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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0040

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Umwandlung in definitive Bewegungsorgane.

29

Linsrn-
blascheii cles
Auges

Riechgrube

haben nicht nur für das Skelett, sondern für viele andere Organisationseinrich-
tungen des Körpers eine ähnliche Bedeutung. Sie werden zwar bei fortschrei-
tender Entwickhing geopfert, indem höher geartete Muskelindividuen aus ihnen
hervorgehen, deren Entwicklungsgang wir in den Grundzügen bei den einzelnen
Regionen des Körpers kennen lernen werden. Aber entscheidend ist, daß
die Myotonie aUe Frühstadien der Entwicklung beherrschen und den jungen
Wirbeltierkeim in allen seinen Repräsentanten geradezu charakterisieren (Abb. 8).

Von „Urwirbeln" anstatt Ursegmenten zu sprechen, ist also inkorrekt, wenn
man damit die Vorstellung verbindet, daß hier äußerlich wirkliche Anfangsstadien
von Wirbeln zu sehen seien. Es wird nur ein Teil des Materiales eines jeden Segmentes
benutzt (Abb. 5), und zwar wird je die Hälfte zweier Nachbarsklerotome zum Auf-
bau eines Wirbels vereinigt (Abb. 6). Deshalb ist ,,Ursegment" die weit klarere
Bezeichnung. Im Ursegment liegt nicht nur das ursprüngliche Material, sondern
auch die ursächliche Bedingung für die Position des Wirbels. So ist das Wort ,.,Ur-
wirbel" zwar seiner historischen Be-
deutung längst entkleidet, aber doch Hy°id- ¥?lev- Oberkiefer-

. n . P , ° „.. , -rr lineen kiefer forts:\tz

nicht sinnlos für den Kenner.

Man hat von einer „TJmglie-
derung" der Wirbelsäule gespro-
chen. Dies würde voraussetzen, daß
die Wirbelsäule einst anders geglie-
dert war als jetzt, eine, wie wir
sahen, nach Maßgabe der Muskel-
verteilung mechanische Unmöglich-
keit. Die anfängliche Gliederung
der Skierotome hat deshalb mit der
Wirbelsäule nichts zu tun. Die
Skierotome müssen als Material-

depots im dorsalen Mesoderm seg- ~ Nabeistrang

mental auftreten, da dieses im
ganzen segmentiert ist. Je früher
sich Sklerotomzellen differenzieren,
ausschwärmen und ein einheitliches
Blastem um die Chorda bilden, um
so eher können die neuen Verdich-
tungen und Versteifungen des Ma-
teriales entstehen, welche allein die Abb. 8. Menschlicher Embryo mit deutlichen Urseg-
eigentlichen Wirbel bilden. Je höher menten in de%S'Sg ^mÄrS* *' Schwangei"
also die Organisation des Wirbels
gediehen ist, um so früher setzt in

der Entwicklung die Auflösung der Skierotome ein und um so eher werden die
Anfangsstadien der Bildungsprozesse überwunden, um rechtzeitig den Wirbel zu
vollenden. Das ist der Grund für die Undeutlichkeit der Skierotome bei den Em-
bryonen höherer Tiere, welche oben erwähnt wurde (S. 27).

Da die Wirbel infolge der geschilderten indirekten Beziehungen den primären
Metameren an Zahl und Reihenfolge gleich sein müssen, wenn sie auch nicht mit
ihnen identisch sind, so spricht man doch kurzweg von einer Metamerie der Wirbel-
säule und von metameren Wirbeln.

2. Die Umwandlung der primitiven Bcwegungsorgane in die definitiven.

Ein orientierender Überblick über die weitere Verteilung der Bewegungs-
apparate über den ganzen Körper ist geeignet die Wege kennen zu lernen, welche
von den geschilderten Primitivorganen zu den definitiven Zuständen führen,
und die Besprechung der Einzelerscheinungen des Definitivzustandes einzu-
leiten. Nachdem das Dermatom und Skierotom aufgelöst sind, bleibt vom
dorsalen Mesoderm nur das Myotom als geschlossene, inzwischen verstärkte
Gewebsplatte zurück (Abb. 5, links vom Beschauer). Außer ihm ist allerdings
noch der „UrsegmentstieU übrig, nämlich die Stelle, an welchem sich die
Passage zwischen Leibeshöhle (Splanchnocöl) und Myocöl so verengte ( X , rechts),
daß nur je ein feiner Kanal aus dem gemeinsamen Splanchnocöl in jedes Ur-

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