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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0048
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14. Jahrhundert vor Chr. einer der Namen des Ba:__*■ ly^^/-----

kam em suh-tpir em nun „der sich gebildet aus dem Ei hervortretend aus demürge-
wässer" gewesen. Derselbe Gelehrte hat gleichzeitig (1.1.205) darauf hingewiesen, dass
auch nach den Vorstellungen der phönizischen Kosmogonie des Sanchuniathon
der Urschlamm (tAvg\ Muit genannt, in der Gestalt eines Eies gebildet wurde,
aus welchem alle anderen Dinge, und unter ihnen zuerst durch ein Aufblitzen des
Mc6t, die Sonne mit den übrigen Gestirnen hervorgingen. In der Thatheisst es von
der Sonne auf ägyptischen Denkmälern: Hormayu . . . pir em nun „der Sonnengott
Hormachu trat heraus aus dem Nun" (1. 1. 185 Anm. 3). Und hernach weiter: Hor-
mayu . . . uon-f (irui-f sehet-neftaut ap-nef herh er heru pirnuteru em ro-fneru
cm uta-uf xet nid yeper-sen dm-f .... üben em ne%eb „der Sonnengott, er öffnete
„seine Augen, da erleuchtete er die Erde, und schied die Nacht von dem Tage.
„Es gingen hervor die Götter aus seinein Munde und die Menschen aus seinen
„Augen. Alle Dinge, sie wurden durch ihn [als er] leuchtend emporstieg aus
„der Lotusblume". In einer poetischen Auffassung wird hier, wie oft, das
Emporsteigen der Sonne aus dem Urgewässer durch die Lotusblume vermittelt,
welche unwillkührlich an indische Legenden erinnert.

Auch im Todtenbuche (Kap. 17, 2 li.) wird auf diesen Mythos Rücksicht
genommen. Es heisst daselbst nach den ältesten und verständlichsten Redactionen:
nen yeper sedes Sou au-f lir qaa em yomunu „nicht war bestehend der Wolken-
„himmel des Gottes Schou, da war er (Eä) auf der Höhe in IlermopoMs Magna".
Kein Ausleger, so viel ich sehe, hat bis jetzt deu Ausdruck qaa „Höhe"

( ^vMvdJ var' ^sUUw1) i'ichtig verstanden. Mit dieser Bezeichnung waren,

den Angaben der Nomoslisten zufolge, die Felder und Wiesen belegt, welche zu
dem Nomos Hermopolites gehörten und zu welchen der Kanal vom Nile aus
das Wasser der Ueberschwemnmng hiuleitete. Wir werden somit den geogra-
phischen Ausdruck qaa am passendsten durch „Hochfeld" zu übertragen haben
und uns dabei stets an die topographische Lage erinnern müssen.

IIa, so hat es den Anschein, tritt aus dem Ei hervor. In seiner Nähe weilt
seine Mutter ^ ment d. i. die Westgöttin, welche an dieser Stelle seine Herkunft
aus dem Westen symbolisirt. Er nimmt Platz auf dem Rücken einer heiligen Kuh,
erfasst ihre Hörner und schwimmt auf der grossen Wasserfläche, der sogenannten
meh-ur oder uer oder, mit eingeschobenem Artikel, meJit-uer, einher. Auch hier-
bei treten uns unwillkührlich bekannte Anklänge der Denkmälerwelt entgegen.
Zunächst die eine Vorbemerkung, dass der mythologische Name einer Kuh
Namens Mehtuer (wörtlich: „grosse Fülle" s. oben S. 36) den Klassikern bekannt
war. Plutarch wenigstens (de Iside et Os. c. 56) sagt Msüleq (var. MeÖovrjo) sei
eine der Bezeichnungen der Göttin Isis gewesen und der Name sei zusammen-
gesetzt, nämlich er. te tov Tthjoovg „aus dem Vollen" xal rov ahiov „und dem
Ursächlichen", denn, wie er philosophirend hinzusetzt, nli]Qt]g yaq iaviv rj vlrj
rov xoa/iov „die Hyle, die Materie, ist in Fülle vorhanden" in Verbindung mit
dem Guten, dem Reinen und wohl Geordneten. Klarer kann in der That der
Hinweis auf die Bedeutung der Mehtuer nicht sein. Sie repräsentirt den Urstoff,
die feuchte Materie (zugleich nach heraklitischer Vorstellung die Mutter des
 
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