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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0238

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Schlüsselbein und Schulterblatt.

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Defekte der Deckknochen des Schädels mit einem Defekt an der Klavikula ver-
knüpft zu sein (Kraniokleidodysostosis).

Das Schlüsselbein des Menschen hat mittlere Größe. Bei Fledermäusen,
bei welchen es dem viel größeren Druck der Flügel zu widerstehen hat, ist es ver-
hältnismäßig viel dicker. Bei ausschließlicher Benutzung der vorderen Extremität
zum Laufen (Pferd, Rind) fehlt die Klavikula ganz. Die einzigen Reste des Schulter-
gürtels, die Skapulae, hängen frei in den Muskeln, die wie ein Gurt um die vorderen
Rippen ziehen (Tragrippen). Beim Menschen kommen Entwicklungshemmungen
des Schlüsselbeines bis zum völligen Mangel vor.

2. Die beiden endgültigen Schultergürtelknochen: Schlüsselbein und Schulter-
blatt.

Der Schultergürtel des Menschen, Cingulurn, ist auf zwei Knochen
beschränkt (Abb. 124), die aus der geschilderten komplizierten Vorgeschichte
zu großer Einfachheit der Form und Lage gelangt sind. Es ist dies nichts Pri-
märes, sondern etwas Sekundäres. Der historische Prozeß hat auf Umwegen
zur Vereinfachung geführt, welche der Aufhängung des Armes und seinen Be-

Trigonum xpinae Skapnla

Abb. 124. Schultergürtel, Cingulum. Ansicht von oben auf den oberen Eingang des Brustkorbes (Aper-
tura superior thoracis). ■— Natürliche Lage der Knochen (Muskeltorso). Der Brustkorb ist nicht perspek-
tivisch gezeichnet, sondern die letzte sichtbare Rippe ist in die Ebene der 1. Rippe hineinprojiziert. — Die
Brustwirbelsäule ist ein wenig nach links ausgebogen (physiologische Skoliose; vgl. Abb. 83). — Der zur
Horizontalen erhobene Humerus ist hier durch reine Bewegung im Schultergelenk von A nach B adduziert

(um 30°).

wegungen zugute kommt. Wir stellen zunächst, um dem näher zu kommen, die
Form der beiden Knochen, der Klavikula und Skapula, fest.

Das Schlüsselbein, Clavicula, ist mit dem derberen, auf dem Quer- Klavikula.

A.DD 90 100

schnitt stumpf dreieckigem Ende dem Brustbein und mit dem abgeplatteten, 103, 120,
auf dem Querschnitt ovalen Ende dem Schulterblatt zugewendet. Man nennt *|*' \i?0'
das eine Extremitas sternalis, das andere E. acromialis. Der Knochen
folgt mit seiner medialen Hälfte vom Brustbein aus der Form des Brustkorbes
in nach vorn konvexem Bogen; nach der Schulter zu ist die laterale Hälfte
in einem nach vorn konkaven Bogen weitergeführt (Abb. 124). Die Form
im ganzen ist einem langgezogenen S vergleichbar. Der Knochen ähnelt
Türgriffen von dieser Art Schwingung und ist wahr sehe'nlich danach „Klavi-
kula" genannt worden (Clavis). Man sieht die beiden Schlüsselbeine ihrer
ganzen Länge nach gut durch die Haut durch (Abb. 100). Bei gutem Körper-
bau und herabhängenden Armen stehen sie fast horizontal, ein wenig nach außen

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