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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0159

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148

Brust.

dickt, gelblich und verkalkt schließlich. Der 2. und 3. Rippenknorpel neigen
am meisten dazu, der 1. kommt zuletzt an die Reihe; treten die Veränderungen
im höheren Alter auf, so werden oft alle Rippen zugleich befallen. Die Elasti-
zität des Brustkorbes leidet dadurch beträchtlich. Echte Verknöcherungen
sind im Alter nicht selten, besonders als perichonclrale Auflagerungen. Die
enchondralen werden durch Gefäßsprosse eingeleitet, die in den Knorpel ein-
dringen. Man findet Gefäße oft schon lange vor dem Einsetzen der eigentlichen
Verknöcherung.

Bei Rachitis sind die Knorpelknochenverbindungen der Bippen aufgetrieben
und beiderseits vom Brustbein durch die Haut stark prominierend: „Bosenkranz".

4. Das Brustbein und die Bippenbrustbeinverbindungen.

Einteilung, Das Brustbein, Sternum, ist ein einheithches Skelettstück. Man sieht

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Bippenver- es beim Lebenden seiner ganzen Länge nach zwischen den Rändern der
bindung oberflächlichen Brustmuskeln (Extremitätenmuskeln) als Rinne zutage liegen
(Abb. 100). Bei der Erau liegt es in der Tiefe des Busens.

Bei gewissen Berufen (Andrücken von Werkzeugen gegen die Brust) neigt
der Brustbeinkörper und Brustkorb im ganzen zu Deformierungen. Das Extrem
ist die Trichter brüst. Bei bestimmten Krankheiten (Bachitis) verbiegen sich
die Bippenknorpel nach außen, das Brustbein wird vorgetrieben: Hühnerbrust
(Pecten carinatum).

Die drei Teile des Brustbeines, Manubrium, Corpus, Processus
xyphoides s. ensiformis (Abb. 95), sind gewöhnlich durch Knorpel in
heterokontinuierlichem Zusammenhang: Synchondrosis sternalis supe-
rior et inferior. Sie verknöchern oft im Alter. An der Synchondrosis superior
ist die zweite Rippe so befestigt, daß ein Ligament im Innern der Gelenkkapsel
vom Rippenknorpel zum Sternalknorpel verläuft und die Gelenkhöhle in zwei
Teile scheidet (Ligamentum interarticulare, Abb. 143). Der erste Rippen-
knorpel steht mit dem Manubrium in heterokontinuierhchem Zusammenhang.
Alle übrigen Rippen, welche am Brustbein ansetzen, sind durch je ein Gelenk
mit ihm verbunden: Articulationes sternocostales. Die Gelenke der
2.—5. Rippe liegen weiter voneinander als die eng gedrängten der 5.—7. Rippe,
deren Lage die Verkürzung des Brustkorbes widerspiegelt.

Das Individuum, welches als Muskeltorso den Abbildungen dieses Buches
zugrunde liegt, hat keine Synchondrosis sterni inferior. Der knöcherne Teil des
Schwertfortsatzes ist bei ihm nahtlos verwachsen mit dem knöchernen Brustbein-
körper. Die Synchondrosis superior ist dagegen ungewöhnlich hoch. Das übliche
Gri'ößenverhältnis ist in Abb. 143 abgebildet. — Über Heterokontinuität s. S. 11.

Manubrium Das Manubrium ist besonders breit, weil es außer den ersten Rippen die

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(Anguius Klavikula zu tragen hat: Incisura clavicularis (Abb. 95). Den oberen Rand
Ludovici) mmmt ein seichter Ausschnitt ein, Incisura jugularis. Diese Stelle ist
meist leicht durch die Haut hindurch zu sehen, weil die Haut am Hals oberhalb
des Brustbeins einsinkt: Drosselgrube (Jugulum, Abb. 100). Auf alle Fälle
kann man die Incisura jugularis mit dem Finger abtasten. Es ist ein wichtiger
Meßpunkt (Abb. 1, 2).

Bis etwa zum 12. Lebensjahr steht das Jugulum in gleicher Hölie mit der Ver-
tebra prominens (Punctum suprasternale et cervicale der Anthropologen). Kinder
haben infolgedessen einen relativ kurzen Hals und einen hohen faßförmigen Thorax.
Die erste Kippe und mit ihr der ganze Brustkorb senkt sich später so weit, daß das
P. suprasternale in der Höhe der Zwischenwirbelscheibe zwischen 3. und 4. Brust-
wirbel (Abb. 90) oder etwas höher steht. Beim engbrüstigen (paralytisch-phthisischen)
Habitus ist die Senkung größer, der Hals extrem langC Die Lungenspitzen werden
hauptsächlich beengt; daraus folgt die Disposition für ihre Erkrankimg. Die Faß-
form des kindlichen Brustkorbes wird mit fortschreitendem Alter durch die Ab-
plattung des Thorax in der Richtung von vorn nach hinten, welche im Zusammen-
 
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