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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0005

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Widmung.

Dieses Werk ist aus der Überzeugung heraus entstanden, daß die bio-
logische Betrachtungsweise die notwendige Grundlage der anatomischen Aus-
bildung ist. Leichenanatomie ist nur das Mittel und Systematik an sich ein
toter Ballast. Wie Leichenanatomie im Verein mit anderen verfügbaren For-
schungsmitteln verlebendigt werden könne zur anschaulichen Kenntnis und
zum Verständnis der wirklichen Form und Struktur unseres Leibes, solange
wir leben und gesund sind, will dieses Buch lehren. Von der üblichen Ordnung
nach Systemen wird deshalb abgesehen. Zu einer Zeit größter Opferfreudig-
keit eines Volkes begonnen, vertraut das Werk auf den gesunden Sinn unserer
studierenden Jugend. Die tastenden Vorversuche des Verfassers, Anatomie
biologisch zu lehren, begannen vor fast 20 Jahren und führten seit 8 Jahren
in Heidelberg zu einer weitgehenden, von der badischen Unterrichtsverwaltung
hochherzig geförderten Umgestaltung des anatomischen Lehrplanes. Allen an
sie gestellten Anforderungen folgten meine Hörer stets mit Hingabe und An-
hänglichkeit. Der Fortschritt, der auf diese Weise erzielt wurde, erwies sich
als so handgreiflich, daß ich mich den vielen an mich herantretenden Wünschen
nicht entziehen zu dürfen glaubte, das, was jetzt seit Jahren in der Praxis er-
probt ist, in gesichteter und erweiterter Form niederzuschreiben. Das Prin-
zipielle wird in den einleitenden Kapiteln erörtert werden. Der Leser möge
selbst urteilen, ob die speziellen Teile das dort Gesagte bestätigen. Wenn Ana-
tomie dem Arzt nicht mehr — wie jetzt leider so oft — ein Bündel verblaßter
Erinnerungen mit dem daran haftenden Geruch tödlicher Langeweile wäre,
sondern wieder ein steter Berater bei seinen Bemühungen um Erhaltung oder
Herstellung des gesunden Körpers würde, so wäre ein großer Fortschritt getan;
die Anläufe der Arzte gegen sie, welche statt die veralteten Lehrmethoden
die Anatomie selbst treffen und vielleicht lahmlegen, würden von selbst auf-
hören. So vertraue ich dieses Werk der Jugend an. die mir ihre Mitarbeit in
Wort und Werk zusagte.

Die theoretische Wissenschaft steht heute an dem gleichen Punkt. Auch
sie fordert biologische Vertiefung der Forschung, welche der Form und ihren
Ursachen nachspürt. So weisen — Zeichen gesunder Entwicklung alle
Erfordernisse unserer Zeit den gleichen Weg. Weit entfernt zu glauben, daß
dieses Werk Endgültiges zu leisten vermag, so hoffe ich, es möchte in ihm der
Weg gefunden sein, der zu neuer fruchtbarer Rundschau führt, bis von dem
Gipfel, wenn er einst erreicht sein wird, wieder schönere und größere Ziele
die Wissenschaft locken werden.

Indem wir von der Anordnung des Stoffes nach Systemen absehen, be-
geben wir uns freilich eines wertvollen Mittels, ihn übersichtlich zu gestalten.
Technik mußte hier an die Stelle des Gedächtnisses gesetzt werden, da dieses
durch die Systematik zu sehr belastet wird, als daß das eigentlich Wichtige
sich entfalten könnte. Durch zweckentsprechende typographische Gliederung
 
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