Die Kirche der Santissima Annunziata gehört seit Jahrhunderten zu den besuchtesten
und bevorzugtesten Ivirchen der Stadt, nimmt wol überhaupt unter ihnen
die erste Stelle ein. Hauptsitz der Serviten, der «Diener Mariä (Servi di Maria)», war
und ist sie der Mittelpunkt der Marienverehrung in Florenz. Sie steht in dieser Hin-
sicht auch nicht hinter dem Dom zurück, der gleichfalls der Madonna geweiht ist.
Vielmehr hat sie vor diesem etwas voraus, das ihr die stete Verehrung der Menge
wie auch der bevorzugtesten Kreise gesichert hat: ein weitberühmtes Muttergottesbild,
ein Fresko der Verkündigung Mariä, nach dem die Kirche den Namen angenommen
hat, ein wunderthätiges Bild, in dem der Madonnenkopf als nicht von Menschenhand
gemalt gilt. Ihre Anziehungskraft hat sich auch in der künstlerischen Ausstattung der
Kirche geltend gemacht. Während der Dom Jahrhunderte hindurch ohne Fassade blieb,
bis unsere Zeit das Versäumte nachholte, und auch im Innern nie zu der ihm ge-
bührenden Prachtentfaltung kam, häuften sich in der Annunziata, Jahrhundert um Jahr-
hundert, Menschenalter um Menschenalter, die Kunstwerke derart, dass der Platz nicht
reichte. Die alten Werke, die regelmässig dem Banne des Unmodernen verfallen, mussten
weichen, sie wurden noch mehr als in anderen Kirchen verdrängt, verdeckt, modernisirt.
Der Bau selbst ist noch alt, vom Vorhof bis zur Kuppel ein hervorragendes Denkmal
des Quattrocento, aus anspruchslosem Zustande von Michelozzo zu dieser Grossartig-
keit gebracht. Die Ausschmückung aber ist überwiegend aus modernen Stiftungen
verschiedenen Alters zusammengesetzt und lässt nur noch errathen, wie sie ursprünglich
gewesen sein mag, als sie in den besten Zeiten der Kunst frisch aus den Händen der
Künstler hervorgegangen war. Die Kirche hat damals ein harmonisches Aussehen ge-
habt, Bau und Schmuck standen miteinander in Einklang, zwei Menschenalter hatten
hingereicht, die auch in Florenz einzig dastehende Anlage zu einer Sehenswürdigkeit
der Stadt zu machen. Am 18. October 1444, dem Festtag des Evangelisten Lucas,
wurde der Grundstein zum umfassenden Erweiterungsbau durch den Patriarchen von
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und bevorzugtesten Ivirchen der Stadt, nimmt wol überhaupt unter ihnen
die erste Stelle ein. Hauptsitz der Serviten, der «Diener Mariä (Servi di Maria)», war
und ist sie der Mittelpunkt der Marienverehrung in Florenz. Sie steht in dieser Hin-
sicht auch nicht hinter dem Dom zurück, der gleichfalls der Madonna geweiht ist.
Vielmehr hat sie vor diesem etwas voraus, das ihr die stete Verehrung der Menge
wie auch der bevorzugtesten Kreise gesichert hat: ein weitberühmtes Muttergottesbild,
ein Fresko der Verkündigung Mariä, nach dem die Kirche den Namen angenommen
hat, ein wunderthätiges Bild, in dem der Madonnenkopf als nicht von Menschenhand
gemalt gilt. Ihre Anziehungskraft hat sich auch in der künstlerischen Ausstattung der
Kirche geltend gemacht. Während der Dom Jahrhunderte hindurch ohne Fassade blieb,
bis unsere Zeit das Versäumte nachholte, und auch im Innern nie zu der ihm ge-
bührenden Prachtentfaltung kam, häuften sich in der Annunziata, Jahrhundert um Jahr-
hundert, Menschenalter um Menschenalter, die Kunstwerke derart, dass der Platz nicht
reichte. Die alten Werke, die regelmässig dem Banne des Unmodernen verfallen, mussten
weichen, sie wurden noch mehr als in anderen Kirchen verdrängt, verdeckt, modernisirt.
Der Bau selbst ist noch alt, vom Vorhof bis zur Kuppel ein hervorragendes Denkmal
des Quattrocento, aus anspruchslosem Zustande von Michelozzo zu dieser Grossartig-
keit gebracht. Die Ausschmückung aber ist überwiegend aus modernen Stiftungen
verschiedenen Alters zusammengesetzt und lässt nur noch errathen, wie sie ursprünglich
gewesen sein mag, als sie in den besten Zeiten der Kunst frisch aus den Händen der
Künstler hervorgegangen war. Die Kirche hat damals ein harmonisches Aussehen ge-
habt, Bau und Schmuck standen miteinander in Einklang, zwei Menschenalter hatten
hingereicht, die auch in Florenz einzig dastehende Anlage zu einer Sehenswürdigkeit
der Stadt zu machen. Am 18. October 1444, dem Festtag des Evangelisten Lucas,
wurde der Grundstein zum umfassenden Erweiterungsbau durch den Patriarchen von
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