln scharf scheidet, gliedert sich erst später. Tibia
und Fibula entstehen in den Bändern und die Membrana interossea in dem zwischen
beiden liegenden Teil der Scheidewand. Eine wirkliche Lücke, Spatium, wie beim
mazerierten Skelett ist am vollständigen Skelett in keiner Phase vorhanden. —
Die meisten Fasern ziehen schräg von der Tibia abwärts zur Fibula; es schichten
sich aber auch entgegengesetzt gerichtete Fasern vorn und hinten auf diese (Abb. 292).
Unten und oben hängt die Membran mit den Bändern der Tibiofibulargelenke zu-
sammen (s. diese). Sie hemmt die Verschiebungen der Fibula gegen die Tibia, beson-
ders in der Längsrichtung, und dient den Muskeln zu beiden Seiten als Ursprungs -
fläche. — Durch die obere Lücke der Membrana interossea gehen die Vasa tibialia
anteriora, außerdem Fett, durch die untere die feine Arteria perforans aus der
Arteria peronaea (manchmal ist sie stark und ersetzt die Arteria dorsalis pedis).

7. Die langen 3Iuskeln des Unterschenkels und Fußes als aktive Bewegungs-
faktoren.

a) Bewegungsrichtungen des Fußes (Nomenklatur), Fußknochen
(Übersicht) und genetische Gmppierung der Muskeln (Tabelle).

Sämtliche Muskeln, welche am Unterschenkel entspringen, inserieren am ..Zehen"-
Fuß. Zum Teil gehen sie zu den Fußwurzel- und Mittelfußknochen, Tarsalia, Sjnd
Metatarsalia, zum Teil zu den Zehenknochen, Phalanges. Dem Gesamt- de*Iot^"eil
gewicht nach sind bei einem kräftigen Individuum für die ersteren 1118 g Fußes
ermittelt worden (oder 323 g, werm man die ganz einseitig spezialisierten und
für die verschiedenartigen Fußbewegungen weniger wichtigen Wadenmuskeln
 
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