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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0457

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446

Arm und Hand.

laufY^Ho Reine Rotationen der Finger um die eigene Längsachse unterliegen

tation wie nicht unserer Willkür. Man kann zwar passiv jeden Finger gegen die Hand
Handgelenk bis zu 50° drehen, indem man ihn festhält und dann die Hand durch Pro-
line! Supinationen im Unterarm rotiert. Versucht man aber den gestreckten
Finger aktiv zu drehen, so ist das in seinen eigenen Gelenken unmöglich. Wir
können ihn wohl mit der ganzen Hand zusammen rotieren, das ist aber eine
Bewegung, die nicht im Finger selbst, sondern die im Arm ihren Sitz hat. Es
gibt zwangsläufige Rotationen der Finger, welche sich wie im Handgelenk
sofort einstellen, wenn wir Zwischenbewegungen zwischen reinen Flexionen
oder Extensionen und reinen Ab- oder Adduktionen ausführen (um schräge
Achsen, siehe S. 422). Auf diese Weise können manche Menschen den Klein-
finger so stellen, daß seine Nagelfläche mit der Nagelfläche des Daumens in

die gleiche Ebene fällt (Abb. 223). Die Rotation im
Grundgelenk tritt dabei sehr klar heraus.

Die meisten Muskeln zu den Fingern haben eine
rotierende Komponente: denn die langen und kurzen
Muskeln gehen an die Finger schräg heran. Deshalb ist
immer ein Ausgleich zwischen den drehenden Kräften
nötig, wenn der Finger rein flektiert und rein abdu-
ziert wird. Bei der Leiche läßt sich durch Ziehen an
den Sehnen reine Rotation erzeugen. Manche Men-
schen können es auch aktiv. Die Ligamenta collateralia
der Grundgelenke begünstigen die Rollung', weil sie, ein-
seitig gespannt, sich gerade zu richten suchen. Auch
ist die Kugelform der Grundgelenke nicht im Wege.
Daß die Finger sich bei den meisten Menschen willkür-
lich nicht rein rotieren lassen, ist also eine nervöse Füh-
lung. Ob der Zwangslauf dem Listing sehen Gesetz
entspricht (S. 423), ist auch bei den Grundgelenken der
Abb. 223. Oppositionsstei- Finger nicht sicher festgestellt. Der Ausschlag beträgt
lung des Daumens, kombi- nach ieder Seite bis zu 10°.

nierte Flexion, Abduktion und .__ . T . ,

Anteil an Kotation des 3. bis 5. Fingers. Die Finger tragen zur Vergrößerung des Verkenrs-

der Gesamt- Am Unterarm springt die Sehne raumes nicht unerheblich bei (S. 424). Durch ihre Eigen-
kdtde?" deS MeX' Carpi rad" V°r' beweglichkeit wird die Gesamtbeweglichkeit des Armes so
oberen ausgedehnt, daß verschiedene Bewegungsachsen künstlich

Extremität 0der durch Krankheit wegfallen können, ehe die Möglichkeit, auf einen bestimmten
Punkt im Verkehrsraum hin zu bewegen, ganz unterdrückt ist. Ist z. B. der Ellenbogen
versteift, so können Hand- und Fingerbewegungen zusammen einen Teil des Aus-
falles decken. Es kommt bei Versteifungen von Armgelenken, die nicht zu verhindern
sind, sehr darauf an, in welcher Stellung der versteifte Arm steht; denn davon hängt
es ab, wie nützlich vikariierende Bewegungen in anderen Gelenken für die Gesamt-
bewegung werden. Der Arzt kann in dieser Richtung, wenn auch nicht heilen,
so doch die Benutzbarkeit eines Gliedes oft bis zur nahezu völligen Brauchbarkeit
steigern, indem er auf die spezielle Berufstätigkeit abstellt. Für viele Berufe ist
eine Fixierung des Unterarmes in einer Zwischenstellung zwischen Pro- und Supi-
nation am günstigsten, damit die Fingerbeweglichkeit richtig ausgenutzt wird. Nur
für Metallschleifer, Klavierspieler usw. ist reine Pronation das Optimum. Es sei
hinzugefügt, daß dabei leichte Abduktion in der Schulter und stumpfwinklige
Flexion im Ellenbogen (120°) häufig die besten Fixierungsstellungen für diese beiden
Gelenke sind.

11. Kleinfinger und Kleinfingerballen.

Muskeln Es sej nier zusammengestellt, was der Kleinfinger, Minimus, gegenüber

des Klein-

finger- den anderen dreigliedrigen Fingern Besonderes hat. Es betrifft das fast aus
(Tab S 427 schließlich die Muskeln des Kleinfingerballens Hypothenar, welche in Nr. 4—7
^•4-7); der Tabelle (S. 427) aufgezählt sind.

Abb. 174, v ' &

176-178 Musculus opponens digiti quinti (Tab. Nr. 4, Abb. 177, 215). Er wird

vom Flexor brevis bedeckt, entspringt mit ihm gemeinsam, ist aber durch seine
Insertion am Metakarpale V. leicht von ihm zu unterscheiden (Abb. 174). Nur
diejenigen Muskeln an Hand und Fuß, welche an Mittelhand- oder Mittelfußknochen
inserieren, heißen Opponentes. Muskeln, die an den Phalangen inserieren, können
 
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