Die Amphiarthrosen des Vorfußes.
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lieh sehr wenig beweglich und die meisten nur dann, wenn Kräfte von außen
das Fußgewölbe treffen und zu zersprengen drohen: Amphiarthrosen.
Die Summation der geringen Einzelbewegungen ergibt unter starkem Druck
von auswärts niebt unerhebliche Ausschläge, besonders für die Supination des
Fußes. So kann z. B. an einem Bänderpräparat die letztere von 21° im Talo-
tarsalgelenk auf 35° gesteigert werden, wenn die Artic. calcaneocuboidea dazu-
kommt. Während im Talotarsalgelenk mit einer Abduktion des Fußes zwangsläufig
eine Pronation verbunden ist, kann die Gesamtsumme der vorderen Gelenke gleich-
zeitig so stark supinieren, daß der Fuß zwar abduziert, aber supiniert statt pro-
niert wird. Alles das geschieht unter der Einwirkung äußerer Gewalt, nicht durch
Muskelzug. Beim Aufsetzen des Fußes auf den Boden übt das Körpergewicht diese
Gewalt aus. So ist vor allem auf unebenem Boden ein Ausweichen des Fußes in
sich möglich, wenn die richtige Unterlage für eine bestimmte Stellung der Fuß-
sohle fehlt. Der Zwangslauf der von den Muskeln ausgeführten Bewegungen in den
Hauptgelenken kann also durch die Amphiarthrosen des Vorfußes kompensiert
werden, so daß das Fußgewölbe vor Belastungen ohne Unterstützung seiner Gewölbe-
rippen, der Metatarsalia, möglichst gesichert bleibt. Eine aktive Pro- und Supination
ohne Beteiligung des unteren Sprunggelenkes ist aber nicht möglich.
Es gibt außerdem unter den genannten Amphiarthrosen solche, welche eine
etwas größere Beweglichkeit haben (relative Amphiarthrosen) und welche dadurch
die distalen Köpfchen der Metatarsalia, besonders der Groß- und Kleinzehe, zu
verstellen gestatten. Am beweglichsten sind die Articulatio cune onavicularis und
die Art. tarsometatarsea zwischen Kuboideum und Metatarsalia IV + V. Die
übrigen Art. tarsometatarseae (für die 1.—3. Zehe) sind unbeweglich. Die Dorsal-
und Plantarflexion der Köpfchen der randständigen Metatarsalia beträgt am Bänder-
präparat unter passivem Druck 10—20°. Beim Lebenden können die kurzen Fuß-
muskeln entsprechende Bewegungen ausführen.
Das Fußgewölbe, welches auf seinen Metatarsalia ruht, ist aktiv veränder- Aus-
lich, und zwar lassen sich nach Bedarf die fünf Gewölberippen gegeneinander aus- ^eit^ier*"
tauschen. Je nach der Pachtung des Druckes, dem der Fuß im ganzen ausgesetzt Gewölbe-
ist, wird bald das eine, bald das andere Metatarsale am stärksten belastet sein. Die 5p,pe!? bei
zugehörige Muskulatur führt den Knochen, wenn er ausweichen sollte, in die für das des^uß^
Fußgewölbe zweckdienlichste Stellung und hält ihn darin fest. Besonders die gewölbes
randständigen Metatarsalia (I. und V.) sind bei seitlichem Aufsetzen des Fußes
gefährdet. Hier sind deshalb auch die größten Muskelmassen aufgehäuft und ihre
Tätigkeit, gemessen an der Ausschlagsmöglichkeit der Mittelfußköpfchen, ist am
erheblichsten.
Da die Zehenmuskeln durch die Beziehungen zu den Rippen des Fußgewölbes
viel wichtiger für den Fuß als für die Zehen sind, so werden wir unten eine Beschrei-
bung der kurzen Fußmuskeln anzuschließen haben, um den ganzen Zusammenhang
der aktiven und passiven Komponenten des Fußes übersehen zu können. Auch hier
ist der Unterschied zur Hand sehr deutlich. Dort sind die kurzen Handmuskeln
fast ausschließlich Muskeln für die Bewegungen der Finger. Die Finger wurden ihrer
biologischen Selbständigkeit wegen dem Handteller gegenübergestellt und in beson-
deren Kapiteln behandelt. Beim Fuß spielen die kümmerlichen Bewegungen der
Zehen nicht entfernt diese Rolle. Dafür ist die Zehenmuskulatur zum größten Teil
mit den Metatarsalia in den Dienst des Fußgewölbes getreten. Die Großzehe hat
ihre besondere Bedeutung für den Fuß als Abrollorgan beim Gehen. Die Anordnung
des Stoffes ordnet sich dieser Vereinheitlichung unter, indem wir die Zehen mit in
das Kapitel „Fuß" hineinziehen, während wir bei der oberen Extremität Arm und
Hand zusammengestellt und demgegenüber die Finger als etwas Besonderes heraus-
gehoben haben.
Die Gelenkkapseln, Capsulae articulares, sind nur bei der Art.
tarsometatarsea der Großzehe so selbständig abgeschlossen wie bei der Arti-
culatio calcaneocuboidea. Die Art. cuneonavicularis kommuniziert dagegen
gewöhnlich mit der Art. tarsometatarsea der 2. und 3. Zehe. Gemeinsam
sind auch die Kapseln der Art. tarsometat. der 4. und 5. Zehe. Die Lis-
FEANCsche Amputationslinie eröffnet also drei verschiedene Gelenke. Diese
liegen in einer etwas gebogenen und in sich treppenartig geknickten Flucht-
linie (Abb. 295a). Sie beginnt am äußeren Fußrand hinter der durch die Haut
deutlich sieht- und fühlbaren Tuberositas des Metatarsale V., zieht im Winkel
von 45° zur Längsachse des Fußes gegen den inneren Fußrand hin und endet
Gelenk-
kapseln
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lieh sehr wenig beweglich und die meisten nur dann, wenn Kräfte von außen
das Fußgewölbe treffen und zu zersprengen drohen: Amphiarthrosen.
Die Summation der geringen Einzelbewegungen ergibt unter starkem Druck
von auswärts niebt unerhebliche Ausschläge, besonders für die Supination des
Fußes. So kann z. B. an einem Bänderpräparat die letztere von 21° im Talo-
tarsalgelenk auf 35° gesteigert werden, wenn die Artic. calcaneocuboidea dazu-
kommt. Während im Talotarsalgelenk mit einer Abduktion des Fußes zwangsläufig
eine Pronation verbunden ist, kann die Gesamtsumme der vorderen Gelenke gleich-
zeitig so stark supinieren, daß der Fuß zwar abduziert, aber supiniert statt pro-
niert wird. Alles das geschieht unter der Einwirkung äußerer Gewalt, nicht durch
Muskelzug. Beim Aufsetzen des Fußes auf den Boden übt das Körpergewicht diese
Gewalt aus. So ist vor allem auf unebenem Boden ein Ausweichen des Fußes in
sich möglich, wenn die richtige Unterlage für eine bestimmte Stellung der Fuß-
sohle fehlt. Der Zwangslauf der von den Muskeln ausgeführten Bewegungen in den
Hauptgelenken kann also durch die Amphiarthrosen des Vorfußes kompensiert
werden, so daß das Fußgewölbe vor Belastungen ohne Unterstützung seiner Gewölbe-
rippen, der Metatarsalia, möglichst gesichert bleibt. Eine aktive Pro- und Supination
ohne Beteiligung des unteren Sprunggelenkes ist aber nicht möglich.
Es gibt außerdem unter den genannten Amphiarthrosen solche, welche eine
etwas größere Beweglichkeit haben (relative Amphiarthrosen) und welche dadurch
die distalen Köpfchen der Metatarsalia, besonders der Groß- und Kleinzehe, zu
verstellen gestatten. Am beweglichsten sind die Articulatio cune onavicularis und
die Art. tarsometatarsea zwischen Kuboideum und Metatarsalia IV + V. Die
übrigen Art. tarsometatarseae (für die 1.—3. Zehe) sind unbeweglich. Die Dorsal-
und Plantarflexion der Köpfchen der randständigen Metatarsalia beträgt am Bänder-
präparat unter passivem Druck 10—20°. Beim Lebenden können die kurzen Fuß-
muskeln entsprechende Bewegungen ausführen.
Das Fußgewölbe, welches auf seinen Metatarsalia ruht, ist aktiv veränder- Aus-
lich, und zwar lassen sich nach Bedarf die fünf Gewölberippen gegeneinander aus- ^eit^ier*"
tauschen. Je nach der Pachtung des Druckes, dem der Fuß im ganzen ausgesetzt Gewölbe-
ist, wird bald das eine, bald das andere Metatarsale am stärksten belastet sein. Die 5p,pe!? bei
zugehörige Muskulatur führt den Knochen, wenn er ausweichen sollte, in die für das des^uß^
Fußgewölbe zweckdienlichste Stellung und hält ihn darin fest. Besonders die gewölbes
randständigen Metatarsalia (I. und V.) sind bei seitlichem Aufsetzen des Fußes
gefährdet. Hier sind deshalb auch die größten Muskelmassen aufgehäuft und ihre
Tätigkeit, gemessen an der Ausschlagsmöglichkeit der Mittelfußköpfchen, ist am
erheblichsten.
Da die Zehenmuskeln durch die Beziehungen zu den Rippen des Fußgewölbes
viel wichtiger für den Fuß als für die Zehen sind, so werden wir unten eine Beschrei-
bung der kurzen Fußmuskeln anzuschließen haben, um den ganzen Zusammenhang
der aktiven und passiven Komponenten des Fußes übersehen zu können. Auch hier
ist der Unterschied zur Hand sehr deutlich. Dort sind die kurzen Handmuskeln
fast ausschließlich Muskeln für die Bewegungen der Finger. Die Finger wurden ihrer
biologischen Selbständigkeit wegen dem Handteller gegenübergestellt und in beson-
deren Kapiteln behandelt. Beim Fuß spielen die kümmerlichen Bewegungen der
Zehen nicht entfernt diese Rolle. Dafür ist die Zehenmuskulatur zum größten Teil
mit den Metatarsalia in den Dienst des Fußgewölbes getreten. Die Großzehe hat
ihre besondere Bedeutung für den Fuß als Abrollorgan beim Gehen. Die Anordnung
des Stoffes ordnet sich dieser Vereinheitlichung unter, indem wir die Zehen mit in
das Kapitel „Fuß" hineinziehen, während wir bei der oberen Extremität Arm und
Hand zusammengestellt und demgegenüber die Finger als etwas Besonderes heraus-
gehoben haben.
Die Gelenkkapseln, Capsulae articulares, sind nur bei der Art.
tarsometatarsea der Großzehe so selbständig abgeschlossen wie bei der Arti-
culatio calcaneocuboidea. Die Art. cuneonavicularis kommuniziert dagegen
gewöhnlich mit der Art. tarsometatarsea der 2. und 3. Zehe. Gemeinsam
sind auch die Kapseln der Art. tarsometat. der 4. und 5. Zehe. Die Lis-
FEANCsche Amputationslinie eröffnet also drei verschiedene Gelenke. Diese
liegen in einer etwas gebogenen und in sich treppenartig geknickten Flucht-
linie (Abb. 295a). Sie beginnt am äußeren Fußrand hinter der durch die Haut
deutlich sieht- und fühlbaren Tuberositas des Metatarsale V., zieht im Winkel
von 45° zur Längsachse des Fußes gegen den inneren Fußrand hin und endet
Gelenk-
kapseln