Rippen und Brustbein.
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hang mit der aufrechten Körperhaltung steht, allmählich umgeändert. Der Thorakal-
index (frontaler Durchmesser in Prozenten des sagittalen Durchmessers) ist bei
menschlichen Föten demjenigen vierfüßiger Tiere ähnlich (Karnivören 76, Hunds-
affen 86), beträgt im 1.—5. Lebensjahr bereits 132, steigt um das 30. Lebensjahr
bis annähernd 144 und sinkt im Alter bis auf 139. Beim Weib sind die Zahlen etwas
niedriger, da ein mehr infantiler Habitus beibehalten wird (Maximum 140).
Über Ossa suprasternalia siehe Schultergürtel: Episternum.
Das Manubrium liegt bei der Leiche entweder in der gleichen Flucht
mit dem Körper des Brustbeins oder seltener ist es gegen das Korpus in der
Synchondrosis superior etwas abgeknickt: Angulus Ludovici. Die Spitze
des Winkels steht nach vorn und ist als Querleiste durch die Haut fühl- oder
sichtbar. Man bestimmt danach die Lage der 2. Rippe. Bei der Einatmung
findet eine Abflachung, bei der Ausatmung eine Verstärkung des Winkels statt,
solange die Synchondrose beweglich ist. Die Differenz zwischen den Extrem-
sMlungen beträgt beim Manne 14° (beim Weib etwas weniger). Bei Tuber-
kulösen ist die Differenz erheblich herabgesetzt (auf etwa 4°).
Länge und Breite des Brustbeinkörpers sind besonders variabel. Der Hand-
griff ist dagegen eine Konstante. Er hat bei beiden Geschlechtern relativ gleiche
Größe; der Brustbeinkörper ist dagegen bei der Frau durchschnittlich kleiner und
die Ansatzfläche für die 2.—7. Rippe ist kürzer als beim Mann.
Die Konstanz der Form des Handgriffs äußert sich auch bei Mißbildungen,
z. B. bei Reduktion der ersten Rippe. Die Synchondrosis superior bildet sich dann
am Ansatzpunkt des 3. Rippenpaares anstatt des zweiten. Dadurch behält das
-Manubrium gleiche relative Größe wie in der Norm, es ist aber aus anderem segmen-
talem Material gebildet und — genetisch betrachtet — eine Imitation des normalen
Manubrium.
Der Schwertfortsatz ist der variabelste Teil des Brustbeins (s. Entwich- £[°^?sus
lung S. 141). Er kann gegen das Corpus sterni zurücktreten : dann entsteht in sterni
der Haut eine Grube: Magengrube (Herzgrube, Scrobiculus cordis, Abb. 100;
beide Bezeichnungen sind topographisch nicht zutreffend). Oft liegt er im
gleichen Niveau mit dem übrigen Sternum oder biegt sogar nach vorn gegen
den Brustbeinkörper um. Er ist dann zu fühlen, weicht aber vor dem tasten-
den Finger aus.
Das Periost des Brustbeins ist mit Verstärkimgsbänclern der Brustbein- Bänder des
o Brust -
rippengelenke zu einer derben Membrana sterni vereinigt. Sie ist auf der beines,
Vorderseite des Brustbeins am stärksten, auf der Hinterseite gewöhnlich nur Abb-14°'9'1
in der Medianlinie deutlich entwickelt, weil hier autochthone Thoraxmuskeln
fest mit den Rändern des Sternum verwachsen sind (M. transversus). Die ober-
flächlichen Brustmuskeln auf der Vorderseite sind eingewanderte Extremitäten-
muskeln (M. pectoralis major, Abb. 9); sie haben auf der Oberfläche der Mem-
brana sterni, nicht am Knochen selbst Fuß gefaßt. Die Verstärkungszüge
der Gelenke sind wie bei den Rippenwirbelverbindungen strahlig angeordnet:
Ligg. sternocost alia radiata (Abb. 143). Zwischen dem Schwertfortsatz
und dem Rippenbogen gibt es jederseits Reste von ursprünglich dort vor-
handenen Gelenk- und Bandverbindungen zwischen Rippen und Brustbein;
man faßt sie als Lig. costoxiphoideum zusammen.
Bei Brüchen halten die Membranae sterni die Knochenenden zusammen. Auch
sind die Membranen resistenter gegen langsam einwirkende, den Knochen usurie-
rende Kräfte (Pulsationen eines Aortenaneurysmas). Wenn der Knochen bereits
geschwunden ist, kann die Membran das Brustrippenskelett noch zusammenhalten.
Die Gelenkhöhlen sind, wenn Reste der segmentalen Gliederung im Brustbein -
körper bestehen bleiben, ganz wie die Gelenke zwischen Rippenköpfchen und Wirbel-
körpern in zwei Unterabteilungen getrennt. Regelmäßig findet sich das trennende
Lig. sternocostale interarticulare bei der 2. Rippe (Abb. 143) gelegentlichl
auch bei der 3. oder einer der folgenden. Oft sind statt der Gelenkspalten Synchon-
drosen vorhanden, besonders bei den zusammengedrängten kaudalen Rippen.
Die Rippenwirbelverbindungen sind auf Seite 112—114 beschrieben. Uber
Zwischenrippenbänder siehe unten: Musculi intercostales (S. 156).
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hang mit der aufrechten Körperhaltung steht, allmählich umgeändert. Der Thorakal-
index (frontaler Durchmesser in Prozenten des sagittalen Durchmessers) ist bei
menschlichen Föten demjenigen vierfüßiger Tiere ähnlich (Karnivören 76, Hunds-
affen 86), beträgt im 1.—5. Lebensjahr bereits 132, steigt um das 30. Lebensjahr
bis annähernd 144 und sinkt im Alter bis auf 139. Beim Weib sind die Zahlen etwas
niedriger, da ein mehr infantiler Habitus beibehalten wird (Maximum 140).
Über Ossa suprasternalia siehe Schultergürtel: Episternum.
Das Manubrium liegt bei der Leiche entweder in der gleichen Flucht
mit dem Körper des Brustbeins oder seltener ist es gegen das Korpus in der
Synchondrosis superior etwas abgeknickt: Angulus Ludovici. Die Spitze
des Winkels steht nach vorn und ist als Querleiste durch die Haut fühl- oder
sichtbar. Man bestimmt danach die Lage der 2. Rippe. Bei der Einatmung
findet eine Abflachung, bei der Ausatmung eine Verstärkung des Winkels statt,
solange die Synchondrose beweglich ist. Die Differenz zwischen den Extrem-
sMlungen beträgt beim Manne 14° (beim Weib etwas weniger). Bei Tuber-
kulösen ist die Differenz erheblich herabgesetzt (auf etwa 4°).
Länge und Breite des Brustbeinkörpers sind besonders variabel. Der Hand-
griff ist dagegen eine Konstante. Er hat bei beiden Geschlechtern relativ gleiche
Größe; der Brustbeinkörper ist dagegen bei der Frau durchschnittlich kleiner und
die Ansatzfläche für die 2.—7. Rippe ist kürzer als beim Mann.
Die Konstanz der Form des Handgriffs äußert sich auch bei Mißbildungen,
z. B. bei Reduktion der ersten Rippe. Die Synchondrosis superior bildet sich dann
am Ansatzpunkt des 3. Rippenpaares anstatt des zweiten. Dadurch behält das
-Manubrium gleiche relative Größe wie in der Norm, es ist aber aus anderem segmen-
talem Material gebildet und — genetisch betrachtet — eine Imitation des normalen
Manubrium.
Der Schwertfortsatz ist der variabelste Teil des Brustbeins (s. Entwich- £[°^?sus
lung S. 141). Er kann gegen das Corpus sterni zurücktreten : dann entsteht in sterni
der Haut eine Grube: Magengrube (Herzgrube, Scrobiculus cordis, Abb. 100;
beide Bezeichnungen sind topographisch nicht zutreffend). Oft liegt er im
gleichen Niveau mit dem übrigen Sternum oder biegt sogar nach vorn gegen
den Brustbeinkörper um. Er ist dann zu fühlen, weicht aber vor dem tasten-
den Finger aus.
Das Periost des Brustbeins ist mit Verstärkimgsbänclern der Brustbein- Bänder des
o Brust -
rippengelenke zu einer derben Membrana sterni vereinigt. Sie ist auf der beines,
Vorderseite des Brustbeins am stärksten, auf der Hinterseite gewöhnlich nur Abb-14°'9'1
in der Medianlinie deutlich entwickelt, weil hier autochthone Thoraxmuskeln
fest mit den Rändern des Sternum verwachsen sind (M. transversus). Die ober-
flächlichen Brustmuskeln auf der Vorderseite sind eingewanderte Extremitäten-
muskeln (M. pectoralis major, Abb. 9); sie haben auf der Oberfläche der Mem-
brana sterni, nicht am Knochen selbst Fuß gefaßt. Die Verstärkungszüge
der Gelenke sind wie bei den Rippenwirbelverbindungen strahlig angeordnet:
Ligg. sternocost alia radiata (Abb. 143). Zwischen dem Schwertfortsatz
und dem Rippenbogen gibt es jederseits Reste von ursprünglich dort vor-
handenen Gelenk- und Bandverbindungen zwischen Rippen und Brustbein;
man faßt sie als Lig. costoxiphoideum zusammen.
Bei Brüchen halten die Membranae sterni die Knochenenden zusammen. Auch
sind die Membranen resistenter gegen langsam einwirkende, den Knochen usurie-
rende Kräfte (Pulsationen eines Aortenaneurysmas). Wenn der Knochen bereits
geschwunden ist, kann die Membran das Brustrippenskelett noch zusammenhalten.
Die Gelenkhöhlen sind, wenn Reste der segmentalen Gliederung im Brustbein -
körper bestehen bleiben, ganz wie die Gelenke zwischen Rippenköpfchen und Wirbel-
körpern in zwei Unterabteilungen getrennt. Regelmäßig findet sich das trennende
Lig. sternocostale interarticulare bei der 2. Rippe (Abb. 143) gelegentlichl
auch bei der 3. oder einer der folgenden. Oft sind statt der Gelenkspalten Synchon-
drosen vorhanden, besonders bei den zusammengedrängten kaudalen Rippen.
Die Rippenwirbelverbindungen sind auf Seite 112—114 beschrieben. Uber
Zwischenrippenbänder siehe unten: Musculi intercostales (S. 156).