Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0646

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die kurzen Fußmuskeln.

635

Die Ligamenta plantaria lassen sich ebenfalls in drei Gruppen teilen: Ligg.
tarsi, Ligg. tarsometatarsea und Ligg. basium (ossium metatarsi). Nur
ist hier die Abgrenzung nicht so scharf wie am Fußrücken, weil die längsten
Züge vom hintersten Punkt des Tarsus bis in den Metatarsus ziehen (Lig. plantare
longum). Was bei den dorsalen Bändern in den obengenannten Fortsetzungen
in andere Bänder angedeutet ist, ist in der Höhlung des Fußgewölbes zur vollen Ent-
wicklung gekommen. Je länger die Züge sind, um so besser können sie entfernte
Teile des Fußgewölbes gegeneinander verankern. Die langen Züge liegen am ober-
flächlichsten; sie haben sich von den G-elenkkapseln emanzipiert. Die kurzen Züge
sind unter ihnen versteckt, liegen hart am Knochen und sind eingebettet in die
Kapseln. Auch die Ligamenta tarsometatarsea haben oberflächliche Längszüge,
welche die kurzen tiefen bedecken und vom 3. Keilbein als Zentrum radial über
sie ausstrahlen. Entzündungen der Fußgelenke und Eiterungen machen sich nur
am Fußrücken bemerkbar, weil die langen Bänder den Weg zur Sohle versperren.
Die kurzen Ligamenta tarsi plantaria verbinden alle Kachbarknochen in allen mög-
lichen Kombinationen. Sie heißen: Lig. calcaneocuboideum plantare, Lig.
calcaneonaviculare plantare (Pfannenband), Ligg. navicularicuneiformia
plantaria, Ligg. euboideonavicularia plantaria, Lig. cuneoeuboideum
plantare. Diejenigen Teile dieser Bänder, welche die Flexionsbewegungen der
randständigen Mittelfußköpfchen einschränken würden, sind besonders schwach
oder fehlen oft ganz, so die Verbindungen zwischen Kavikulare und Kuneiforme I.
und II. und zwischen Kuboideum und Metatarsale V.

9. Die kurzen Fußmuskeln, ihre Logen, die Plantaraponeurose (Tabelle).

a) Allgemeines.

Unter kurzen Muskeln des Fußes verstehen wir solche, welche mit .^ec*eut™f

uir das Fuß-
Ursprung und Insertion auf den Fuß selbst beschränkt sind. Zahlreiche lange gewöibe

Fuß- und Zehenmuskeln, welche außerhalb des Fußes entspringen und ihn nur
mit Sehnen erreichen, wirken unmittelbar auf das Sprunggelenk, auf den Fuß
und eventuell auf die Zehen. Die kurzen Muskeln wirken natürlich auf das
obere Sprunggelenk nicht unmittelbar, da sie es nicht überspringen. Durch
Fernwirkung können sie auch dieses beeinflussen (S. 71). Die meisten kurzen
Muskeln inserieren an den Zehen. Ihre Tragkraft (außer den Literossei) wurde
auf ca. 200 kg berechnet. Diese Zahl ist viel zu groß, als daß sie nur für die
Bewegungen der Zehen in Betracht käme, von denen zudem vier nur sehr
mangelhafte Beweglichkeit besitzen. Wie bei den langen Zehenmuskeln liegt
auch bei den kurzen die Hauptaufgabe darin, den Fuß selbst zu bedienen. Es
kommt weniger auf Bewegungen als auf aktive Stützung im Fuß des Stand-
beines an. Die Muskeln sichern den einzelnen Knochen des Fußgewölbes eine
solche Lage, daß von den 5 Gewölberippen, welche sich mit den Köpfchen
der Metatarsalia auf den Boden aufstemmen, entsprechend der Richtung des
Körpergewichtes die richtigen eingestellt werden. Knochen, Bänder und
Muskeln formen ein architektonisches Ganzes, das aufs feinste der Stütz-
funktion angepaßt ist.

Vom Gesamtgewicht der für den Fuß aufgewendeten Muskelmasse kommt
auf die Zehenmuskeln, welche alle für das Fußgewölbe mit tätig sind, ein volles
Viertel, auf die Wadenmuskeln mehr als zwei Viertel, auf die übrigen langen Fuß-
muskeln der Best. Man sieht daraus, wie wichtig die Zehenmuskeln für das Fuß-
gewölbe sind. Die Interossei sind nicht mitgezählt, weil sie wirklich im Hauptamt
die Zehen selbst bedienen.

Am Fuß sind echte dorsale Muskeln vorhanden. Sie liegen auf dem Dorsale und
Fußrücken (Gruppe A der Tabelle); sie sind vom Nervus peronaeus versorgt, Muskeln
demselben, welcher auch die dorsalen Muskeln des Unterschenkels innerviert.
Kleine Ästchen gehen auch in die Interossei externi; doch ist es fraglich, ob
es wirkliche Muskeläste sird (denn eine elektrische Reizung ist vom N. pero-
naeus aus nicht beobachtet). Bei der Hand sind dagegen nur ausnahmsweise
wirklich dorsale Muskeln am Zeige- oder Mittelfinger vorhanden. Alle Muskeln
 
Annotationen