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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0452

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Die dreigliedrigen Finger als Ganzes in der Ruhe.

-141

Bandgrube und ein Höckerehen zum Ansatz der Ligg. collateralia. Sie haben
Muskelansatzfläehen für die Ursprünge der Interossei, und die meisten haben auch
Insertionsflächen für lange Muskeln (Abb. 174, 175); nur das Metakarpale IV. ist
frei von letzteren. Die volare Fläche ist bei allen zu einer Kante zugeschärft, die
dorsale ist breiter und lädt nach dem Kapitulum zu weiter aus. Blutzufuhr
durch einen Canalis nutricius wesentlich für das Knochenmark und durch zahl-
reiche Volkmannsche Kanäle (metaphysäre Gefäße wie bei den großen Röhren-
knochen gibt es nicht, Abb. 162 b).

Die Phalangen sind viel kürzere Röhrenknochen als die Mittelhandknochen. ) J)i<'
Man unterscheidet eine Basis und eine distale Trochlea phalangis. Zu Seiten Pnalan8eu
der letzteren gibt es Bandgrübchen, zu Seiten der ersteren Höckerchen für die Ligg.
collateralia. Die Grundphalanx hat je ein Grübchen, die Mittel- und Endphalanx
ein Grübchenpaar. Die Endphalanx endet mit der Tuberositas unguicularis.
einem verbreiterten, pilzförmigen Knochenaufsatz der ventralen Fläche. Er und der
Fingernagel dienen als Unterlage für den Tastballen der Fingerspitze (Abb. 187).
Radiäre Bindegewebsbündel, welche in den Knochen einstrahlen, befestigen die
Haut gegen die genannte Knochenstelle (Retinacula cutis). Blutzufuhr
wie bei den Mittelhandknochen.

"Während gewöhnlieh die Röhrenknochen außer der Diaphyse mit je einem Ossifikation
Knochenkern verknöchern, ossifiziert bei den Metakarpalien und Phalangen nur je
eine Epiphyse separat, die andere ossifiziert von der Diaphyse aus. Bei den Meta-
karpalia gibt es je einen distalen Epiphysenkern und deshalb später eine distale
Epiphysenscheibe; bei den drei Phalangen dagegen verknöchert die proximale
Epiphyse für sich, und es findet sich nur eine proximale Epiphysenscheibe (Abb. 188).
Die Endphalanx hat überhaupt keine distale knorplige Epiphyse. sondern die Diaphyse
endet abgestutzt. Dem Processus unguicularis liegt das Rudiment des Diaphysen-
endes und ein besonderer Mantelknochen zugrunde, der sich um dasselbe herumlegt.

Die Diaphysenverknöcherung der Metakarpalia tritt zuerst auf (9.—10. Fötal-
woche), die distalen Epiphysenkerne folgen erst nach der Geburt (2.—3. Lebens-
jahr). Die Vereinigung der beiden distinkten Knochen geschieht nach der Pubertät
(18.—20. Lebensjahr). Die Verknöcherung der Diaphysen der Fingerknoehen
beginnt bei der Endphalanx, dann erscheint sie erst in der Grund- und in der Mittel-
phalanx (alle drei im 3. Fötalmonat). Der Zeige- und Mittelfinger gehen voran.
Der Kleinfinger folgt zuletzt. Die proximalen Epiphysenkerne der Phalangen
erscheinen nach der Geburt (2.—3. Lebensjahr).

10. Die dreigliedrigen Finger und der Handteller als Ganzes in Ruhe und

Bewegung.

Der Handteiler als Träger der kurzen Fingermuskeln wird hier mit den
Fingern gemeinsam behandelt. Einzelheiten des Daumen- und Kleinfinger-
ballens werden in den folgenden beiden Abschnitten nachgetragen werden.

Die Handlange, von der Handwurzel bis zur Spitze des Mittelfingers Aiigemetoe
gemessen, ist ein altes, von der Kunst aller Zeiten viel benutztes Maß. Sie ' Form
wird gewöhnlich gleich Vio der Gesamtlänge des Körpers genommen. Die
Handbreite in der Höhe der Grundgelenke der Finger ist ungefähr gleich der
Hälfte der Länge, bei plumpen Händen mehr, bei schmalen Händen (Frauen)
weniger. Die Finger, besonders der Ring- und Mittelfinger, stecken mit den
basalen Phalangen bis zur Hälfte im Handteller und sind, da die volaren
Schwimmhäute am weitesten distalwärts reichen, von der Hohlhand aus be-
trachtet um die betreffende Quote kürzer als vom Handrücken atis.

Die Rückenseite des Mittelfingers ist etwa gerade so lang wie der Hand-
teller, die anderen sind kürzer (S. 426). Der Zeigefinger ist am dicksten, ihm
folgen abnehmend an Dicke die übrigen dreigliedrigen Finger in der Reihen-
folge ihrer Stellung an der Hand.

Die Phalangen plus Mittelhandknochen (sog. Strahlenteil der Hand) messen ■
beim Mittelfinger 4/5 der ganzen Länge des Skeletts, aber 8/8 der Gesamtlänge der
Hand (von den Querfalten über der Artic. intercarpea bis zur Spitze des Fingers
gemessen, siehe dazu Abb. 187 und S. 296).

Die Künstler des klassischen Stils haben lange und konisch verjüngte Finger
nls besonders schön empfunden. Die Natur ist jedoch sehr wechselvoll. Knorrige
 
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