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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0241

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230

Schulter.

des Bewegungsapparates übrig bleiben. Indem wir hier von Fall zu Fall diese
Lücken konstatieren, gewinnen wir das Ausgangsmaterial für die Beschreibung jener
Kabel, die wie Zufuhrleitungen eines Gebäudes (Elektrizität, Wasser, Gas) möglichst
wenig von dem Raum wegnehmen, der für die eigentlichen Funktionen, d. h. bei
der Extremität für die Haltungen und Bewegungen bestimmt ist. Die Formbezie-
hungen zwischen Bewegungsmechanismus und peripherem Leitungssystem beruhen
auf einem Kompromiß zwischen den vitalen Bedingungen beider Apparate. Der eine
kann immer erst ganz durch den anderen verstanden werden. Das Fazit für diese
Momente kann erst im III. Band gezogen werden.
Kieido- Der Winkel, welchen die Klavikula und die Spina scapulae einschließen (mit

SkWinkeiei *^er Spitze im Akromion, Abb. 124) beträgt 30—45°. Ursprünglich ist der Schulter-
gürtel an dieser Stelle unbeweglich und gerundet (Abb. 121 a). Durch die Differen-
zierung einzelner Knochen ist ein Gelenk und eine Abknickung zustande gekommen,
welche der Abplattung des Brustkorbes beim Menschen folgen konnte. Die Be-
wegungen des Gelenkes vollziehen sich innerhalb der genannten Winkelgrößen (kleido-
skapularer Winkel). Denkt man sich die beiden Klavikulae nach vorn und die Spinae
scapularum nach hinten je bis zu einem idealen Schnittpunkt verlängert, so resul-
tiert eine rhombische Figur. An ihr erkennt man, wie sehr die ursprüngliche Spangen-
form des Schultergürtels abgeändert und dem Brustkorb und seinen Bewegungen
angepaßt ist.

Ossi- Die Ossifikation der Skapula beginnt im 3. Fötalmonat mit einem

nkation Knochenkern neben dem Kollum. Über den Kern des Processus coracoides und
die Epiphysenkerne siehe S. 224 und Abb. 123. Der obere Abschnitt der Gelenkfläche
des Schulterblattes hat seinen eigenen Epiphysenkern (Os infracoracoideum).

3. Die Brustscliiiltermuskeln als aktive Bewegungsfaktoren.

a) Übersicht über die genetische Gruppierung (Tabelle) und über
die Richtung der Bewegungen (Nomenklatur).

Gruppie- j)[e Herkunft der Schultermuskeln aus verschiedenen Quellen ist bei

rung n<icn ^

den inser- der allgemeinen Ableitung der Körpermuskulatur beschrieben (Abb. 9, rechts),
tionen Ejj^gjjvmg der Muskeln in der hier folgenden Tabelle ist nach den dort

entwickelten genetischen Gesichts-

Ventrale Muskeln

Abb. 125. Beckenflosse eines Haiembryos (hintere Extremität). Nach einem beweglichen Wachsplatten-
modell, a) Zwei Muskelschichten mit dem Skelett dazwischen, in natürlicher Lage, b) Die Muskelschichten
künstlich nach oben (in der Richtung der Pfeile) und nach unten vom Skelett weggeklappt. In Wirklichkeit
folgt das Skelett der Kontraktion der betreffenden Muskelschicht. Zahlreiche Brücken zwischen den
Muskelstreifen der ventralen Schicht an deren basalen Enden.

verstehen. Am Oberarm werden wir die eigentliche Armmuskulatur (auto-
chthone M.) noch in ihrer ursprünglichen Anordnung finden. Jedermann weiß,
daß der Bizeps auf der einen Seite des Armes gelegen ist und die Extremi-
tät in entgegengesetzter Richtung bewegt, wie der ihm gegenüberliegende
Muskel, der Trizeps. Diese ursprünglichsten Muskeln, die wir Mm. brachiales
nennen, sind bei niederen Wirbeltieren (Haien) bei Vorder- und Hinterglied-
 
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