Es bedeutet nicht viel, wenn man einen Maler als Surrealisten
bezeichnet. Hat einer etwas zu sagen, ist er eine Sache für sich,
und nur der Wunsch, zu verallgemeinern, verführt uns zu
Gruppenbildungen.
1924 war das anders. Da schlossen sich Geistesverwandte zu«
sammen, gaben eine Zeitschrift heraus und begründeten ihr
Anderssein. Das ist über 20 Jahre her. Inzwischen sind wir
gegen Manifeste mißtrauisch geworden und ziehen es vor, die
Einzelleistung zu beurteilen. Diese hängt zwar niemals in
der Luft und kann nur lebendig sein, wenn sie den Weg zu
den Müttern genau so kennt wie den zu den Sternen, aber
wenn sie wahr ist, dann hat sie eher eine Beziehung zu den
Erkenntnissen eines Einstein oder Planck, eines Jung oder
Jordan als zu den Kollegen diesseits und jenseits der Grenzen.
Zusammenschluß ist überzeugender, wenn er über die Zeiten
hinweg erfolgt, wenn Verwandtes bei Blake oder Goya oder
dem Livre des merveilles anklingt als bei Zeitgenossen.
Irgendwo wird man sich schon treffen, aber erst wenn man
fertig ist, kann Übereinstimmung trösten und den Betrachter
überzeugen.
Der Maler hat es schwerer als der Dichter und der Musiker,
man verlangt von ihm Sichtbarkeit, evidente Beweise. Was
man Joyce oder Strawinsky glaubt, bestreitet man dem bil«
denden Künstler, ohne sich klar zu machen, daß er denselben
Anspruch darauf hat, zu gestalten, was heute unsere Wirklich«
keit ausmacht. Sie sieht anders aus, seitdem dieTiefenpsycho«
logie den Typus Mensch neu umschrieb und seinen Standard
abschaffte, seitdem es eine Zeit—Raum—Einheit gibt, und seit«
dem wir gelernt haben, daß Archaismen in der Kunst kein
Spiel der Laune sind.
Heinz Trökes gehört zu den Jüngsten unter den Malern,
die mankennt. Er hat vieles nicht mehr mitbekommen, das Bau«
haus wurde gerade aufgelöst, als er 1933 zu studieren anfing,
die großen Ausstellungen hörten auf. Es gehörte viel dazu,
zu erfahren, bis wohin die Kunst bereits vorgedrungen war.
Man kann schließlich nicht immer wieder von vorn anfangen.
bezeichnet. Hat einer etwas zu sagen, ist er eine Sache für sich,
und nur der Wunsch, zu verallgemeinern, verführt uns zu
Gruppenbildungen.
1924 war das anders. Da schlossen sich Geistesverwandte zu«
sammen, gaben eine Zeitschrift heraus und begründeten ihr
Anderssein. Das ist über 20 Jahre her. Inzwischen sind wir
gegen Manifeste mißtrauisch geworden und ziehen es vor, die
Einzelleistung zu beurteilen. Diese hängt zwar niemals in
der Luft und kann nur lebendig sein, wenn sie den Weg zu
den Müttern genau so kennt wie den zu den Sternen, aber
wenn sie wahr ist, dann hat sie eher eine Beziehung zu den
Erkenntnissen eines Einstein oder Planck, eines Jung oder
Jordan als zu den Kollegen diesseits und jenseits der Grenzen.
Zusammenschluß ist überzeugender, wenn er über die Zeiten
hinweg erfolgt, wenn Verwandtes bei Blake oder Goya oder
dem Livre des merveilles anklingt als bei Zeitgenossen.
Irgendwo wird man sich schon treffen, aber erst wenn man
fertig ist, kann Übereinstimmung trösten und den Betrachter
überzeugen.
Der Maler hat es schwerer als der Dichter und der Musiker,
man verlangt von ihm Sichtbarkeit, evidente Beweise. Was
man Joyce oder Strawinsky glaubt, bestreitet man dem bil«
denden Künstler, ohne sich klar zu machen, daß er denselben
Anspruch darauf hat, zu gestalten, was heute unsere Wirklich«
keit ausmacht. Sie sieht anders aus, seitdem dieTiefenpsycho«
logie den Typus Mensch neu umschrieb und seinen Standard
abschaffte, seitdem es eine Zeit—Raum—Einheit gibt, und seit«
dem wir gelernt haben, daß Archaismen in der Kunst kein
Spiel der Laune sind.
Heinz Trökes gehört zu den Jüngsten unter den Malern,
die mankennt. Er hat vieles nicht mehr mitbekommen, das Bau«
haus wurde gerade aufgelöst, als er 1933 zu studieren anfing,
die großen Ausstellungen hörten auf. Es gehörte viel dazu,
zu erfahren, bis wohin die Kunst bereits vorgedrungen war.
Man kann schließlich nicht immer wieder von vorn anfangen.