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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0127

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116

Rücken.

Brust- schon bei dem letzten oder sogar vorletzten Brustwirbel (Abb. 48), so daß
unter- der Gelenk- und Bewegungstypus der Lende bereits innerhalb des untersten
einander Abschnittes der Brust beginnt. Die letzten Rippen sind infolgedessen auch
anders angeordnet als alle übrigen, um der spezifischen Bewegung des Lenden-
typus folgen zu können (Costae fluctuantes, S. 141). Die Gelenkfortsätze
können entweder im gleichen Sinn nach aufwärts und abwärts gleiten (kranial
und kaudal), oder der rechte kann sich nach abwärts und gleichzeitig der
linke nach aufwärts schieben. Im ersteren Fall kommt es in der Lenden-
gegend zur Flexion unseres Körpers nach vorn oder hinten (Abb. 85, 86), im
letzteren zur Lateralflexion in der Lende (Abb. 278). Beide Male wird der
Körper um eine horizontale Achse bewegt, welche man sich durch die betreffende
Zwischenwirbelscheibe gelegt denke; im ersten Fall verläuft die Achse in fron-
taler, im zweiten Fall in sagittaler Richtung. Um eine senkrechte Achse,
welche durch die „Körpersäule" geht, ist keine erhebliche Drehung (Längs-
rotation) möglich, ohne daß auf der einen Körperseite die Gelenkflächen von-
einander abgeliebelt und ohne daß auf der anderen Körperseite die Gelenk-
fortsätze zertrümmert würden.

Die Lateralflexion der unteren Brust- und Lendenwirbel ist so ausgiebig,
daß die letzten Rippen bis hinter den Darmbeinkamm gesenkt werden können,
wie man durch Abtasten des Brustkorbes bei Seitwärtsneigung des Rumpfes
leicht fühlen kann. Dabei wirken hauptsächlich die seitlichen tiefen Rücken-
muskeln, welche am Becken entspringen und von da aus eine große Hebelkraft
auf die Rippen und Querfortsätze der Wirbel ausüben können (Iliokostalis und
Longissimus). Hier ist die Angliederung des Beckenringes an die Wirbelsäule
der ursächliche Faktor gewesen, weil dadurch die Brücke für die Überwan-
derung lateraler Muskeln geschaffen (S. 99) und die besondere Hebel Wirkung
ermöglicht wurde. Der Beckenring selbst hat viel tiefer liegende Entstehungs-
ursachen, über welche bei der unteren Extremität, der die Darmbeinschaufel
angehört, zu berichten ist.

Geienkve- Einen mehr indifferenten Bewegungstvpus ermöglichen die Gelenkfort-

bmdungen -, . . . -2

der Hais- sätze der Halswirbel. Je mehr sich ihre Flächen der Horizontalen nähern, um
tlrdnander so allseitiger können sich die Halswirbel gegeneinander verschieben. Immerhin
führt die leichte Neigung der Flächen dazu (Abb. 47 a), daß bei Flexionen
nach vorn jeweils die höheren Wirbelkörper treppenartig vor den niederen vor-
springen. Dies wirkt abscherend auf die Zwischenwirbelscheiben und ist des-
halb nur in geringem Maße möglich. Lateralflexionen, d. h. Neigungen des
Kopfes zur Seite, werden zwar im einzelnen durch die weit ausladenden Seiten-
fortsätze beschränkt, summieren sich aber zu einem beträchtlichen Gesamt-
ausschlag, namentlich bei den unteren Halswirbeln. Längsrotationen sind viel-
leicht in geringem Maß möglich, werden aber von manchen Autoren bestritten.
Sicher sind weitaus die ausgiebigsten Rotationsbewegungen und Flexionen nach
vorn und hinten in den Gelenken zwischen Atlas und Epistropheus sowie
zwischen Atlas und Schädel lokalisiert. Neben ihnen spielen alle übrigen Be-
wegungen der Halswirbelsäule eine mehr akzessorische Rolle mit Ausnahme der
Seitenneigung, die hauptsächlich durch die Halswirbel (weniger zwischen Schädel
und Atlas) ausgeführt wird.

i

4. Drehwirbel (Atlas, Epistropheus) und Drehgelenke für den Kopf.

Die beiden obersten Wirbel, Atlas und Epistropheus, sind durch ihre
Namen als Träger und Dreher des Kopfes charakterisiert. Sie haben sich
in die Aufgabe, den Kopf wie in einem Kugelgelenk zu bewegen, so geteilt:
in dem Gelenk zwischen Schädel und Atlas, Articulatio atlan.tooccipi-
 
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