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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0645

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Bein und Fuß.

hinter der ebenfalls fühlbaren Basis des 1. Metatarsale (1 cm vor dem Höcker
des Navikulare, siehe dicke Pfeile Abb. 310). Das 2. Metatarsale ist aus der
Fluchtlinie proximalwärts vorgeschoben. Daher führt von dem selbständigen
Gelenkspalt an der Basis des 1. Metatarsale zu dem Spalt an der Basis des
2. Metatarsale eine Stufe von 1 cm Höhe; eine zweite Stufe zwischen dem Ge-
lenkspalt an der Basis des 2. und 3. Metatarsale ist höchstens halb so hoch,
häufig niedriger oder sie fehlt ganz. Der „Lisfranc" ist ein gutes Mittel, die Lage
der Articulationes tarsometatarsea e zu bestimmen; ein einheitliches Gelenk
ist er nicht.

Die Scheidewände zwischen den einzelnen Kapseln setzen bei Entzündungen
lind Ergüssen der Fortleitung auf andere Gelenke ein Hemmnis in den Weg. Die
Abtrennung einzelner Kammern hat deshalb praktische Bedeutung für die Patho-
logie des Fußes. Für den Bewegungsmechanismus ist es ziemlich gleichgültig, ob und
wie die Gelenkspalten zusammenhängen oder getrennt sind. Es gibt zahlreiche indi-
viduelle Variationen. Bei älteren Individuen können die meisten Scheidewände fehlen.

ständPe Verstärkungsbänder der Kapseln sind zum Teil binnenständig,

Ver- Ligamenta interossea. Sie sind besonders stark. Ich beginne deshalb
Stärkungen m^ jj^gj^ wep dort, wo Ligamenta interossea zwischen die Einzelknochen
eingeschoben sind, Barrieren gegen einen Zusammenfluß benachbarter Ge-
lenkspalten errichtet sind. Die oben beschriebenen Kommunikationen der
Capsulae articulares und die Zwischenknochenbänder schließen sich im all-
gemeinen gegenseitig aus. Daraus ergibt sich die Verteilung der Bänder.
Es kommt allerdings vor, daß ein Zwischenknochenbändchen so schmal ist,
daß eine enge Kommunikation neben ihm Platz hat. Sämtliche Ligg. interossea
sind von außen unsichtbar; sie werden erst sichtbar, wenn die Knochenober-
flächen abgeraspelt oder wenn die Bänder zerschnitten werden; denn erst
dadurch kann man die Zwischenräume, in denen sie liegen, eröffnen (Abb. 310).

Die Ligamenta tarsi interossea heißen: Lig. navicularicuboideum
interosseum, Ligg. intercuneif ormia interossea (von diesen das am meisten
medial gelegene inkonstant, in Abb. 310 gestrichelt), Lig. cuneocuboideum
interosseum. Über das Ligamentum bifurcatum siehe unten.

Außen- j)[e übrigen Verstärkungsbänder sind außenständig und am Bänder-

standige o o o

ver- präparat freiliegend. Am wenigsten ausgeprägt und sehr variabel sind die

starkungen dorsalen Bänder; sie heißen Ligamenta tarsi dorsalia, Ligamenta
tarsometatarsea dorsalia und Ligamenta basium (ossium metatarsi)
dorsalia (Abb. 305b). Die plantaren Bänder überziehen die Höhlung des
Fußgewölbes mit kurzen und langen Zügen (ein- oder mehrgelenkig), welche
kreuz und quer zu einem festen Gitterwerk in sich verhaftet sind. Die Festig-
keit und Elastizität des Fußgewölbes beruht zum großen Teil auf ihnen. Außer
dem beim Sprunggelenk beschriebenen Lig. calcaneonaviculare plantare
(Pfannenband) gibt es besonders starke plantare Bänder in der Fußmitte: das
kurze Lig. calcaneocuboideum plantare und das lange, vom Tuber cal-
canei bis zur Sehnenscheide des Peronaeus longus und über diese hinaus bis zu
den Metatarsalia ausstrahlende Ligamentum plantare longum (Abb. 305a).

Unter den Ligamenta tarsi dorsalia finden sich alle denkbaren Verbindungs-
züge zwischen benachbarten Tarsalia, z. B. das Ligamentum calcaneocuboi-
deum dorsale (Abb. 307). Fasern setzen sich von ihm in das Ligamentum
cuneocuboideum dorsale fort (dieses hat Fortsetzungen durch die Ligg. tarso-
metatarsea zum 1. und 2. Metatarsale). Ferner gibt es Ligamenta naviculari-
cuneiformia dorsalia (sie setzen sich fort in die Ligg. tarsometatarsea dorsalia
des 2.—4. Metatarsale, überkreuzen also die vom Kalkaneus ausgehenden Züge).
Das Lig. bifurcatum wird entweder zu diesen Bändern gerechnet oder (wegen
seiner tiefen Lage) zu den Ligg. interossea. Es wird bei einigermaßen gut ent-
wickeltem Lig. cuneocuboideum dorsale und Lig. calcaneocuboid. dors. erst sicht-
bar nach teilweiser Entfernung dieser Oberflächenbänder und des Fettes unter
ihnen: der „Schlüssel des Chopajrtsehen Gelenkes" liegt meist ganz versteckt in
der Tiefe. Daher wird das wichtige Band leicht übersehen.
 
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