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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0049
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Lichtes), auf welche im Anfange alles Seins die göttliche Schöpfungskraft zunächst
als Licht oder Wärme ihre belebende Wirkung ausübte. Vielfach tritt uns die
Mehtuer unter dem Bilde einer Kuli auf den Denkmälern entgegen. Bald, mit
halbem Körper, erscheint sie heraustretend aus einer wüsten Gebirgsgegend (dem
Oasengebiete?), bald auch als Vollkuh, auf welcher der Gott sitzt, mit den
Händen sich an ihren Hörnern festhaltend. Auch als stehende Göttin, mit er-
hobenen Armen, haben wir sie bereits oben S. 36 näher kennen gelernt. Die
merkwürdigste Darstellung der Kuh bleibt jedenfalls die von den Herrn Naville
und Birch (s. oben ßibl. Arch. a. a. 0.) publicirte Abbildung (sammt den zu-
gehörigen Texten) des Thieres in dem Grabe Königs Seti I. zu Biban-el-moluk.
Im Texte selber (leider gerade an der wichtigsten Stelle sehr zerstört) wird aus-
drücklich erzählt, wie R'c Platz genommen habe auf dem Rücken der Kuh, welche
als Himmelsgöttin Nut aufgefasst erscheint (s. Zeile 30—32). Ihr besonderer

Name in dieser Bolle war !^^^"vm1k[" ¥hu enti-u „Hunderttausende von

Wesen" (s. Zeile 44). Ihre Glieder und deren göttliche Insassen werden ausser-
dem der Reihe nach beschrieben (42 fll.).
Col. 24. 10) „Heracleo/iolis Magna" ägj'pt. %mmsu (?), heute A/inas, war der nächste
Ort, nach welchem sich der widderköpfige Rä von Hermopolis M. aus begab.
Auch das Todteubuch 1. 1. bestätigt den Zusammenhang, der mythologisch zwischen
beiden Orten nachweisbar ist. Um denselben meinen Lesern deutlicher zu machen,
lege ich die Uebertragung der betreffenden Stelle vom Anfange des 17. Kapitels
an vor, unter steter Berücksichtigung der von mir in Klammern eingeschlossenen
variirenden Lesarten.
„Ich bin Tum, [welcher geschaffen hat den Himmel].
„Ich war ganz allein in dem ürgewässer Nun.

[„Ich bin erschienen aus dem Ürgewässer Nun".]
„Ich bin Ra, in seinen Erscheinung[en] am Anfang der [alias: seiner] Herrschaft

[„über das, was er geschaffen hat".]
„Erkläre was das ist:

„R'i [in seiner Erscheinung] am Anfang der Herrschaft über das, was er

„geschaffen hat, das ist Rä, der zuerst erschienen ist [als König über das,

„was er geschaffen hat] in der Stadt xinensu als das Seiende. (Noch) nicht

„war bestehend der Wolkenhirnmel des Gottes Sou, da war er (bereits) auf

„dem Hochfelde der yomuni'':

Rä tritt hiernach zuerst als König seiner Schöpfung in der Stadt yßiensu

auf, deren Widderbild zu allen Zeiten der ägyptischen Geschichte unter dem

Namen Har-Saf*) „der Urkraft" in grösstem Ansehn stand.

Unser Oasentext lehrt deutlich, und damit stimmen die Abbildungen sämmt-
licher Oasentempel überein, dass Rä in seiner Widderform als der Urtypus der
Gottheit verehrt ward. Schritt auf Schritt können wir die Wanderung d.
h. Verbreitung des heiligen Widders und seines Cultes mit unserem Texte in der
Hand verfolgen. Der Widder gelangt von %inensu zunächst nach

*) Auch diesen Namen kannte das griechische Alterthum sehr wohl. Plutarch de Is. et Os. c. 37 fahrt
ihn in der Umschreibung l4paa<fr;g auf, welches Wort soviel als td üvdpeiov „die Mannhaftigkeit" bedeute.

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