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welche das knorplige Primordialskelett zeitlebens behalten (Knorpelfische), in dem
Maasse als die Verknöcherung im Primordialskelett um sich greift, auch die secun-
däre Knochenbildung ausgebreiteter ist, ja wir werden sehen, dass in vielen Fällen,
bei Amphibien und Vögeln, die Verknöcherung im Primordialskelett gar nicht erwar-
tet wird, sondern die Knochenbildung gleich als secundäre oder, wie man sich aus-
drückt, als Auflagerung beginnt. Es wird sich daraus schliesslich ergeben, dass
fast Alles, was von Knochenstructur, Wachsthum und Metamorphose
der Knochen des erwachsenen Körpers in den Handbüchern bisher ge-
lehrt wurde, auf das secundäre Skelett zu beziehen ist.

Um dies darzuthun und eine allseitige Verständigung zu erzielen, dürfte es zweck-
mässig sein, von der Structur des fertigen Skelettes auszugehen und in der Beob-
achtung seiner Entstehung, auf dem umgekehrten Wege der bisherigen Untersuchung,
bis zu dem Punkte herabzusteigen, wo wir das Primordialskelett gelassen haben und
das secundäre Skelett sich an dasselbe anschliesst. Dort angelangt, wird man am
besten im Stande sein, das Verhältniss beider ins Auge zu fassen und ihre wahre
Bedeutung zu erkennen.

Cap. I. Vom fertigen Knochengewebe.

Die Resultate der Untersuchungen über den Bau und die Structur des fertigen
Knochens, die man so ziemlich als abgeschlossen betrachten darf, lassen sich mit
wenigen Worten folgendermassen zusammenfassen. Alle Knochen bestehen aus einer
organischen Grundlage und einer im Verhältniss zu anderen Geweben unverhältniss-
mässig grossen Menge unorganischer Salze, welche mit einander aufs innigste ver-
bunden sind. Man erhält die organische Grundlage durch Ausziehen der Salze mit-
telst verdünnter Säuren, die Salze durch Calciniren, indem man die organische Grund-
lage durch Glühen zerstört. In beiden Fällen erhält man die Gestalt des Knochens,
dort als eine weiche, biegsame Substanz (Knochenknorpel der Autoren), hier als ein
sprödes, leicht zerbröckelndes, erdiges Gerüste. Die Bewahrung der Continuität der
Knochentheilchen in beiden Fällen ist ein sicherer Beweis, dass die Verbindung der
organischen und unorganischen Materie auf keiner gröberen Juxtaposition, son-
dern auf einer innigen moleculären Durchdringung beruht. Histologisch stimmt
die Knochenmaterie mit der Grundsubstanz des hyalinen Knorpels darin überein, dass
sie ebenfalls durchaus homogen, allenthalben, gleich' dicht ist und das Licht allen-
thalben auf gleiche Weise bricht, unterscheidet sich aber von ihr durch einen regel-
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