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Brugsch, Heinrich [Editor]
Geographische Inschriften altägyptischer Denkmäler (Band 1) — Leipzig, 1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.5550#0085
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ZWEITES KAPITEL.

DIE NAMEN AEGYPTENS NACH DEN DENKMÄLERN, DIE H AU l'T EIN THE ILLING IN OBER- UND

UNTERAEGYPTEN UND DER NIL.

Weder die von den Griechen seit Homer für dies Land gebrauchte Bezeichnung
AWYTIT02, noch die semitische Form ByTMa (neben »rBöjY*), woher die heutige Benennung

Misr, enthalten, so scheint es**), eine Umschreibung des einheimischen Namens dieses
Landes, sondern beide stehen, trotz mannigfacher Versuche sie aus dem Aegyptischen zu er-
klären, als ein Räthsel ohne Lösung da.

Der gewöhnliche, volkstümliche Name Aegyptens, in allen Epochen des äg. Sprachstammes,
hat zum Consonantengerüst die beiden Buchstaben KM. Sie sind enthalten in der Gruppe1
No. 358 oder 359, welche, wie immer, mit Anwendung des ursprünglich ideographischen, dann
phonetisch-syllabarisch gewordenen Zeichens des Krokodillschwanzes (nach Horapollon's
Erklärung ein Symbol des Dunklen: o/.orog öi kiyovreg, kqov.oöüIov ovqav 'Cor/Qacpovoiv L 70)
geschrieben werden. In einigen Fällen, jedoch seltener, wird dem Worte Kern die Verlänge-
rung pfo-n „das Land von—" vorgesetzt, wie in dem hieratischen Papyrus Sallier No. 3
(S. 10 L. i)'p.fo-n-Kem (3G0) „das Land von Aegypten," ähnlich wie ebendort (S. 7 L. 8) von
p.fo-n Chetüu (361) „dem Lande der Cheta" gesprochen wird. Der hierogl. Name Kern findet
seine entsprechende Form in der Volkssprache unter der Gestalt Kernt, mit angehängtem i
(3G2, vergl. Grammaire demotique §. 12C pag. 56). Die Fortsetzung beider stellt sich end-
lich in dem jüngsten Idiome des Aegyptischen, der kopt. Sprache, in den dialektisch verschie-
denen Formen theb. tuuie, baschm. khau, memph. x»'Wl dar, deren Wurzel, wie in den älteren
Dialekten, das Wort kh.w, khaic, x*wc schwarz, schwarz sein ist. Aegypten hiess das
schwarze Land (daher sein Beiname fteläfißtolos beim Steph. v. Byz.), der Farbe seines Bo-
dens wegen, im Gegensatz zu dem oft mit ihm genannten Lande Deser.t „dem rothen"***).
Bekannt ist die Stelle beim Plutarch de Iside et Osiride (c. 33 pag. 58 ed. Parthey) über die
Schwärze Aegyptens: „das meist schwarzerdige Aegypten nennen sie, wie das Schwarze
im Auge, yr^iia, und vergleichen es mit dem Herzen: denn es ist warm und feucht, und wird
von den südlichen Theilen der bewohnten Erde eingeschlossen und umgränzt, wie das Herz
von der linken Seite des Menschent)." Hierin wird auf das offenste die alte Aussprache mit

») Vergl. auch Steph. v. Byz. s. voc. AlyvTuog: txli)»i) x«i MYZPA »; yün« anh <I>oivix«>v, denn so
muss offeubar statt des sinnlosen MYAPA der Ausgaben gelesen werden.

**) Ueber meine Vermuthung, den Namen AXyvnrog für Fluss und Land aus dem altäg. H'a-ke-ptali
„die Kultstätte Ptah's oder Phthah's" abzuleiten, vergl. mau weiter unten, wo ich von den verschiedenen
Benennungen des Nil und seiner Arme handeln werde.

***) Vergl. No. 363 Ti-n-nek Kern Des'er.1 „wir geben dir das Land Kein und das Land Descher," so
redet häufig Hathor die Könige an. Für Kern und Descher finden sich die Varianten 3G4-3Ü5. Ich
zweifle nicht, dass unter Descher Libyen zu verstehen ist, welches nach Herodot's (II. 12) richtiger Be-
merkung mehr röthlich ({qvOqot^t) yij), dagegen Aegypten schwarz (uiXnyyttioi) ist.

f) Man vgl. mit dieser Behauptung, dass Aegypten einem Herzen ähnlich sei, das oben S. 31 Gesagte.

Bruqsch, Geographie des alten Aegypten». I. ]0
 
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