Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0563

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
552

Bein und Fuß.

alis (Abb. 276) und E. lateralis. Das Planum popliteum des Schaftes ist gegen den
Einschnitt zwischen den Kondylen durch eine scharfe Querlinie abgesetzt: Linea
intercondyloidea. Am unteren Femurende ist die Kortikalis von zahlreichen
kleinen Gefäßlöchern durchbohrt. Dicht oberhalb der Kondylen sind kleine
metaphysäre Arterien der Lieblingssitz für die Ansiedelung von Eiterbakterien
(Osteomyelitis usw., siehe S. 307).
Ossifikation Die Ossifikation des Femur beginnt in der Diaphyse am Ende des 2. Fötal-

monats (7.—8. Woche). Der Knochenkern in der distalen Epiphyse hat forensische
Bedeutung als Zeichen der Reife des Kindes. Er entsteht um die Mitte des 9. Fötal-
monats und ist zur Zeit der Geburt etwa 5 mm groß. Der Knochenkern in der
proximalen Epiphyse (Abb. 259) erscheint erst um die Mitte des 1. Lebensjahres,
im 3. oder 4. Jahr folgt ein besonderer für den Trochanter major und erst im 10.
bis 14. Lebensjahr ein solcher für den Trochanter minor. Am proximalen Ende
verschmelzen die Knochenkerne um das 17. Lebensjahr mit dem Schaft, am distalen
Ende um das 20.—24. Jahr. Zur distalen Epiphyse gehören beide Kondylen und
Epikondylen.

Die Kniescheibe, Patella, ist in die Sehne des großen Kniestreckers

PC/161 DC

Pateila' (M. quadriceps) eingeschaltet und wirkt als gewaltiges Sesambein. Sie liegt
^ö'^Ito]' unmittelbar unter der Haut (Abb. 279), ebenso die Sehne, welche durch den
280, 283 eingelagerten Knochen von der Unterlage abgehebelt wird (Abb. 280). Letztere
heißt von der Patella bis zur Tibia: Ligamentum patellae. Die Konturen
der Kniescheibe und des Kniescheibenbandes verstreichen bei erschlaffter
Muskulatur (Abb. 278), sind aber immer deutlicher nachweisbar als ähnliche
Details anderer Gelenke. Bei gestrecktem Bein steht das Ligamentum patellae
schräg von unten außen nach oben innen (Abb. 244). Die Kniescheibe ist mit
ihrer stumpfen unteren Spitze, Apex patellae, zentral in das Band eingefügt
und steht daher in einer ganz anderen Richtung als der Schaft des Femur, dessen
schiefe Achse gerade entgegengesetzt (von oben außen nach unten innen) ver-
läuft als das Kniescheibenband. Die überknorpelte Hinterseite, Facies arti-
cularis (Abb. 283), hat wegen der asymmetrischen Lage zum Femur eine
größere Delle für den medialen und eine kleinere für den lateralen Condylus
femoris. Der obere Rand des Knochens, Basis patellae, ist gerundet.

Bei passiv gestrecktem Bein entspricht der Apex der Kniespalte (Abb. 246a);
bei aktivem Zug des Quadrizeps an der Basis der Kniescheibe steigt sie daumen-
breit höher und liegt dann oberhalb der Facies patellaris auf dem Femurschaft selbst
(Abb. 276). Wenn der Quadrizeps erschlafft Tmd das Knie gebeugt wird, folgt
die Kniescheibe der Bewegung des Schienbeines, da sie an dieses durch das Knie-
scheibenband gefesselt ist. Die überknorpelte Längsfirste auf der Hinterseite der
Kniescheibe, welche die beiden Gruben für die Kondylen voneinander trennt, greift
erst dann in die überknorpelte Rinne des Femur ein.

Die Kniescheibe entsteht knorplig (vielleicht aus Resten knorpliger post-
axialer Strahlen, Abb. 158 a, oder — wahrscheinlicher — durch nachträgliche Ein-
schaltung der knorpligen Phase, S. 76). Die Ossifikation beginnt im 3.—4. Lebens-
jahr mit mehreren Zentren, die bald verschmelzen; sie ist im 15.—20. Lebensjahr
vollendet. Die Kniescheibe kann in seltenen Fällen fehlen.

2. Die Schenkelmuskeln als aktive Bewegimgsfaktoren.

a) Übersicht und Tabelle.

DHaupt-6n Beim Oberschenkel ist die Dorsalseite nach vorn, die Ventralseite nach

grappen hinten gerichtet (Abb. 152b). Wir müssen deshalb die dorsale Muskelgruppe
(soreri"~ der Extremität, welche den dorsalen Hüftmuskeln auf der Außen- und Innen-
Fiexoren) sejt»e der Beckenschaufel entspricht, vorn vor dem Femur suchen; die ventrale
Muskulatur, welche den ventralen Hüftmuskeln auf dem Scham- und Sitzbein
entspricht, liegt hinter dem Femur. Die beiden Muskelgruppen sind die wichtig-
sten Muskeln für das Knie und heißen nach den Hauptbewegungen des Knie-
gelenkes: Extensoren (dorsale Muskeln) und Flexoren (ventrale Muskeln).
Das Knie ist nach vorn durch Bandapparate passiv gesperrt, die Hüfte nach
 
Annotationen