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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0384

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Allgemeines über Ellenbogen- und Handwurzelgelenke.

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kann das nicht treffen, da sie außerhalb des Canalis carpi liegen. Durchbräche von
Ergüssen in die benachbarten Muskelzwischenräume z. B. längs den Mm. lumbri-
cales und den tiefen Unterarmmuskeln kommen nicht selten vor. Ähnlich platzen
bei künstlichen Injektionen die Wände leicht. Pathologische Durchbrüche spielen
für die Portleitung der gefürchteten tiefen Eiterungen der Hand eine große Rolle
(tiefe Phlegmonen).

Unter dem Lig. carpi dorsale gibt es sechs Sehnenfächer. Es sind osteo- ^ g1»*1
fibröse Kanäle, welche aus Rinnen im Knochen (Abb. 179, 197, 208) und aus sehnen-
bindegewebigen Septen bestehen; das gemeinsame Dach ist das Lig. carpi dorsale facher
(Abb. 182), an welches die Septen fest anschließen. In jedem Kanal liegt —
ganz anders wie beim volaren Canalis carpi — nur je eine Sehnenscheide
(Abb. 208). Es sind im allgemeinen sechs getrennte Scheiden vorhanden, doch
kommunizieren sehr häufig die 2. u. 3. Scheide an ihrer Überkreuzung mit-
einander. Manche Scheiden enthalten nur eine Sehne, manche zwei oder mehr.
Die Scheiden der langen Fingermuskeln reichen distalwärts über den Rand des
Lig. carpi dorsale hinaus bis auf die Metakarpalknochen, diejenigen der Ex-
tensores carpi naturgemäß nur bis auf die distale Karpalreihe. Am längsten
sind die Scheiden des Extensor pollicis brevis und Extensor digit. V. proprius.
Proximal reichen Aussackungen der Scheiden oft bis zum Muskelfleisch der
Extensoren.

Die sechs Fächer enthalten folgende Sehnen (Abb. 180. 182, 208), 1. Fach:
Abductor pollicis longus und Extensor pollicis brevis. 2. Fach: Extensor carpi
radialis longus et brevis. 3. Fach: Extensor pollicis longus. 4. Fach: Extensor
digitorum communis Und Extensor indicis proprius. 5. Fach: Extensor dig. V.
proprius. 6. Fach: Extensor carpi ulnaris.

Fach 1—4 liegen in Rinnen des Radius, Fach 5 auf der Kapsel des distalen
Radioulnargelenkes zwischen Radius und Ulna, Fach 6 in einer Rinne der Ulna
(Abb. 179, 197, 208). Zwischen Fach 5 und dem angrenzenden Handgelenk kann
eine Überleitung von Eiterungen stattfinden; eine Kommunikation ist jedoch
sehr selten.

Beim Embryo und Neugeborenen sind innerhalb des 2. Faches die Sehnen-
scheiden für die beiden Extensores carpi radiales getrennt; oft ist auch beim Er-
wachsenen die Scheidewand noch teilweise, manchmal auch ganz erhalten. Auch
die Sehnen im 1. Fach können getrennte Scheiden haben, jedoch nicht die Sehnen
im 4. Fach.

Man darf die individuell schwankende Zahl der Sehnenscheiden (5—8)
nicht mit der konstanten Zahl der osteofibrösen Kanäle (6) verwechseln.
Bei den volaren Sehnen ist es ja die Regel, daß beide Zahlen einander nicht ent-
sprechen. Die Führungen für die dorsalen Muskeln sind auch sonst viel speziali-
sierter als der volare Canalis carpi, der für die meisten ventralen Muskeln gemein-
sam ist. Dem entspricht die starke Entwicklung der fibrösen Scheidewände
zwischen den Muskelbäuchen der Extensoren des Unterarmes, die fast für jeden
eine geschlossene Loge bilden.

6. Band- und Gelenkverbindungen der Vorderarmknochen als passive
Bewegungsfaktoren (Ellenbogen- und Handwurzelgelenke).

a) Allgemeines.

Die Elle und Speiche sind gegen den Humerus, gegeneinander und gegen z^,nei£~
denKarpus der Hand beweglich. Schon früher wurde beschrieben, daß die beiden lenkstellen
Knochen sich gegeneinander um eine Diagonalachse drehen, welche proximal u^n'gne
durch das Radiusköpfchen, distal durch das Ulnaköpfchen geht und zwischen -
inne in der Membrana interossea zu denken ist (Abb. 149a). Die beiden Gelenke
zwischen Radius und Ulna, in welchen die Bewegungen um die Diagonalachse
stattfinden (Pro- und Supination), werden als Articulatio radioulnaris
proximalis und Articulatio radioulnaris distalis unterschieden. Sie
sind durch die ganze Länge der beiden Knochen voneinander getrennt.
 
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