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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0165

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154

Brust.

in Betracht käme (Abb. 9, rechts). Man unterschätzt aber gewöhnlich die Masse
der Zwischenrippenmuskeln. Rechnet man die Querschnitte aller zusammen,
so ist die Summe größer als der Querschnitt der mächtigen Gesäßmuskulatur
(Glutaei); die Kraft ist also nicht unbeträchtlich. Um so größer ist die
Wirkung der viel umfänglicheren Bauchmuskeln. Sie haben infolgedessen
hauptsächlich die Aufgabe übernommen, den Rumpf gemeinsam mit der
Rückenmuskulatur zusammenzuhalten und zu bewegen. Die Halsmuskeln der
hier besprochenen Kategorie sind die schwächsten Muskeln des Systems; die
Tätigkeit der Skaleni kommt der Haltung und Bewegung der Rippen, die der
subvertebralen Muskeln mit den Skaleni zusammen kommt der Haltung und
Bewegung von Hals und Kopf zugute.

Bei der Detailschilderung wird im folgenden von den zu innerst liegenden
Muskelindividuen aus sukzessive die muskulöse Körperwand aufgebaut; die
Reihenfolge ist die gleiche wie in der Tabelle, auf welche von Muskel zu Muskel
verwiesen sei. Im Text wird nur auf das Wesentliche eingegangen, spezielle
Daten sind aus der Tabelle zu entnehmen.

2. Autochthone Brustmuskeln: Zwischenrippenmuskeln (Tabelle Nr. 1—4).
a. trans- Musculus transversus thoracis. Er steht mit dem M. transversus

versus

thoracis abdominis in kontinuierlichem Zusammenhang, besonders beim Ursprung an der
Abbf 94 6- Rippe, und setzt ihn innen vom Brustbein nach oben bis zur zweiten Rippe
fort (Abb. 94). Doch ist der Muskel sehr oft sehnig umgewandelt. Die fleischige
untere Partie (Zacken an der 5. und 6. Rippe) ist am beständigsten. Die Zu-
sammensetzung aus metameren Anlagen ist sehr stark verwischt. Wie beim
Transversus abdominis sind die Fasern quer zur Längsachse des Körpers ge-
richtet, was beiden Muskeln den Namen gegeben hat. Beim Transversus
thoracis sind aber die oberen, funktionell unwichtigsten Fasern im zweiten,
manchmal auch ersten Zwischenraum parallel dem Brustbeinrand angeordnet.
Das ist die alte Lage der Fasern in den Myotonien und in deren Fortsätzen
(Abb. 5, 6). Je mehr die Muskelzacken sich dem Bauch nähern, um so mehr
haben sie die longitudinale Richtung aufgegeben, sind schräg zu den Rippen
und schließlich in die Richtung der Rippenknochen selbst gestellt. Wie bei
den tiefen Rückenmuskeln sind durch Fusion aus kurzen metameren Muskeln
lange Züge entstanden, die man Zacken nennt (meist 5); sie überspringen bei
den oberen Rippen meist zwei Zwischenrippenräume. Als Ursprung wird die
Anheftung am Rand des Brustbeins (Körper und Schwertfortsatz) bezeichnet,
die Insertion liegt an der Knorpelknochengrenze der Rippe. Die Muskelzacken
divergieren vom Brustbein aus (deshalb ist der Muskel im ganzen dreieckig,
auch Triangularis sterni genannt).

Beim Transversus abdominis ist die transversale Richtung zur ausschließ-
lichen geworden. In der Brust haben wir alle Übergänge. Die Bedeutung der
Querorientierung der Fasern liegt in dem größeren Moment, welches die trans-
versalen Muskelfasern für alle Querschnittsverminderungen von Brust und Bauch
gewinnen. Diese sind naturgemäß beim Bauch am ausgiebigsten möglich, in der
Brust aber um so mehr gehemmt, je kürzer die Rippen sind. Deshalb ist der Brust-
muskel an den unteren Brustrippen am reinsten in die transversale Richtung hinein
gebildet und hier auch am konstantesten vorhanden. Die gleichnamigen Bauch-
muskeln setzen mit größerem Erfolg die zusammenschnürende Wirkung auf die
beiden letzten Brustrippen, auf die Bauchrippen und die rippenfreien Bauch-
decken fort.

Innervation: Rr. intercostales von Th 2 bis Th 6. Die einzelnen Zacken
werden von Fasern aus zwei oder mehr dieser Nerven beschickt, auch wenn sie nur
einem Interkostalraum angehören. Darin und in zahlreichen Schlingen feinster
Nerven kommt die TJmlagerung zum Ausdruck, die zur transversalen Richtung
führte.
 
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