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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0628

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Allgemeines über das Fußgewölbe.

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sind bei den betreffenden Muskeln beschrieben. Zwischen die beiden Zehenbeuger
ist eine sehr derbe Scheidewand eingeschoben, welche verstärkt ist durch einen
Knochenhöcker des Talus (Processus posterior tali, Abb. 299). Es gibt ein viertes
Fach für ein Gefäßnervenbündel (Vasa tibialia posteriora, N. tibialis).

8. Band- und Gelenkverbindungen des Fußes als passive Bewegungsfaktoren:
Das Sprunggelenk und die Gelenke des Vorfußes.

a) Allgemeines.

Mehr noch als bei den Karpalia und Metakarpaha der Hand ist beim We^Jj_des
Fuß der von den Tarsalia und Metatarsalia mosaikartig zusammengesetzte daumens"
Komplex als Einheit zu behandeln (Abb. 311a). Vor allem fehlt die freie
Beweglichkeit der Großzehe analog derjenigen des Daumens. Das Gelenk
zwischen Kuneiforme I. und Metatarsale I. ist zwar beim menschlichen Fötus
noch ein Sattelgelenk und wiederholt darin die dem „Greiffuß" zukommende
Form, auf welcher bei Affen die Bewegungen ihres „Fußdaumens" beruhen.
Aber in der embryonalen und postembryonalen Entwicklung des Menschen

Abb. 303 Sohlennische, Fußabdrücke verschiedener Individuen, a) Plattfuß, b—d) Nonnale Füße mit
verschieden hoher Wölbung (aus Treves-Keith S. 437).

sind alle Stadien des Übergangs in eine straffe Amphiarthrose festgestellt;

nur selten bleibt beim Erwachsenen als atavistischer Rest die Sattelform der

Gelenkfläche, aber nie die Beweglichkeit dieser Stelle übrig.

Die Basis des Metatarsale I. ist durch den Peronaeus longus, der sie den
übrigen Zehen zudreht (ähnlich dem Opponens beim Daumen der Hand) und durch
Kapselverstärkungen in Oppositionsstellung starr fixiert. Die Festlegung der Pero-
naeussehne, welche der Erhaltung des Fußgewölbes dient (Abb. 311 b), ist automatisch
von der Erstarrung des Gelenkes zwischen Tarsus und Metatarsus begleitet. Für
den Fuß des Menschen, der beim dauernden Stehen und Gehen die ganze Körper-
last zu tragen hat, ist der Verzicht auf den „Fußdaumen" ein wichtiger Schritt,
welcher die völlige Aufrichtung des Körpers vorbereitete. Die Körperlast wird auf
die 5 Köpfe der Metatarsalia verteilt und leichter getragen.

Anstatt mit der ganzen Fußfläche den Boden zu berühren, hat bekannt- Fuß-
lich der normale menschliche Fuß eine nischenartige Aushöhlung (Abb. 303), gsoMen.e-"
welche vom inneren Fußrand in individuell wechselnder Tiefe nach dem äußeren nische
Fußrand zu vordringt, ihn bald voll, bald nur annähernd erreicht oder fern von
ihm endet. Fehlt die Sohlennische ganz, so ist der Fuß meist abnorm (Platt-
fuß). Diese Verschiedenheit kann allerdings auf einer starken Ausbildung der
kurzen Fußmuskeln beruhen. Beim Neger z. B., welchem irrtümlich Plattfüße
nachgesagt werden, ist das eigentliche Fußgewölbe nicht schlecht ausgebildet;'
es ist nur ausgefüllt durch starke Muskelmassen. Aber beim Europäer ist in der
 
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