Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0092

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Typus des Wirbels.

81

der lastenden Körperschwere mit abfangen und die Zwischensclieiben zwischen
den Wirbelkörpern entlasten. Die Stellung der Gelenkflächen ist in den ver-
schiedenan Abschnitten der Wirbelsäule sehr verschieden, entsprechend der Ver-
schiedenheit der Motoren, welche die Bewegung leisten, so daß das eine nicht
ohne das andere verstanden werden kann.

Ebensowenig können wir hier im einzelnen von den Muskelvorsprüngen Fortsätze

als Muskel-

der Wirbel sprechen, solange nicht die Muskeln selbst behandelt sind. Im all- hebei,
gemeinen läßt sich sagen, daß alle Fortsätze der Wirbel von Muskeln eingenommen ^„^n^es
und als Hebelarme für ihre Leistung weiter ausgebildet werden. So gibt es Pr°c. trans-

versus

schon bei den Gelenkfortsätzen Fortsätze für Muskeln, Processus mamillares
(nur im Bereich der Lende, Abb. 49). Es kommen noch zwei andere Fortsätze
der Wirbel für die Muskeln in Betracht, welche anfänglich eine andere Bedeutung
haben. Der Dornfortsatz, Processus spinosus, ist ein unpaarer Fortsatz,
welcher den Wirbelkanal nach der gefährdetsten Stelle, der Oberfläche des
Rückens zu, schützt (Abb. 9).
Die Spitzen der Dornen liegen
so oberflächlich, daß sie stets
unter der Haut zu fühlen oder
sogar — je nach Dicke der Haut
und Region des Rückens —
zu sehen sind (Abb. 87). Der

Querfortsatz, Proc. trans- ^*^HHlik, \l Y^u^j/?^ -nLll

versus, stützt jederseits die
Rippe, so daß diese nicht nur

— Tuberculum
costae

antprius \&8x%t ( f~7 iJ- - Foramen costotrans-

versarium

mit dem Wirbelkörper, sondern FJ^7~r-
auch mit der Spitze dieses Fort- (««bei
satzes verbunden ist (Abb. 9).

Ursprünglich hat jedes Meta- y Fovea costalii

mer Rippen, wie noch jetzt bei

rlpn SoV.l'-mo-Pn 711 «pIipti i«t Abb. 46. Wirbel mit Rippe (Schema); rechts vom Beschauer

ueii DOllidligeil ZU bellen ist, Brustwirbel mit ausgebildeter Rippe (vgl. Abb. 66); links:

die ihre Rippen Statt der Ex- schräg schraffiert das Rippenrudiment und der Gesamtquer-

. fortsatz eines Lendenwirbels, kreuzweise schraffiert der

tremitäten zum Kriechen De- Gesamtquerfortsatz eines Halswirbels (vgl. Abb. 49b und

nutzen und deshalb im VoU- Abb- 47 c)-

besitz dieser Skeletteile ge-
blieben sind. Meist gehen die Rippen auf größere Strecken verloren, weil
dadurch eine freiere Beweglichkeit der Wirbelsäule für die betreffende Körper-
region (Hals, Lende) möglich wird. Nur Reste der Rippen bleiben übrig,
und zwar solche Stücke, welche für Muskelansätze (und für Bandansätze)
in Betracht kommen; denn es ist klar, daß die Rippe den günstigsten
Hebelarm für die Bewegung der Wirbel bildet. Es ist gerade so, wie man
einen Menschen leicht herum drehen kann, wenn man die Hand des aus-
gestreckten Armes packt, während es viel schwerer ist, ihn durch Griff am
Körper selbst zu drehen. In der Lendenwirbelsäule ist die Partie der Rippe,
die stehen bleibt, besonders groß. Sie verwächst mit dem Querfortsatz und
tritt scheinbar an die Stelle von diesem (Abb. 46). Man nennt das Rippen-
rudiment Processus costarius s. lateralis; die Spitze des ursprünglichen
Querfortsatzes heißt Processus accessorius (Abb. 49b, c). Der letztere
Name ist sehr unglücklich, aber aus früherer Zeit eingebürgert; der Höcker ist
keine neue Zutat, sondern ein alter Besitz, der die alten Beziehungen zu Nach-
barknochen und -muskeln beibehält, wie sich noch des Näheren zeigen wird.
In der Halswirbelsäule verwächst ebenfalls ein Rippenrudiment mit dem Quer-
fortsatz, doch ist dies kürzer und verschmilzt nur partiell mit letzterem, um
Gefäßen Platz zu lassen, die an dieser Stelle längs den Wirbelkörpern verlaufen

Braus, Lehrbuch der Anatomie. I. 6
 
Annotationen