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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0315

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304

Arm und Hand.

Im Karpus des menschlichen Embryo liegt anfangs zwischen Radius und
Ulna vorübergehend ein dreieckiges vorknorpeliges Feld, in welchem das Interme-
dium entstehen sollte (Verweisungsstrich: Lunatum, Abb. 157b). Statt dessen bildet
sich das Lunatum an seinem definitiven Platz und zwar zuletzt von allen Karpalia;
das wird so gedeutet, daß das Gewebe in vorknorpeliger Form aus dem dreieckigen
Feld des Unterarmes nachträglich in den Karpus eintritt (Abb. 156b) und dann erst
verknorpelt. Im Tarsus des Menschen ragt der Talus, welcher dem Intermedium
partiell entspricht, dauernd zwischen Fibula und Tibia hinein.

Bei wasserlebenden fossilen Reptilien (Ichthyosaurier, Plesiosaurier u. a.) ist
die Reihenbildung am deutlichsten. Deshalb ist sie auch als Anpassung an die Lebens-
weise, nicht als Erbteil früherer Zustände aufgefaßt worden. Aber die Landtiere haben
so viel davon, daß an einer genetischen gemeinsamen Ursache nicht zu zweifeln ist.

Ungelöst ist die Frage, ob die Achse der Fischflosse, von welcher die Seiten-
strahlen einreihig (uniserial) oder zweireihig (biserial) entspringen können, noch
in den Extremitäten der Landtiere nachzuweisen sei. Die in Abb. 158 a eingetragenen
Ziffern I—V geben nur in provisorischer Weise an, welchen Fingern sie etwa ent-
sprechen dürften; nur so viel kann als sicher gelten, daß die Achse durch die Ulna
(Fibula) und nahe dem postaxialen Rand verläuft (wie bei Fischen).

U 1 n a

HamCLtwn

Radius

Ii adius

Nävi-

Nävi-
kulare

kulare



Mult-

Kapi-

angulum

tatum

minus

Mult-



angulum



minus

Mult- ■ -

Mult-

anifulum

_ angutum

majus ,

majus

Abb. 159 Überzählige Karpalia des Menschen, Schema (Umzeichnung nach Pfitzner, Zeitschr. Morph.
Antlrrop. 1900). a) Dorsalseite, b) Volarseite. Rechter Karpus mit 30 Karpalia. Alle Knochen sind in
einer Fläche ausgebreitet. Die regelmäßig vorkommenden Elemente weiß, die wechselnden Elemente rot.
Überschüssige Spaltlinien rot. Das ventral auf dem Kapitatum liegende Akzessorium (Subkapitatum)
schraffiert. Es sind nur die Namen des normalen menschlichen Karpus angegeben. Von den variablen
Stücken sind die am Rande gelegenen in beiden Abbildungen zu sehen; die übrigen sind entweder in

Abb. a oder Abb. b, aber nicht in beiden' sichtbar.

über- Ebenso ist fraglich, ob nicht manchmal Reste von mehr als 5 Strahlen, ins-

strahiln besondere am postaxialen Rand der Extremitäten, als Rudimente erhalten sind,
reste und ^as Pisiforme wird als solches aufgefaßt, von manchen auch das Ausgangsmaterial
Sesam- der Patella. Doch sind diese und andere Elemente bei Tieren (Präpollex, Post-
beforme1Si 1111111 mus) weit efler Sesambeine, die unabhängig vom kanonischen Bestand der
Patella) Urextremität entstanden sind. Die Pathologie kennt zahlreiche Fälle, in welchen
Knorpel und Knochen selbständig auftreten können (in Blutgefäßwandungen, in der
Niere, Milz u. a. 0.); es ist ähnliches in den Extremitäten nicht abzuweisen, aller-
dings die Grenze zwischen den kanonischen und akzessorischen Bausteinen schwer
zu ziehen (S. 76).

Da die wechselnden Einschiebsel der menschlichen Hand gelegentlich bei
Röntgenuntersuchungen bemerkt und mit Verletzungen (Absprengungen) ver-
wechselt werden, gebe ich ein Bild (Abb. 159), welches alle Spaltungen und Vermeh-
rungen der kanonischen Elemente, die in Einzelfällen beobachtet sind, vereinigt
(wie das bekannte Phantom, welches alle Pferdeschäden an einem Roß aufweist).
Es kann- z. B. die senkrechte Spalte zwischen den beiden Teilen des Naviculare
carpi (rot), die beim Fetus knorpelig getrennt sind und gelegentlich separat ver-
knöchern, im Röntgenbild für eine Fraktur gehalten werden.

4. Die drei Armknochen: Hnmeriis, Radiiis, Ulna.

a) Oberarm.

Numerus Der Humerus, der einzige Knochen des Oberarms, ist zwischen 26 und

127,128,129,38 cm lang, je nach der Größe des Individuums, rechts durch Mehrgebrauch

174, 175, 191 &
 
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