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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0667

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F. Spezielle Bewegungsorgane des Kopfes (und Kopf-
muskeln des Halses).

I. Der Schädel.
L. Sein Verhältnis zum Kopf im ganzen.

a) Verschiedene Aufgaben des Schädels.

Knochen ^er Kopf nur m geringem Grad Träger von Bewegungsapparaten.

als Maß- Während die Extremitäten ganz wesentlich im Dienste der Bewegung stehen
die Bii- ihre Teile gehören direkt zum Bewegungsapparat selbst oder dienen ihm
faktOTn indirekt, indem sie den eigentlichen Bewegungsorganen Blut oder nervöse
Reize zuführen und sie gegen die Außenwelt abschließen —, ist der Kopf Träger
des Gehirns, der höheren Sinnesorgane, der Eingeweide des Mundes und der
Nase. Er nimmt zweckmäßig in der Verteilung des Stoffes die ihm hier zu-
gewiesene Stelle ein, weil wir so zu dem nächsten großen Hauptabschnitt, den
Eingeweiden, den Übergang gewinnen. Es wäre unrichtig, wenn man glauben
würde, alle bisher besprochenen Teile des Körpers seien ausschließlich Be-
wegungsapparate. Wir haben auf andere Aufgaben in den betreffenden Kapiteln
hingewiesen; ganz allgemein ist klar, daß allein der Überzug mit Integument
auf die Größe der Hautfläche im ganzen und die von ihr abhängige Wärme-
regulation, auf die Verteilung der Empfindungsorgane für Gefühl, Schmerz
und Temperatur bedeutenden Einfluß hat. Der deutlichste Maßstab für die
Bedeutung eines Körperteils im Gesamtgetriebe ist bei den verschiedenen
Regionen der Knochen. Wenn er auch nicht anders als alle übrigen Organe
die Beanspruchungen wiederspiegelt, denen er ausgesetzt ist, so ist er doch
wegen der mineralischen Konsistenz am bekanntesten und übersichtlichsten.
Sein Gepräge verrät, wer die wesentlichsten Gestalter einer Region sind.

Der Schädel — so nennen wir bekanntlich das Skelett des Kopfes — ist auf
den ersten Blick die harte Schale um lebenswichtige Organe, wie das Gehirn, Auge
und Ohr; die aus dem Griechischen übernommene fachmännische Bezeichnung
Kranium (mit zegao' zusammenhängend = hart, fest) und Teilbezeichnungen, wie
die Hirnschale (Calvaria, lateinisch calva) verraten auch ethymologisch, daß
der Mensch, als er diese Wörter bildete, jene Funktionen des Schädels kannte und
sie für die wichtigsten ansah.

Der Bewegungsapparat gibt uns aus bestimmten Gründen Anlaß, zunächst
über das, was wir unter Schädel anatomisch zu verstehen haben, und über die
Elemente, aus denen er besteht, eine Übersicht zu gewinnen. Für unsere bilologische
Auffassung könnte es so scheinen, als ob er, falls er nur von der Form des Gehirne,
der höheren Sinnesorgane und der Kopfeingeweide aus zu verstehen wäre, hier gar
nicht seinen richtigen Platz fände. Dies ist nicht richtig. Aber es wird sich doch
zeigen, daß die Anlage dieses Buches beim Schädel zu der Konsequenz führt, daß
wir nicht, wie es die beschreibende systematische Anatomie tut, alle seine Einzel-
heiten zusammenstellen und hintereinander studieren, sondern daß wir auf seine
Einzelgestalt in den verschiedensten Abschnitten des Buches einzugehen haben.
Was infolgedessen an Einheitlichkeit der Detailbetrachtung verloren geht, wird
reichlich aufgewogen dadurch, daß an die Stelle der Aufzählung von Wissensstoff
 
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